Schon gewusst? Insekten, die auf dem Wasser laufen

14. Mai 2019 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

 

Wasser hat viele ungewöhnliche Eigenschaften, die das Leben auf unserem Planeten Erde überhaupt erst möglich machen. Es kommt gleichzeitig in den drei Aggregatzuständen fest, flüssig und gasförmig vor. Wasser ist im gefrorenen Zustand leichter als im flüssigen und schwimmt an der Oberfläche von Seen und Meeren. Wäre Eis schwerer als Wasser, würde es auf den Boden der Gewässer absinken und kaum wieder auftauen. Wassermoleküle sind polar. Brückenbindungen zwischen ihnen halten sie zusammen. An der Grenzfläche zwischen Wasser und Luft befindet sich eine regelmäßige Anordnung miteinander und mit den darunter befindlichen Wasserschichten verbundener Wassermoleküle. Das führt dazu, dass sich das Wasser verhält als sei es mit einem unsichtbaren Film überzogen. Leichte Objekte durchdringen diesen Film nicht so ohne weiteres.
Insekten wie die langbeinigen Wasserläufer (Gerris lacustris) haben sich an das Leben auf der Wasseroberfläche perfekt angepasst. Ihre Körperunterseite und die Beine sind sehr fein wasserabstoßend behaart. Durch Einfetten mit Sekreten wird ihre Unbenetzbarkeit optimiert. Elegant und flink sausen die Wasserläufer über die Oberfläche stehender Gewässer. Oberflächenwellen, die von Artgenossen oder abgestürzten Beuteinsekten verursacht werden, können sie mit empfindlichen Sinnesorganen an den Beinen wahrnehmen und auswerten. Zügig können sie zu auf der Wasseroberfläche zappelnden Insekten eilen, um sie auszusaugen. Dieses Beutefangverhalten wird optimal von Wellenfrequenzen von 20 bis 200 Hz ausgelöst. Aber auch zur Kommunikation untereinander werden Oberflächenwellen genutzt. Männchen locken mit selbsterzeugten Frequenzen von 3-10 Hz Weibchen an, während Frequenzen von 80-90 Hz als territoriales Signal dienen, mit dem andere Männchen vom eigenen Revier ferngehalten werden. Zur Richtungsorientierung können die Zeitdifferenzen erkannt werden, mit denen die Oberflächenwellen die rechten und linken Beine erreichen. Laufzeitdifferenzen von 1-4 ms können wahrgenommen werden.
Um, wie in der Bibel geschildert, Jesus auf dem See Genezareth laufen zu lassen, bedurfte es schon eines Wunders. Auf dem Wasser zu laufen ist uns nur mit aufwendigen Hilfsmitteln möglich. Das Gefühl zu Schwimmen ohne unterzusinken kann man aber immerhin im Toten Meer erleben.

(H.J. Ferenz)

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben