Mit Apps, Tags und Wearables gegen das Coronavirus

28. Juni 2021 | Bildung und Wissenschaft, Natur & Gesundheit | Keine Kommentare

 

Digitale Werkzeuge sind zu einem wichtigen Baustein für die Eindämmung der Coronavirus-Pandemie geworden. Sie dienen der Kontaktnachverfolgung, unterstützen den öffentlichen Gesundheitsdienst und sind für wissenschaftliche Untersuchungen – etwa zur Übertragung des Virus – nützlich. In Form von Apps für Smartphones und tragbaren elektronischen Sensoren zur Abstandsmessung, sogenannte Tags und Wearables, binden sie die Bevölkerung aktiv ein.

Wie sich die Wirksamkeit solcher digitalen Werkzeuge bei der Kontaktnachverfolgung verbessern lässt, beschreibt ein Diskussionspapier, das heute von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina veröffentlicht wurde. Die Autorinnen und Autoren sehen Bedarf für eine kontinuierliche, nachhaltige und abgestimmte staatliche Strategie für den Einsatz und die Weiterentwicklung digitaler Hilfsmittel sowie für Informationen über die Funktionalitäten, Chancen und Risiken.

Der Einsatz digitaler Werkzeuge wird bis auf Weiteres auch bei hoher Immunisierungsrate der Bevölkerung notwendig bleiben. Denn wegen neuer Virusvarianten mit erhöhter Infektiosität und unbekannten
Immunausweichmechanismen besteht das Risiko neuer Infektionswellen, schreiben die Autorinnen und Autoren des Diskussionspapiers. Um Ansteckungsketten zu unterbrechen, ist es wichtig, Risikokontakte schnell zu erkennen sowie potenziell infizierte Personen zu warnen und zu isolieren.

„Vor allem bei dynamischem Infektionsgeschehen sind digitale Hilfsmittel für die Kontaktnachverfolgung unerlässlich!“, erklärte Professor Thomas Lengauer, Mitglied des Leopoldina-Präsidiums und einer der Autoren des
Papiers. Der konsequente Ausbau digitaler Werkzeuge sei zum Management dieser Pandemie erforderlich ‒ ebenso wie für die Vorbereitung auf eine nächste Pandemie. „Die Digitalisierung der Prozesse in den Gesundheitsämtern sowie die automatisierte Unterstützung bei der Infektionskettennachverfolgung sollte mit Nachdruck vorangetrieben
werden“, betont der Informatiker, der emeritiertes Mitglied am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken ist.

Ein viel genutztes digitales Werkzeug hierzulande ist die Corona-Warn-App, die mit staatlicher Unterstützung entwickelt wurde und seit Juni 2020 zur Verfügung steht. Seit April 2021 bietet sie zusätzlich eine Check-in-Funktion und seit Mitte Juni kann sie den Impfstatus anzeigen. Für die Pandemiebekämpfung sind höhere Nutzungszahlen wünschenswert, heißt es in dem Diskussionspapier. Die Autorinnen und Autoren setzen in
dieser Hinsicht vor allem auf die Check-in-Funktion für die Registrierung in Geschäften, in der Gastronomie und bei Veranstaltungen ‒ für die es neben der Corona-Warn App auch weitere viel genutzte Lösungen gibt (etwa die Luca-App) ‒ sowie auf die Anzeige von Testergebnissen und des Impf- sowie Genesenenstatus. Neben diesen bereits verbreiteten Apps adressiert das Papier auch weitere digitale Hilfsmittel, die zum Teil bereits im Einsatz und zum Teil im Entwicklungsstadium sind.

Voraussetzung für eine höhere Akzeptanz und Nutzung digitaler Werkzeuge ist, dass ihr Einsatz freiwillig erfolgt und die Wirkungsweisen, mit denen sie zur Eindämmung der Pandemie beitragen sollen, transparent und nachvollziehbar dargestellt werden, schreiben die Expertinnen und Experten. Nach der Einführung der Corona-Warn-App Mitte 2020 seien Chancen verspielt worden, das Vertrauen der Bevölkerung in die App nachhaltig zu stärken und deren Nutzung kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu bewerben. Sie betonen die Bedeutung fortwährender transparenter Kommunikation von Neuentwicklungen und die kontinuierliche Bewerbung der
digitalen Werkzeuge. Grundsätzlich solle bei der digitalen Pandemiebekämpfung der restriktive Umgang mit personenbezogenen Daten beibehalten werden.

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