Hohe Misserfolgsquote am Gymnasium: Linke fordert Überdenken der frühen Schulwegsentscheidung

25. April 2022 | Bildung und Wissenschaft, Politik | Keine Kommentare

Harsche Kritik am Schulsystem hat die oppositionelle Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt  zuletzt geäußert und zur Bekämpfung der hohen Rate von Misserfolgen an den Gymnasien gefordert, die Entscheidung über den Besuch der weiterführenden Schule in Klasse 4 zu überdenken.

So führte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecher der Linkspartei, Thomas Lippmann, etwa an, dass Daten des statistischen Landesamtes belegten, dass in jedem Schuljahrgang am Gymnasium durchschnittlich 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen letztlich kein Abitur ablegten.

Ferner legten die Daten für die Jahrgänge 5 bis 10 außerdem nahe, dass schon vor dem Übergang in die gymnasiale Oberstufe etwa 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler das Gymnasium kurze Zeit später wieder verlassen würden.

„Das Tausendfache Scheitern von Schüler*innen an einer Schulform, die eigentlich besondere Erfolge verspricht, ist ein schlimmer Zustand.“, so Lippmann: „Jedes Jahr werden so tausende Schulkarrieren gebrochen und Schülerinnen und Schüler, die mit guten Noten und einer Gymnasial-Empfehlung aus den Grundschulen kommen, schon nach wenigen Jahren mit schlechten Noten und ohne die erhofften Lernerfolge an die Sekundar- und Gemeinschaftsschulen zurückgeschickt.“

Nach Meinung der Fraktion sei dies vor allem ein strukturelles Problem, da die Gymnasien die einzige Schulform seien, die jedes Jahr in beliebigem Umfang Schülerinnen und Schüler abschulen könnten, ohne dass sich jemand für die Gründe des Misserfolges interessiere.

„Es ist auch bezeichnend, wenn Vertreter des Philologenverbandes das Scheitern von etwa 40 Prozent der Gymnasiasten an die Kinder abschieben und herablassend von >>Dünnbrettbohrern<< sprechen.“, so Lippmann weiter. Diese sehr schlichte Art der Ursachenanalyse belege einerseits die oft fehlende Achtung gegenüber den Leistungen und andererseits auch diejenige gegenüber den Problemen der Schupflichtigen.

Weiterhin wies Lippmann auf Studien wie etwa die Pisa-Untersuchungen hin, in denen deutlich dargelegt werde, dass etwa die Hälfte aller Schullaufbahnempfehlungen in der 4. Klasse bei den 9 bis 10-jährigen Kindern eine „falsche“ Prognose über die geeignete Schulform abgeben würden. Seine Fraktion bezweifle daher klar die Zuverlässigkeit dieser Empfehlungen und fordere eine Überdenkung der Empfehlung in der 4. Klasse. Zudem müsse man integrierende Gesamtschulen und die Gemeinschaftsschulen, welche eine späte trennung der Schulwege praktizieren, noch stärker fördern.

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