Ausstellung zur Geschichte Israels im Stadthaus Halle eröffnet

5. Mai 2018 | Nachrichten | 5 Kommentare

 

v.l.n.r. Landtagspräsidentin, OB Halle, Bundestagsabgeordneter, stellv. Israel-Botschafter

Über die Geschichte Israels informiert eine Ausstellung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V. im Stadthaus Halle. Anlass ist die Staatsgründung vor 70 Jahren am 18.Mai 1948. Bei der feierlichen Eröffnung am 4.Mai betonte OB B. Wiegand die Notwendigkeit, zunehmendem Antisemitismus entschieden entgegenzutreten. Der stellvertretende Botschafter Israels A. Nir-Feldklein hob in seinem Grußwort hervor, dass Deutschland Israels wichtigster Partner in Europa sei. Die fruchtbare Kooperation funktioniere auf wunderbare Weise. Ministerpräsident R. Haseloff und die Präsidentin des Landtages von Sachsen-Anhalt G. Brakebusch werden an den Jubiläumsfeierlichkeiten in Jerusalem teilnehmen. Dass eine solche Informationsausstellung in Zeiten wieder zunehmenden Antisemitismus von großer Wichtigkeit sei, betonte ebenfalls die Landtagsabgeordnete K. Pähle. Der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft D. Haupt lud nachdrücklich zum Studium der zwar textlastigen, aber dennoch sehr informativen Schautafeln ein. Die Texte zeichnen die historischen Entwicklungen nach, die zur Gründung des Staates Israel führten, klammern aber nicht die dadurch entstandenen und andauernden Probleme aus. Sie sollen zum Nachdenken und Diskutieren anregen.
Zur Erinnerung: Die Gründung des Staates Israel erfolgte 1948 unter dem Eindruck des Holocausts und dem ungeklärten Schicksal der überlebenden Juden. Die Vereinten Nationen stimmten mehrheitlich der Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates im unter britischer Mandatsverwaltung stehenden Palästina zu. Damit erfüllte sich zwar der Traum des Zionisten Theodor Herzl, der seine Vorstellungen von einem jüdischen Staat bereits seit 1896 in seinem Buch „ Der Judenstaat“ propagierte, damit legte man aber auch die Grundlagen für einen schwelenden und immer wieder explodierenden Konflikt. Über Jahrhunderte hatte Palästina zum osmanischen Reich gehört. Eine Volkszählung im Jahr 1919 ergab 700.000 Araber und nur 70.000 jüdische Bewohner. Die Juden waren meist ultraorthodox und betrieben meist keine Landwirtschaft. Durch Landkauf und zunehmende Zuwanderung wuchs der jüdische Bevölkerungsanteil. Das Ziel war es, Grundlagen für einen jüdischen Staat – nicht etwa einen jüdisch-arabischen Staat – zu schaffen. Man übersah dabei bewusst, dass Palästina nicht menschenleer war. Mit der Parole „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ log man sich über die Realität. Es kam wiederholt zu Aufständen seitens der Araber. Der britischen Mandatsverwaltung entglitt zunehmend die Kontrolle. Sie versuchten die enorme Zuwanderung von Juden aus aller Welt zu blockieren. Als dann jüdische Untergrundkämpfer bei einem verheerenden Anschlag das von den Briten genutzte Hotel King David sprengten, gaben diese das Mandat für Palästina auf und unterstützten die Aufteilung Palästinas in 2 Staaten. So geschah es dann auch 1948. Die arabische Bevölkerung lehnte die Staatenbildung jedoch ab. Sie hatte kein Verständnis für die Abgabe von „Heimatland“. Unmittelbar nach der Gründung des Staates Israel kam es zu heftigen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den arabischen Nachbarländern. 900.000 Araber flüchteten in der Hoffnung, bald wieder zurückzukehren.
Nach dem Krieg von 1948 sah der junge israelische Staat seine Hauptaufgabe darin, jüdische Einwanderer aus der ganzen Welt aufzunehmen. Den Holocaust-Überlebenden aus Europa folgten Sepharden, deren Integration sich als schwieriger erwies. 1956 verstärkten sich in der Folge der Verstaatlichung des Suezkanals durch den ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser die ständigen Spannungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, während der palästinensische Nationalismus schärfere Konturen annahm. Vier Jahre nach Ben Gurions Rücktritt brach 1967 der Sechstagekrieg aus. Er endete mit dem militärischen Triumph Israels, das sein Territorium beträchtlich vergrößerte und fortan die eroberten palästinensischen Gebiete, darunter Ost-Jerusalem, militärisch verwaltete. Die Palästinenser wurden aus den „besetzten Gebieten“ vertrieben, in denen erste jüdische Siedlungen entstanden. Rund 50 Jahre später ist die Siedlungsfrage noch immer der Dreh- und Angelpunkt der geopolitischen Interessen in der Region.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft engagiert sich für den Friedensprozess in Israel und im Westjordanland. Sie organisiert Studienfahrten und viele Veranstaltungen, die zur Verständigung zwischen Deutschen, Juden und Palästinensern beitragen. Die Ausstellungstafeln können später von Schulen und Bildungseinrichtungen ausgeliehen werden. Es wäre hilfreich, die Tafeltexte als Broschüre oder über das Internet verfügbar zu machen.
Übrigens: Beim Fernsehsender ARTE steht eine zweiteilige Dokumentation zur Staatsgründung von Israel zur Verfügung: https://www.arte.tv/de/videos/073890-001-A/mein-gelobtes-land-1-2/ und https://www.arte.tv/de/videos/073890-002-A/mein-gelobtes-land-2-2/. Hier kommen auch palästinensische Historiker zu Wort.
(H.J. Ferenz)

 

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