Kamm archäologischer Fund des Monats Januar 2019

8. Januar 2019 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Kranzberg bei Kuckenburg (Photo E. Paust Uni Jena)

Die frühmittelalterliche Kuckenburg bei Esperstedt im Saalekreis, ca. fünf Kilometer nordöstlich von Querfurt, unweit des heutigen Ortes Kuckenburg, liegt auf einem beeindruckenden Bergsporn – dem Kranzberg. Seit 2005 erforscht die Friedrich-Schiller-Universität Jena in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt sowie dem Museum Burg Querfurt die Anlage. Über die Grabungsergebnisse berichtet das Landesamt im Fund des Monats.
Die Burg Kuckenburg wird 979 n.Chr. in einer Urkunde Ottos II. aufgeführt. Nach den bisherigen Grabungsergebnissen war die frühmittelalterliche Kuckenburg auf dem Kranzberg zweiteilig. Die Hauptburg besaß eine Größe von 1,5 Hektar. Auf drei Seiten war die Hauptburg durch den Steilabhang ins Weidatal schon natürlich geschützt, zum Plateau hin sicherte ein mächtiges Befestigungswerk aus einer insgesamt 230 Meter langen, rechtwinklig angelegten Mauer und einem davorliegenden Graben den Zugang. Eine Toranlage zeichnet sich eventuell im Nordbereich ab. Die Vorburg besaß eine Größe von 2,3 Hektar und war zum Plateau hin mit einer Befestigung aus Mauer und Graben gesichert.

Kuckenburg-Kamm (Photo E. Paust Uni Jena)

Bei weiteren geomagnetischen Untersuchungen des Bodens der Kuckenburg zeichnete sich ein rechteckiger Bau von 20 mal 10 Metern ab. Im Zuge der Grabung zeigte sich, dass es sich hierbei um den Grundriss einer Saalkirche mit Chor und Apsis und einer Gesamtlänge von 30 Metern handelt. Die Anlage ließ sich auf die Zeit um 1.000 n. Chr. datieren. Innerhalb der Grabungsfläche konnten neben einer Vielzahl älterer spätbronzezeitlicher Gruben auch zwei frühmittelalterliche Grubenhäuser aufgedeckt werden. Die Archäologen fanden hier neben Tierknochen und gebrannten Lehm vor allem zwei eiserne Ringe, eine Schnalle sowie eine große Anzahl an Keramikscherben. Den interessantesten Fund des Gebäudes stellt ein Dreilagenkamm dar. Es handelt sich um einen einreihigen Kamm, der etwa zur Hälfte erhalten ist. Die drei knöchernen Lagen wurden durch mehrere eiserne Niete miteinander verbunden, von denen noch zwei vorhanden sind. Der erhaltene Teil des Kammes weist eine Länge von 7, eine Höhe von 3,2 und eine Dicke von 0,9 Zentimetern auf. Von den beiden Griffplatten ist eine mit Linienbündeln aus jeweils sechs Linien verziert, wohingegen die zweite komplett unverziert blieb. Die sehr feine Zähnung des Kammes weist noch mindestens 11 Zahnplättchen mit je 2 Zentimetern Kammbreite auf. Anhand der beschriebenen Merkmale des Kammes ergibt sich eine Datierung in das 8. und 9. Jahrhundert. Ob sich die Burgherrinnen mit diesem Kamm ihr langes wallendes Haar pflegten oder sich die Merseburger Domherren, denen die Burg damals gehörte, damit die Kopfläuse aus dem Bart kämmten, lässt sich natürlich heute nicht mehr feststellen.
(H.J. Ferenz)

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