Das Schuljahr war schlecht, aber das nächste Schuljahr wird besser…

27. Juni 2017 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Am gestrigen Mo., 26. Juni, kurz nach 22. Uhr fand im MDR-Fernsehen in der Sendung „Fakt ist!“ eine Diskusion über die Bildungspolitik, die Unterrichtsversorung und den Lehrermangel in Sachsen-Anhalt statt. Teilgenommen haben neben den Zuständigen Bildungsminister Marco Tullner die Schulleiterin Katrin Jelitte aus Aschersleben, der Linkenpolitiker Thomas Lippmann und der Prof. Axel Gehrmann, TU Dresden, Erziehungswissenschaften. Nachzuschaunen ist dieses Sendung (sicherlich zeitlich begrenzt) hier: „Fakt ist!“

Unser Kommentar dazu:

Ich hatte mich gefreut, als der Mann aus Halle, Marco Tullner, Bildungsminister wurde. Er schien der Kerl zu sein, der Probleme erkennt und das Steuer herumreißen kann. Ein Jahr danach: Der Mann, der das Steuer herum reißen sollte, sitzt am Ruder und steuert wissentlich auf den Abgrund zu. Die ganze Körperhaltung ist verkrampft, er spricht viel zu leise, nuschelt. Kurz und gut: Er wirkt schlapper als die Lehrer/innen, die ein hartes Schuljahr hinter sich hatten. Statt Zuversicht auszustrahlen, ist er die personifizierte Ratlosigkeit. Statt Tatkraft, die dringend notwendig wäre, zeigt die ganze Körperhaltung des Mannes, wie resigniert er ist: Verbrannt, bevor überhaupt Gestaltung möglich war. Seine Mantras sind: Nächstes Schuljahr wird es besser und er kann nichts weiter machen, hat zwei Hauptschuldige: Den Haushalt und den Koalitionsvertrag. In der Diskussion mit der sehr kompetenten Schulleiterin, dem engagierten Bildungspolitiker und dem abgeklärten Erziehungswissenschaftler, aus der er sofort wichtige Handlungsansätze mit ins Ministerium mitnehmen hätte können, befindet er sich die ganze Sendung über in der Defensive. Noch schlimmer wird das Debakel, als die Moderatorin Anja Heyde Eltern- und Schülervertreter mit in die Diskussion holt. Wenn ein Elternvertreter kompetenter als der Bildungsminister wirkt, ist etwas falsch gelaufen. Denn Marco Tullner möchte nicht gestalten, schon mal gar nicht die Bildung, oft befaßt er sich mit anderen Problemen. Aktuell interessiert es ihn mehr, ob Halle eine Helmut-Kohl-Straße bekommt. Ansonsten möchte er das Bildungselend und den Lehrermangel verwalten. Er wird das auf den Rücken der Kinder und Lehrer/innen tun. Für ihn wird das bald abgehakt sein, vielleicht kommt dann ein anderes Ministerium, das mehr Möglichkeiten bietet. Die Bildungswüste bleibt. Das nächste Schuljahr wird bestimmt besser, ganz bestimmt …

Paula Poppinga

Update:

Bildungsminister Tullner findet es übrigens langweilig, uns seine eigene Sicht zur Bildungsmisere und den Lehrermangel zukommen zu lassen. Das finden wir in der Tat wiederum sehr, sehr schade.

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