Verfasste Forenbeiträge

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  • #107626

    Ich finde den Beitrag von Sebastian Filter über die verschiedenen Roma-Ethnien relativ unerheblich und in diesem Strang eher am Thema vorbei, denn die Leute in der Silberhöhe interessieren nicht die Roma irgendwo auf der Welt und welcher Ethnie sie zugehören, sondern speziell die Roma vor Ort in der Silberhöhe. Und den alteingesessenen Silberhöhe-Bewohnern ist es vermutlich ziemlich egal, wer Dreck macht und/oder sich daneben benimmt (nach den in dieser Gegend angelegten Maßstäben). Und wenn sie „Roma raus“ an die Wände schreiben, dann meinen sie genau diese Roma, genau wie die Berliner, die „Schwaben raus“ schreiben, nicht die Schwaben in Baden-Württemberg meinen, sondern nur die Schwaben, die in Berlin die Gentrifizierung verursachen.

    @10010110 Und was soll getan werden ? alle in Busse verfrachten und nach Hause schicken, oder auf Müllhalden ?

    Wichtiger ist zu klären, was wir als (hoffentlich) moralisch handelnde Personen tun können. Hetzen und übereinander herziehen hilft da nicht. Sich Informieren und Hintergründe finden, warum es so ist, ist wichtiger. Wir können nur spekulieren (Personen die nicht in der Silberhöhe wohnen) in wie weit die Aussagen der dort lebenden Anwohner war ist und können auch nicht beurteilen, wie die Roma dort leben. Aber alles was fremd ist wird von der Kreatur Mensch erst einmal abgewiesen, aus Angst sich auf etwas NEUES einzustellen. Man muss diese ANGST überwinden und nicht nur mit Tunnelblick durch die Gesellschaft laufen.

    #107597

    @oggel

    es bietet aber die Grundlage sich mit dem Thema zu beschäftigen. Was erwartest du jetzt von uns ein fertiges Konzept, das einen genauen Lösungsweg aufzeigt?

    Wie wär es sich den Menschen zu nähern, die nur von Ablehnung gekennzeichnet sind. Die momentane Lebensweise ist auf jahrhunderte zurückzuführen durch Ablehnung, Ausgrenzung und Hunger sind gesellschaftliche Werte und Normen verloren gegangen. Natürlich ist es wichtig, sich in einem anderen Land auch gewissen Normen und Werten anzupassen, aber es bringt nichts, sie damit zu überschütten. Wenn jemand aus Deutschland in ein anderes Land auswandert, haben die meisten in ihrem Sozialisationsprozess gelernt sich an gewisse Werte und Normen der dortigen Gesellschaft anzupassen, aber die Armut und die Ausgrenzung  der Roma über jahrhunderte und Generationen liesen ein gesellschaftsfähigen Sozialisationsprozess nicht zu, hier war Priorität, den Hunger meiner Familie zu stillen. Hier muss bei den kleinsten begonnen werden. Bildung ist der Weg, um den Kreislauf zu durchbrechen, sowie klare Regeln.

    P.S. ich benutze kein Wiki, da die Informationsquelle eher Fragwürdig ist…:-)

    #107586

    @peterkotte

    natürlich habe ich neben Roma gelebt, sogar mit einer Romni (Bezeichnung für eine Romafrau) und ihrem Kind. Natürlich haben sie eine andere Mentalität. Und ihre Mobilität, folgt aus Ausgrenzung die schon jahrhunderte bzw. jahrtausende zurückreicht. Es gibt Roma und Sinti die beiden Völker sind ursprünglich aus Indien, wobei Sinti schon ein paar hundert Jahre früher in den deutschsprachrigen Raum kamen. Die Sprache der Sinti ist „Sintikes“ und der Roma „Romanes“ die sich über Jahrhunderte entwickelte und veränderte. Innerhalb der Sinti und Roma gibt es (nur noch sehr selten) Clans, die

    <i>Kalderasch</i> gehören zu den traditionsbewusstesten <i>Roma</i>-Gruppen – manche von ihnen behaupten, die einzigen echten <i>Roma</i> zu sein. Ihr Name leitet sich vom rumänischen Wort für Kessel <i>caldare</i> ab und sie waren bis vor wenigen Jahrzehnten vor allem als wandernde Kupferschmiede und Kesselflicker beschäftigt.

    Sie kamen von der Balkaninsel nach Mitteleuropa und sind wie alle <i>Roma</i> fast überall anzutreffen, bevorzugt jedoch in Frankreich. Die <i>Kalderasch</i> unterteilen sich in fünf Gruppen:

    Die <i>Lovari</i>. In Frankreich nennt man die <i>Lovari</i> wegen ihrer vorherigen Heimat „Ungarn“.

    Die <i>Boyhas</i>. Sie stammen aus Transsilvanien und stellten vor dem zweiten Weltkrieg die Mehrzahl der <i>Roma</i>, die dressierte Tiere vorführten.

