Corona & Tagungsreisen in der Wissenschaft
8. März 2021 | Bildung und Wissenschaft | 2 Kommentare
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Für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ist die Teilnahme an internationalen Fachtagungen ein wesentliches Element ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Präsentation und kritische, offene Diskussion von Forschungsergebnissen erfolgen hier in persönlichem Kontakt. Anregungen und Ideen werden ausgetauscht, Kooperationsmöglichkeiten ausgelotet, vertrauensvolle und oft sogar freundschaftliche Beziehungen begründet. Tagungen sind für den hochqualitativen wissenschaftlichen Fortschritt notwendig.
Corona hat internationale Wissenschaftskongresse bisheriger Art zum Erliegen gebracht. Das ist zwar gut fürs Klima, gut für Forschungsetats, vielleicht auch für die Wissenschaftler-Familien, wie Prof. J. Gerhards in einem aktuellen Beitrag für DIE ZEIT konstatiert (Nr.10, p. 43, 4.3.2021). Dem internationalen Austausch in den Wissenschaften tut das aber nicht gut.
Für mich als Ruheständler ist das zwar nicht mehr wirklich relevant. Aber zurückblickend möchte ich viele persönliche Begegnungen nicht missen. Es waren oft die Kontakte am Rande der Kongresse, die wichtige Impulse für die eigene Forschung lieferten, den eigenen Horizont erweiterten. Manch gute Zusammenarbeit kam bei Kaffee und Bier zustande. Ich meine insbesondere die eher kleineren Fachtagungen und nicht die Riesenkongresse mit u.U. Tausenden von Teilnehmern.
Was tun? Einschränkungen beim „Wissenschaftstourismus“ sind sicherlich unumgänglich. Breitangelegte Kongresse haben m.E. keine Zukunft mehr. Mit Impfnachweis könnten zukünftig kleinere Wissenschaftsveranstaltungen möglich sein. Geplante Tagungen sollten darauf geprüft werden, inwiefern sie durch online-Veranstaltungen ergänzt oder gar ersetzt werden könnten. Regelmäßige Online-Workshops, die häufiger als Jahrestagungen angeboten werden können, wären sogar ein Gewinn. Forschungsfördernde Institutionen und Universitäten sollten eingesparte Reiseetats in verbesserte technische Kommunikationseinrichtungen und Vernetzungen dafür investieren. Die Technologien dafür sind ja vorhanden. Man muss sie nur nutzen!
(Hans J. Ferenz)
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Es geht doch nichts über eine gute Brieffreundschaft.
Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Manche dieser beruflichen Treffen und Kongresse vermisse ich sehr, andererseits – jenseits von Corona, waren solche Reisen doch oft mit einem erheblichen Aufwand an Zeit, Flugstress, Geld und ökologischem Wahnsinn verbunden. Erst in Pandemiezeiten lernen wir, dass vieles anders geht – auch wenn eine Videokonferenz nicht die zwanglose internationale Kneipenrunde zur Nachbesprechung ersetzt.
Eines ist m.E. jetzt schon sicher: nach der Pandemie wird nie wieder wie vor der Pandemie sein.