„Rares-Bares“ im Landesmuseum Halle

16. November 2021 | Bildung und Wissenschaft, Kultur | 4 Kommentare

Historische Münzfunde können viel erzählen über Wirtschafts- und Sozialgeschichte, über historische und politische Ereignisse und Persönlichkeiten. Sie sind sehr gut datierbar. Fundmünzen sind neben Urkunden wichtige Quellen für Informationen über wirtschaftliche Entwicklungen, über Handelsgeografie und Siedlungsgeschichte sowie über zeitgeschichtlich-politisch bedeutsame Ereignisse. Um diese Informationen erschließen zu können, hat das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt begonnen, 18.500 Fundmünzen aus Sachsen-Anhalt, die aus der Zeit vom Mittelalter bis zur Neuzeit stammen, digital zu erfassen. In Vorarbeiten seit 2017 wurden mit Fördermitteln des Landes Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeitet dem Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung die Techniken zur digitalen Erfassung der Münzen entwickelt. Mit dem „Optical System for Coin Analysis and Recognition“ können einzelne Münzen basierend auf ca. 1.000 optischen Merkmalen erfasst werden und anhand ihres digitalen Fingerabdruckes eindeutig und unverwechselbar identifizierbar beschrieben werden. Von jeder Münze werden 150 verschiedene Fotos hergestellt und zu einer Gesamtinformation verarbeitet. Zu den digitalen numismatischen Daten werden Erkenntnisse zur Fundortrecherche hinzugefügt. Diese Analyse ermöglicht anhand von Erwerbungsakten, Sammlungsverzeichnissen und Korrespondenz die über verschiedene Museen und Sammlungen verstreuten Münzfunde ihrem einstigen Fundort zuzuordnen. Zahlreiche Hortfunde (Schätze) wurden oft aufgeteilt und auf verschiedene Sammlungen verteilt. Zur Erfassung und Einbindung bereits bekannter numismatischer Daten, also wer ließ welche Münzen wo prägen, wird das „Kompetenznetzwerk zur kooperativen Erschließung und Nutzung der Objektdaten von Münzsammlungen“ genutzt.  Insgesamt ermöglicht das Projekt „Rares-Bares“ eine grundlegende zukunftsweisende digitale Erschließung und Nutzung des Quellenmaterials über Münzen für die Forschung und die interessierte Allgemeinheit. 

Gefördert wird das Projekt „Rares-Bares – Digitalisierung und Bereitstellung mitteldeutscher Fundmünzen als Fundament für die Rekonstruktion von Wirtschaftsräumen vom Mittelalter bis zur Neuzeit“ aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung“.  

(H.J. Ferenz)

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