Bernd Göbel und seine Medaillenkunst

5. März 2018 | Nachrichten, Rezensionen | 2 Kommentare

Im Vorjahr erschien im Mitteldeutschen Verlag mit „Verschiedenes Hell“ die Autobiografie des Bildhauers Bernd Göbel – anlässlich seines 75. Geburtstages. Nun hat der mdv in Sachen „Göbel“ mit zwei weiteren Neuerscheinungen noch einmal nachgelegt. In der Reihe „Forschungen zur hallischen Stadtgeschichte“ (Band 24) werden am Beispiel von Bernd Göbel ausführlich die künstlerischen Freiräume in der DDR beleuchtet.

In der Verfassung der DDR war die Freiheit von „Kunst … Wissenschaft und ihrer Lehren“ seit 1949 zwar festgeschrieben, aber 1968 wurde die Kunstfreiheit zur „Obliegenheit des Staates und aller gesellschaftlichen Kräfte in der DDR“ erklärt. Die Kunsthistorikerin Doreen Pöschl betrachtet dieses Thema aus einer innerdeutschen Perspektive und untersucht dabei individuelle künstlerische Wege durch das politische System der DDR. Auch die Polemik und Polarisation der beiden deutschen Systeme beim Aufeinandertreffen nach der politischen Wende 1989/90 nimmt die Autorin unter die Lupe. Im Mittelpunkt der Studie (Dissertation) steht der Bildhauer und Medailleur Bernd Göbel und sein Oeuvre, das in der DDR-Zeit entstand. Die Planung, die kontroversen Debatten und Kritiken sowie die Ausführung des Göbel-Brunnens auf dem Hallmarkt werden ebenfalls ausführlich dargestellt, wobei detaillierte Erklärungen der einzelnen Brunnenfiguren und Reliefplatten die Darlegungen ergänzen. Die Entwicklung des künstlerischen Profils der „Burg“ bezieht Pöschl ebenfalls in ihre Analyse ein, vor allem den Fachbereich Plastik (Weidanz – Lichtenfeld – Göbel), dessen Leitung Göbel 1978 übertragen wurde.

Ein gesondertes Kapitel ist ausschließlich der Medaillenkunst von Bernd Göbel gewidmet, die ihm ebenfalls überregionale, ja sogar internationale Aufmerksamkeit und Reputation sicherte. Sein Werkkatalog aus 45 Schaffensjahren weist immerhin bis zu seiner Emeritierung 2008 knapp 200 Münzen, Medaillen, Plaketten und Kleinplastiken auf (Göbel selbst zählt seine Kleinplastiken zu seinem Medaillenwerk). 2012 erschien der mdv-Bildband „Medaillen“, der die Medaillen-Kreationen von 1966 bis 2011 vorstellte.

Dass Göbel auch in den zurückliegenden Jahren weiter Medaillen geschaffen hat, beweist die mdv-Neuerscheinung „Medaillen 2012-2017“. Der Bildband ermöglicht die Sicht auf neue und überraschende Entwicklungen in Göbels Medaillenkunst im vergangenen halben Jahrzehnt. Die Palette reicht dabei von der Kaiser-Leopold I.-Medaille bis zur Verdienstmedaille der Leopoldina. Auch aktuelle zeitgeschichtliche Ereignisse hat Göbel aufgegriffen wie die Ausspähungen amerikanischer, englischer und deutscher Geheimdienste (Edward-Snowden-Medaille). Ein Beispiel für eine freie Form der Medaillenkunst ist „Athenas Erbe“ – mit der „aufgerissenen Ausführung“ will Göbel die Waffengeschäfte und die Gewinne der Waffenproduzenten anprangern. Alle Medaillen werden in großformatigen Abbildungen und mit kurzen Erläuterungen des Museologen Ulf Dräger vorgestellt. Ein Anhang mit einem kurzen Lebenslauf, einer Auflistung der Göbel-Plastiken und einem Werkverzeichnis komplettiert den Bildband.

Doreen Pöschl: „Von der Freiheit, Kunst zu schaffen in der DDR – Eine Studie zu künstlerischen Freiräumen am Beispiel des Bildhauers und Medailleurs Bernd Göbel“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2018, Forschungen zur hallischen Stadtgeschichte, Band 24, 39,00 €, 464 S., ISBN 978-3-95462-950-3

Ulf Dräger: „Bernd Göbel – „Medaillen 2012-2017“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2018, 14,95 €, 52 S., ISBN 978-3-95462-949-7

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