Ein Stolperstein für Fritz Pfifferling

22. März 2018 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Gunter Demnig bei der Stolpersteinverlegung

Der Künstler Gunter Demnig hat heute einen Stolperstein für Fritz Pfifferling in der Franckestr. 12 verlegt. Dafür hatte Gary Samenfeld aus Greenville, South Carolina gespendet, der heute als Verwandter der Pfifferlings in den USA lebt.

Julius („Jule“) Pfifferling, geboren am 21. Juni 1883 in Wanfried / Hessen diente als
deutscher Soldat im 1. Weltkrieg. Seine Nichte Hildegard Samenfeld schilderte ihn als freundlichen, sanften Menschen, der sich gern mit Freunden in einer nahe gelegenen Kneipe zum Kartenspiel traf. 1933 wurde das Viehgeschäft aus dem „Mitteldeutschen Verein des Pferdehandels“ ausgeschlossen und nach dem Berufsverbot 1937 mussten die Brüder Pfifferling den Viehhandel einstellen.
Am 25. April 1938 gehörte Julius Pfifferling zu den 13 halleschen Juden, die im Rahmen der „ASR-Aktion“ festgenommen und ins KZ Buchenwald gebracht wurden. Diese willkürlichen Festnahmen dienten der Abschreckung und sollten andere Juden zum Weggang aus Deutschland bewegen. Julius Pfifferling erhielt in Buchenwald die Häftlingsnummer 2870 und musste im Steinbruch arbeiten. Drei Wochen nach der Einlieferung ins KZ wurde der 54-Jährige am 16. Mai 1938 angeblich „auf der Flucht“ erschossen. Die Polizei übergab der Familie seine Urne und ließ sie für die Einäscherungskosten aufkommen. Da eine Urnenbeisetzung auf jüdischen Friedhöfen traditionell nicht vorgesehen ist, wurde von der Gemeinde für diese Unglücklichen auf dem Jüdischen Friedhof Dessauer Straße eine Sondergrabanlage angelegt.
Seine Frau Dorothea und sein jüngster Bruder Friedrich (Fritz) Pfifferling (*2.11.1889 in Halle) flüchteten am 25.4.1939 per Schiff nach Shanghai, dem einzigen Ort, der
Flüchtlinge visumfrei aufnahm. Unter elenden hygienischen Bedingungen grassierten dort viele Krankheiten und Fritz starb 52-jährig am 1.10.1942. Dorothea überlebte das
Ghetto in Shanghai und übersiedelte später nach England

Auch der Religionskurs der Saaleschule unter Anleitung der Lehrerinnen Frau Hatnik und Frau Sandow hatte sich mit dem Projekt Stolpersteine beschäftigt und Spenden für drei Steine zusammengetragen. Diese betrafen Moritz Victor, Emilie Victor und Elli Victor in der Kirchnerstraße 10.

Detaillierte Informationen zu den am 22. März 2018 verlegten Steinen finden Sie unter: http://zeit-geschichten.de/visuals/Flyer2018.pdf

Quelle: Verein Zeitgeschichte(n), (Fotos: Anne Kupke)

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