Fritz Hartnagel selbst hätte diese Ehrung nicht gewollt

14. April 2018 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Die am Von-Danckelmann-Platz 1 befindliche Erinnerungstafel

Es geschah vor 73 Jahren am 14. April. Es war auch ein Samstag. Ob genauso die Sonne schien, können wir nicht sagen. Aber der Kommandant der Truppen in der Luftwaffennachrichtenschule, Fritz Hartnagel, der Verlobte von Sophie Scholl, entschloss sich zusammen mit seinen Soldaten zur Aufgabe. Die amerikanischen Truppen rückten unaufhaltsam vor.

Enthüllung der Tafel von Angehörigen von Fritz Hartnagel und Alfred Bauer.

Im Beisein von Angehörigen, Vertretern der Stadt, und zahlreichen anderen Ehrengästen (darunter Petra Sitte MdB) wurde heute, 14. April, die Erinnerungstafel an Fritz Hartnagel (damals 28 Jahre alt) und Alfred Bauer (damals 29 Jahre alt) enthüllt, die sich am Eingang des Weinberg-Campus befindet. Der hallesche Stadtrat beschloss am 26.10.2016 mit der Aufstellung einer Tafel am Standort Heide-Campus der Martin-Luther-Universität, um an diese Ereignisse zu erinnern. Finanziert hatte die Tafel der Weinbergcampusverein. Für Bürgermeister Geyer ging damit ein langer Diskussionsprozess zu Ende. Die Tafel sei ein Kompromiss gewesen. Beide Geehrten hätten sich entschlossen den sinnlosen Kampf der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg aufzugeben. Da sie mitgeholfen hätten, dass Halle der kompletten Zerstörung entging, seien sie zwei aufrechte mutige Menschen gewesen. Es gibt inzwischen einen Trend zum Vergessen. Wir tragen zwar alle keine Schuld mehr, aber wir tragen Verantwortung. Friedemann Stengel von der Theologischen Falkultät der Martin-Luther-Universität betonte: Widerstand war in der Wehrmacht die Ausnahme. Das jetzt zwei Wehrmachtsoffiziere geehrt werden sollte nicht darüber hinwegtäuschen. Die Ehrung sei ein Kompromiss, den alle in Halle mitgetragen hätten.

Ohne Alfred Bauer hätte es mich nicht gegeben!

Herr Hartnagel, Sohn von Fritz Hartnagel

Der älteste Sohn Fritz Hartnagels, Thomas Hartnagel, zeigte tiefe Dankbarkeit gegenüber Alfred Bauer. Ohne das beherzte Einschreiten des Adjutanten wäre sein Vater wohl von einem Standgericht erschossen worden und er wäre nie geboren worden. Er überbrachte auch Grüße von seiner Mutter Elisabeth Scholl, der Schwester Sophie Scholls. Sein Vater selbst, Fritz Hartnagel, hätte so eine Ehrung wohl nicht gewollt. Herr Hartnagel schilderte den Weg seines Vaters von einem überzeugten Wehrmachtssoldaten bis zum Pazifisten, der als Blockierer einer Kaserne 1983 verurteilt wurde. Er würde ihn nicht als Widerstandskämpfer bezeichnen, aber Alfred Bauer und Fritz Hartnagel wären Widerständige gewesen. Ein Angehöriger von Alfred Bauer sprach der Stadt Halle und Herrn Keller für den Einsatz für diese Ehrung seinen tiefen Dank aus.

Fotos und Text: TK

Viele Menschen sind gekommen, um Alfred Bauer und Fritz Hartnagel zu ehren.

Hintergrund:

Im April 1945 erreichten amerikanische Truppen Halle und leiteten damit das Ende des 2. Weltkriegs ein. Am 14. April 1945 weigerte sich Hauptmann Fritz Hartnagel, den in den Kasernen der Luftwaffennachrichtenschule stationierten Truppen den Befehl zur Fortsetzung der Kämpfe gegen die US Army zu geben. Sein Adjutant, Oberleutnant Alfred Bauer (1916-1945), wurde bei dem Versuch, das Leben von Fritz Hartnagel zu beschützen, von deutschen Soldaten erschossen. Hallespektrumartikel zum Thema.

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