Millionenförderung für neues Graduiertenkolleg an der MLU

9. November 2020 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

 

Der Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat vergangenen Freitag entschieden, ein neues Graduiertenkolleg (GRK) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) einzurichten. Dieses soll den Namen „Amphiphilie Plus: Selbstorganisation weicher Materie durch multiple nicht-kovalente Wechselwirkungen“  tragen. In der ersten Förderphase bis 2025 stehen für das Doktorandenprogramm rund 4,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Zur Erklärung: Amphiphile Substanzen sind sowohl wasser- als auch fettlöslich. „Die Natur nutzt Amphiphilie zur Selbstanordnung von Molekülen.“, erklärt Prof. Dr. Dariush Hinderberger, der designierte Sprecher des neuen GRK. Es handelt sich dabei um ein grundlegendes Prinzip, nach dem Moleküle aufgebaut sind: Erst durch die verschiedenen Anteile an fett- und wasserlöslichen Anteilen erhält ein Molekül seine bestimmte Form und die Möglichkeit, mit anderen größere Aggregate aufzubauen.

„Die Natur geht aber noch einen Schritt weiter und gibt den Molekülen zum Beispiel noch eine Ladung mit oder baut andere Atome ein.“, sagt Hinderberger. Daraus entstehen neue Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Molekülen. Über diese Wechselwirkungen lassen sich komplexe Systeme und Strukturen aufbauen, wie sie etwa in Proteinen, Enzymen oder Polymeren zu finden sind.

Die Projekte der künftigen Doktorandinnen und Doktoranden des GRK untersuchen die Amphiphilie sowie weitere Wechselwirkungen aus sehr verschiedenen Perspektiven: Denkbar sind etwa experimentelle oder theoretische Arbeiten aus den Bereichen Chemie, Physik und auch Mathematik. „Wir wollen das gesamte Spektrum der Moleküle, möglicher Methoden und Disziplinen abdecken.“, sagt Hinderberger. Hierfür haben die halleschen Forscherinnen und Forscher ein elaboriertes Ausbildungsprogramm entwickelt. So durchlaufen alle Promovierenden verschiedene Kurse, in denen ihnen das notwendige methodische Know-how und Grundlagenwissen vermittelt wird. Hinzukommen speziell zugeschnittene Coaching-Angebote. Das Programm beinhaltet auch Gastaufenthalte an verschiedenen renommierten Forschungseinrichtungen weltweit, etwa der ETH Zürich und der Pariser Sorbonne Université.

Die Doktorandinnen und Doktoranden haben während ihrer Promotion dann außerdem die Möglichkeit, innerhalb des GRK sogenannte Inkubatorenprojekte zu beantragen. Das sind Forschungsprojekte, die über die eigentliche Promotion hinausgehen und für die die Promovierenden selbst verantwortlich sind. „Unsere Doktorandinnen und Doktoranden sollen nicht nur theoretisch lernen, was es heißt, ein Projekt zu leiten, sondern auch in einem abgesteckten Rahmen erste praktische Erfahrungen sammeln können.“, erklärt Hinderberger.

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