Die Elster – Eine Kleptomanin?

14. Mai 2022 | Bildung und Wissenschaft, Natur & Gesundheit | 4 Kommentare

In diesen für viele Vogelarten schwierigen Zeiten behaupten sich Elstern offenbar ganz gut. Man findet sie häufig in unserer offenen Kulturlandschaft in der Nähe von menschlichen Siedlungen, in Parks und Gärten. Mit ihrem auffälligen schwarz-weißen Gefieder sind die Rabenvögel leicht erkennbar. Von menschlichen Aktivitäten wenig beeindruckt bauen sie ihre großen, nicht sehr kunstvoll wirkenden Nester selbst in Bäumen an stark befahrenen Straßen. Charakteristisch sind die Hauben auf den Nestern, die gut vor Nesträubern schützen. Elstern beginnen frühzeitig mit dem Nestbau. Sie arbeiten gleichzeitig an mehreren Nestern; aber nur eins wird letztlich genutzt. Über die unfertigen und verlassenen Nester freuen sich andere Vögel, wie z. B. Waldohreulen oder Falken.

Elsterpaare bleiben ein Leben lang zusammen. Das können bis zu 15 Jahre sein. Sie suchen ihre Nahrung vorzugsweise auf dem Boden. Der körperlange Federschwanz ist hilfreich beim Balancieren und signalisiert Stärke und Gesundheit. Ihr Nahrungsspektrum ist recht breit: Insekten, Würmer, Schnecken, Früchte, Samen, Abfälle, gelegentlich auch Eier kleiner Singvögel. Man hielt sie für Schädlinge, die vor anderen Vogelnestern nicht haltmachen, und bejagte sie bis sie fast ausgerottet waren. Jetzt sind sie nicht mehr gefährdet.  

Elstern sind ziemlich intelligente Vögel. Versteckte Nahrung finden sie meist gut wieder. Sie verstehen es, anderen Essbares abzujagen. Elstern stehlen und sammeln alles was glitzert und glänzt, wurde immer wieder behauptet. Dazu hat Gioacchino Rossini mit seiner Oper „Die diebische Elster“ (La gazza ladra) wesentlich beigetragen (1817). In der Opernstory stiehlt eine Elster einen silbernen Löffel. Der Diebstahl wird aber einem Dienstmädchen angelastet. Sie entgeht der drohenden Todesstrafe und wird rehabilitiert, als man die Elster bei einem erneuten Diebstahl erwischt. Die flotte Oper mit eingängigen Melodien war ein großer Erfolg. Inzwischen widerlegten britische Forscher in Wahlversuchen die angedichtete Kleptomanie. Zwar nähern die Elstern sich mit vorsichtiger Neugier dem Glitzerkram, empfinden ihn aber störend und bedrohlich und versuchen, die Gegenstände zu entfernen. Sie sammeln sie nicht.

Und hier noch ein link zur Ouvertüre der Oper „Die diebische Elster“ von G. Rossini: https://www.dailymotion.com/video/x1yyfwc.

Übrigens: Vom 13. bis 15.Mai 2022 ist Vogelzählung. Dazu beobachtet und zählt man eine beliebige Stunde lang an beliebigen Orten Vögel und meldet das Ergebnis dem NABU. Näheres dazu und Formulare gibt es hier: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/index.html.

(H.J. Ferenz)

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