Auch Bäume schwitzen

26. Juli 2018 | Bildung und Wissenschaft | Ein Kommentar

Bäume beeinflussen das Stadtklima positiv

Die langanhaltende Trockenheit und die hohen sommerlichen Temperaturen lassen nicht nur uns Menschen, sondern auch die Bäume in unserer Umwelt schwitzen. Schwitzen bewirkt Kühlung. Denn beim Schwitzen verdunstet Wasser auf der Körperoberfläche und dabei entsteht Verdunstungskälte. Über Schweißdrüsen gelangt das für das Schwitzen notwendige Wasser auf unsere Körperoberfläche. Viele Tiere haben aber gar keine Schweißdrüsen; sie verschaffen sich dann Kühlung z.B. durch Hecheln. Bäume „schwitzen“ durch kleine Spaltöffnungen in der Oberfläche der Blätter. Bis zu 400 Liter Wasser verdunstet ein Baum an einem sonnigen Tag, erhöht dadurch die Luftfeuchtigkeit und kühlt seine Umgebung um einige Grad ab. Dieses leisten unsere städtischen Bäume unter schwierigen Bedingungen. Feinstaub und Abgase schädigen die Spaltöffnungen, Wurzeln müssen im städtischen Boden immer wieder Umwege um Beton, Rohre und Leitungen machen. Vielen Bäumen bleiben nur wenige Quadratmeter offener Boden rund um ihren Stamm. Für die Bäume ist unbedecktes Erdreich jedoch lebenswichtig, damit das Regenwasser bis zu ihren Wurzeln sickern kann. Diese viel zu kleinen Flächen werden zudem oft zugeparkt oder durch Betreten verdichtet.
Zwischen zehn und mehreren hundert Litern Flüssigkeit transportiert ein Baum am Tag von den Wurzeln hinauf zu den Blättern, wo das Wasser für die Photosynthese und zum Erhalt der Blattstruktur benötigt wird. Bäume nutzen für den Flüssigkeitstransport unter anderem den sogenannten Kapillareffekt, der durch die Oberflächenspannung des Wassers und der Grenzflächenspannung der Flüssigkeit mit der Kapillarenwand hervorgerufen wird. Das Wasser steigt innerhalb dünner Kanäle im Holz wie von selbst nach oben, und zwar desto höher, je dünner die Kanäle sind. Der Anstieg kommt zum Erliegen, wenn das Eigengewicht der Flüssigkeitssäule die Kapillarkräfte überwiegt. Der Kapillareffekt allein ist aber nicht in der Lage, das Wasser in einem Baum zu transportieren. Als weiterer Antrieb dient der durch Verdunstung des Wassers aus den fünf bis zehn Nanometer winzigen Blattporen. Es kommt so zu einem Sog in den dünnen Kanälen, der das Wasser schließlich nach oben bis in die Blätter zieht.

Kastanie eingemauert

Trockenschäden an Kastanie

Bäume können sich an die Verfügbarkeit von Wasserressourcen im Boden anpassen. Die Wurzeln wachsen bis sie das Grundwasser erreichen oder bilden ein feines Wurzelwerk aus, mit dem sie dem Boden osmotisch Feuchtigkeit entziehen. Das dauert aber. Deshalb muss den Bäumen jetzt mit reichlichem Gießen geholfen werden, denn sinkt die Wasserleitfähigkeit des Baumes unter 40% droht er zu sterben.
Platanen verlieren in diesen Tagen große Stücke ihrer Rinde. Das ist normal und hat nur wenig mit der Sommerhitze zu tun. Durch kräftiges Wachstum des Stammes platzt die abgestorbene ausgetrocknete Rinde großflächig ab. (H.J. Ferenz)

Platanen vor dem Landesmuseum

Abgefallene Platanenrinde

Platane frisch entrindet

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