Landesregierung setzt Lehreroffensive fort – Aktuelle Zahlen und Diskussionen

6. Oktober 2021 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Gestern war der Tag der Lehrerin und des Lehrers. Schon seit nunmehr 27 Jahren soll dieser Tag an die ILO/UNESCO-Empfehlung über die Stellung der Lehrer und die bedeutende Rolle der Lehrer für qualitativ hochwertige Bildung erinnern, auf die verantwortungsvolle Aufgabe von Lehrern aufmerksam machen und das Ansehen dieses so wichtigen Berufs erhöhen.

Gestern nun erklärte Bildungsministerin Feußner, die selbst viele Jahre als Diplomlehrerin für Mathematik, Physik und Astronomie gearbeitet hat: „Allen Lehrerinnen und Lehrern Sachsen-Anhalts, allen zukünftigen und schon aktiven Weltenrettern möchte ich anlässlich dieses Internationalen Tages Worte des Dankes, der Anerkennung und des Respekts übermitteln: Tag für Tag stehen Sie vor den Schülerinnen und Schülern unseres Landes Ihre Frau bzw. Ihren Mann. Sie sind Wissens- und Wertevermittler, Sie begeistern, wecken Neugier und sind für jene, die den Lehrerberuf später selbst ergreifen, oft lebensprägende Vorbilder. Ob vor der Klasse, am heimischen Schreibtisch, auf Klassenfahrten, Exkursionen oder bei Elternabenden: Sie leisten Großartiges, Ihnen gebühren Dank und Anerkennung!“

Weiter führte Feußner aus, die Landesregierung werde die begonnene Lehreroffensive auch in der aktuellen Legislaturperiode fortsetzen. Auch die Zahl der pädagogischen Mitarbeiter und Schulverwaltungsassistenten werde deshalb erhöht, um die Lehrkräfte zu entlasten. Sie kündigte an: „Als Ausdruck der Wertschätzung und im Bewusstsein der hohen Ansprüche und Anforderungen an den Lehrerberuf schaffen wir derzeit die Voraussetzungen dafür, dass den Lehrkräften in Sachsen-Anhalt schon ab dem 1. Januar 2022 der im Koalitionsvertrag vorgesehene jährliche Präventionstag zur Verfügung stehen wird.“

Derweil gab die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) anlässlich des nun begonnenen neuen Wintersemesters die aktuellen Zahlen im Bereich des Lehramts bekannt. Demnach waren zum 1. Oktober dieses Jahres insgesamt 728 Erstsemester im Lehramt immatrikuliert: 224 für das Lehramt an Grundschulen, 149 für das Lehramt an Sekundarschulen, 266 für das Lehramt an Gymnasien und 89 für das Lehramt an Förderschulen.

Weiter hieß es seitens der Universität, auch das berufsbegleitende Seiteneinsteiger-Programm von Lehrkräften gehe mit diesem Wintersemester in eine zweite, erfolgreiche Runde. So befänden sich aktuell über 50 Lehrerinnen und Lehrer aus Sachsen-Anhalt in der Qualifizierungsmaßnahme, die die Universität Halle für die Fächer Deutsch und Englisch durchführt.

Seitens vieler Studierender regt sich jedoch auch Kritik am Programm und Vorgehen des Bildungsministeriums und an der internen Lehramtsstudium-Organisation der Universität. So berichten etwa viele Studierende, dass sich die Situation insbesondere durch die Corona-Pandemie erschwert habe und es kaum möglich sei, mit dem Studium wie geplant fortzufahren.

„Man hört jetzt überall, Lehrkräfte werden händeringend gebraucht und ließt an jeder Ecke von den Programmen der Regierung, den Mangel zu bekämpfen. Trotzdem habe ich das Gefühl mehr Steine als Hilfen in den Weg gelegt zu bekommen!“, so die Meinung eines aktuellen Lehramts-Studierenden. Durch den erzwungenen Lockdown und die Schulschließungen sei es zum Beispiel zu einem großen Stau an Studierenden gekommen, die auf die Möglichkeit der Praktika an den städtischen Schulen noch immer warten. Viele Schulen kämpfen demnach noch immer mit hohen Ausfallquoten aufgrund von Quarantänebestimmungen. „Es fehlt einfach an einer klaren Linie, die am Ende ihres Studiums stehenden Lehrkräfte in diesem Punkt eindeutig zu unterstützen! Stattdessen aber bekommt man die Information, bei nicht zeitgerechter Beendigung eines Seminars oder einer fehlenden Einschreibung in eine Vorlesung zu einem sich stetig verlängerndem oder noch fehlenden Praktikums, keinerlei Ausnahmen akzeptieren zu wollen, sodass am Ende die unfreiwillige Verlängerung der Studienzeit unausweichlich scheint.“

Politik trifft Realität, sind wohl die passenden Worte für dieses Dilemma, dessen Lösung trotz zunehmenden Handelns seitens der Verantwortlichen leider noch immer in weiter Ferne scheint.

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