Mal schnell rüber ins Archiv

20. Juni 2017 | Bildung und Wissenschaft, Nachrichten | 3 Kommentare

Einer der Schränke im Universitätsarchiv Dachritzstraße 12 mit historischen akademischen Requisiten. In der Mitte: Adler-Schreibmaschine, Modell Nr. 7.

Das Beste am neuen Universitätsarchiv ist, dass es nur drei Minuten entfernt liegt vom Uniplatz, in der Dachritzstraße nämlich, dort, wo vormals Anglistik, Romanistik und Slawistik untergebracht waren. Die sind längst auf dem neuen Steintor-Campus und so konnte das Archiv der Universität, seit Jahrzehnten in ein marodes Haus in die Pfännerhöhe verbannt, endlich den ihm gebührenden Raum erhalten: 1800 klimatisierte Quadratmeter nicht nur für die insgesamt vier Kilometer langen Akten aus allen Jahrhunderten seit Bestehen der Universität, sondern auch für die Gemälde, Büsten, wertvollen Bücher und Möbel, die bislang in der Obhut der Kustodie waren.

Seit diesem Jahr nämlich sind Kustodie und Archiv zusammengelegt worden, eine sehr kluge Entscheidung, weil damit auch die Archivalien einen höheren Stellenwert erhalten. Darunter sind z.B. die 76 historischen Matrikelbände, in die sich jeder Student bis 1979 eintragen musste. So weiß man, dass der junge Händel in Halle nicht nur Musik gemacht, sondern sich auch als Jurastudent eingetragen hatte. Nicht nur eingeschrieben, sondern tatsächlich hier studiert haben z.B. die Dichter Clemens Brentano und Joseph v. Eichendorff oder der spätere SPD-Politiker Kurt Schumacher. Die ältesten und wertvollsten Stücke sind zwei Urkunden: das von Kaiser Maximilian I. im Jahr 1502 unterzeichnete Gründungsprivileg für die Universität Wittenberg sowie eine päpstliche Bulle von 1507, in der ihre Gründung und Ausstattung bestätigt wird.

Michael Ruprecht, Leiter des Universitätsarchivs und der Kustodie

Beides ist im neuen Archiv kühl verwahrt unter hoch angebrachten Glasplatten und nun – zumindest für größere Menschen – einsichtig. Rektor Prof. Sträter dankte in seiner Ansprache allen, die beim aufwändigen Umzug mitgeholfen haben. Jede Akte musste aus den alten Kartons umgelagert werden in neue aus säurefreiem und alterungsbeständigem Karton. Innenminister Holger Stahlknecht nannte das neue Universitätsarchiv das schönste Gedächtnis der Stadt. Am meisten aber freute sich natürlich Michael Ruprecht, Universitätskustos und Leiter des Archivs, der nun von den Ausstellungen der Kustodie im Löwengebäude jederzeit schnell rüber springen kann ins Archiv: Halle habe damit eines der modernsten Hochschularchive Deutschlands. Und zerschnitt zur Eröffnung ein rotes Band, das er aus dem Zugang  zum schimmeligen Keller aus der Pfännerhöhe mitgebracht hatte. Kein Durchgang! stand darauf. Treffender hätte man den Beginn einer neuen Zeit für das Universitätsarchiv nicht symbolisieren können.

Jetzt fehlt nur noch die Aktualisierung seiner Website: www.archiv.uni-halle.de

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