Junge Kolumbianerin für Engagement und Leistung ausgezeichnet

30. März 2021 | Bildung und Wissenschaft, Soziales | 4 Kommentare

Jeder einzelne internationale Studierende bedeutet für Deutschland eine Bereicherung – Das sieht auch der seit 1925 tätige Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) so. Die weltweit größte Förderorganisation für den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern hat es sich deshalb zum Ziel gemacht, junge engagierte internationale Studierende und Hochschulabsolventen durch Fortbildungen, Publikationen, Veranstaltungen oder Auszeichnungen zu unterstützen.

Zu letzteren zählt unter anderem der mit 1.000 Euro dotierte DAAD-Preis für hervorragende Leistungen internationaler Studierender an den deutschen Hochschulen, deren Preisträger und Preisträgerinnen nicht nur für ihre anerkennenswerten und außergewöhnlichen akademischen Leistungen, sondern auch für ihr besonderes soziales und kulturelles Engagement geehrt werden und für Deutschland ferner künftige Partner in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft darstellen.

Zu den diesjährigen Ausgezeichneten gehört auch die an der Martin-Luther-Universität (MLU) in Halle studierte 30-jährige Lina Maria Rayo Abella. Ihr Masterstudium beendete die gebürtige Kolumbianerin erst im Dezember 2020 am Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften mit einer experimentellen Arbeit unter dem Titel „In-vitro Studien zum Einfluss von Cholesterol auf die enterale Vitamin D-Aufnahme“, welche sie – genau wie zuvor auch schon ihren Bachelor – mit Bestnote absolvierte.

Auf die Frage nach ihrer Reaktion auf die DAAD-Auszeichnung erklärt die junge Wissenschaftlerin bescheiden, mit einer Vergabe des Preises an sie nie gerechnet zu haben: „Ich habe mich eigentlich nur auf Anraten meiner Dozentinnen beworben und konnte es daher kaum glauben, als ich von meiner Auszeichnung erfuhr. Besonders Frau Prof. Dr. Stangl und Frau Dr. Brandsch gebührt daher mein Dank für ihre stetige Unterstützung und Anleitung, die weit über die bloße Ermutigung zur Bewerbung hinausgeht.“ Jetzt erfülle sie die Auszeichnung natürlich mit Stolz, fügt sie an.  Besonders schön sei zudem, trotz des alltäglichen Kampfes gegen die noch immer auftretenden Sprachbarrieren zeigen zu können, dass harte und engagierte Arbeit sich dennoch lohne und überdies auch wertgeschätzt werde.

Ein besonderes Anliegen ist der Kolumbianerin deshalb, auch andere ausländische Mitbürger und Mitbürgerinnen zu motivieren und in ihrem Werdegang und Einleben in die deutsche Gesellschaft und ihre Gepflogenheiten zu unterstützen. Schließlich kenne sie die vor allem anfangs herausfordernden aber notwendigen Behördengänge und die mit diesen verbundenen bürokratischen Hürden nur allzu gut selbst. Über die von ihr administrierte Facebookgruppe „Latinos in Halle“ und auch den vor Corona wöchentlich organisierten „Spanisch-Stammtisch“ – bei welchem sich sowohl Deutsche, die an der spanischen Sprache interessiertet sind, wie auch spanischsprachige Menschen jeden Alters zum gemeinsamen Austausch treffen konnten – versuche sie daher bei eben diesen Schwierigkeiten des alltäglichen Lebens behilflich zu sein.

Ein anderes von ihr in die Wege geleitetes Projekt ist darüber hinaus ein kleiner Online-Nachhilfe-Kurs zu den Grundlagenfächern für eine Gruppe Medizin-Studierende der Universidad Magdalena an der Karibikküste Kolumbiens. Zunächst habe sie nur versucht, die Fragen und Unklarheiten ihrer jüngeren Schwester in Bezug auf deren Studium zu klären. Mit der Zeit habe sich dann jedoch eine richtige kleine Gruppe gebildet, in welcher Themen besprochen und die Fragen der Studierenden erläutert und diskutiert würden. „An Bücher heranzukommen, ist in Kolumbien viel schwieriger und vor allem teurer als hier in Deutschland.“, erklärt Rayo Abella: „Sogar die Universitätsbibliotheken sind deshalb sehr viel spärlicher ausgestattet und verleihen ihre Bücher – wenn überhaupt – nur stundenweise!“ Deshalb habe sie es sich für ihren Online-Kurs zur Aufgabe gemacht, über das Netzwerk der MLU in Halle nach zu den Themen passender Literatur zu recherchieren und dann für die kolumbianischen Studierenden zu übersetzen. „Im Vergleich zu anderen Ländern bietet Deutschland so viele Chancen und Möglichkeiten, die viele Leute inzwischen als selbstverständlich erachten. Ich versuche deshalb diese Vorteile so gut es geht zu nutzen und sie auch anderen zur Verfügung zu stellen.“, so die MLU-Absolventin.

Sie selbst hatte das deutsche Bildungssystem bereits 2012 im Rahmen einer vom DAAD geförderten Studienreise kennengelernt und sich – unzufrieden mit ihrem bisherigen Studium des Chemieingenieurwesens in der südamerikanischen Neun-Millionen-Metropole Bogotá – rasch dazu entschlossen, eine akademische Laufbahn in Deutschland anzustreben.

Letztere ist nun aber noch lange nicht am Ende: Jetzt möchte die 30-Jährige gern promovieren, mehr praktische Erfahrung sammeln und sich wissenschaftlich weiterqualifizieren, um dann vielleicht eines fernen Tages auch ihrem Heimatland etwas zurückgeben zu können.

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