    Die <i>Luri</i> oder <i>Luli</i> tragen noch den Namen des indischen Ursprung-Stammes der <i>Roma</i>, den bereits der persische Dichter Firdausi um 1000 n. Chr. in einem seiner Werke erwähnte.

    Die <i>Tschurari</i> waren ehemals Pferdehändler und haben in der Moderne auf Gebrauchtwagenhändler umgesattelt. Sie leben etwas abgesondert von den übrigen <i>Kalderasch</i>.

    Die <i>Turko-Amerikaner</i> führen ihren Namen, weil sie zuerst aus der Türkei in die USA auswanderten und von dort nach Europa re-emigrierten.

    Die <i>Gitanos</i> wandern fast ausschließlich in Spanien, Portugal, Nordafrika und Südfrankreich. Sie differenzieren sich von den <i>Kalderasch</i> durch ihr Äußeres und ihre Gewohnheiten. Zudem sprechen sie einen anderen Dialekt.

    <i>Gitanos</i> unterscheiden sich nach ihren bevorzugten Regionen in <i>Spanier</i>, <i>Katalanen</i> oder <i>Andalusier</i>.

    Die Sinti (<i>Manusch)</i> sind die <i>Roma</i> Mitteleuropas. <i>Manusch</i> ist ursprünglich die ältere Bezeichnung dieser Gruppe – erste urkundliche Erwähnung 1597 – , in jüngerer Zeit wird jedoch der Name <i>Sinti</i> auf sie angewendet. Dieser Begriff tauchte erst 1787 in der <i>Sulzer Zigeunerliste</i> auf und leitet sich von dem indischen Namen der heute zu Pakistan gehörenden Region <i>Sindh</i> ab.

    Die <i>Sinti</i> oder <i>Manusch</i> zerfallen in drei Untergruppen:

    Die <i>Valsikanen</i> oder französischen <i>Sinti</i> sind Zirkusleute und Marktfahrer.

    Die <i>Gaygikanen</i> oder deutschen (auch: elsässischen) <i>Sinti</i> wurden oft mit den <i>Jenischen</i> verwechselt. Die <i>Jenischen</i> sind europäische Nomaden, die nicht zu den Zigeunern gehören, jedoch nach den fast gleichen Überlieferungen und Gewohnheiten wie diese leben.

    Die <i>Piemontesi</i> oder die italienischen <i>Sinti</i> verbreiteten sich hauptsächlich über die italienische Halbinsel.

    Außerhalb dieser drei Gruppen ähneln die <i>Gypsies</i> der britischen Inseln den <i>Kalderasch</i> und <i>Sinti</i>. Die Zugehörigkeit der <i>Tinkers</i> in Irland, wandernde Kesselflicker, zu den <i>Roma</i> ist ungewiss.

    Diese Unterscheidungen erscheinen sehr willkürlich. Jede der aufgeführten Gruppen nimmt für sich in Anspruch, die einzig echten <i>Roma</i> zu sein. Die anderen werden missachtet und Mischehen sind selten. Erschwerend kommt hinzu, dass jede Ethnie ihre eigene Einteilung der Zigeunerstämme hat.

    <i>Roma</i>, die nicht als Angehörige der eigenen Gruppe anerkannt werden, bezeichnet man nach deren speziellen Gewerbe. So verwenden die <i>Laieschi</i>- und <i>Ursari</i>-Zigeuner Rumäniens z. B. <i>Costorari</i> (Verzinner), <i>Zlatari</i> (Goldwäscher) und <i>Salahori</i> (Maurer) als Bezeichnung für <i>Roma</i> anderer Gruppen.

    Nicht-<i>Roma</i> werden als <i>gadje</i> (auch: <i>gadze</i>, <i>gaje</i>) bezeichnet – das bedeutet ungefähr soviel wie Tölpel oder Bauernlümmel.

    (Quelle http://suite101.de/article/kalderasch-gitanos-und-sinti-manusch-a67285#.U8tb7LF2S8A)

    Ein schöner Bericht über ein Hilfsprojekt in Rumänien: https://www.youtube.com/watch?v=GconMFGN0aM&list=TLDkZPZ-1C35jXa1A6x-3bgkVvp4aB6smp

     

     

    #107194

    Ich arbeite seit fast 7 Jahren mit Roma in Rumänien und wenn ich so leben würde wie Romas dort leben, würde ich auch nach Deutschland kommen. Sie leben Ausgegrenzt aus der Gesellschaft auf Müllhalden und in Abbaugebieten für Kies und Sand in Bruchbuden und selbstgebauten Hütten. Sie konnten nie Werte und Normen der Gesellschaft verinnerlichen, wie sollen sie dann welche kennen ? Ein sprichwort von Brecht sagt „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“ und so werden natürlich Prioritäten gesetzt, egal was für Auswirkungen es auf mein Umfeld hat. Ich habe beobachten können das Veränderungen nur durch Bildungsprozesse geschaffen werden können und wenn wir als Menschen nur den Weg der Ablehnung gehen, wird sich nie was verändern. Geht auf die Menschen zu und hinterfragt die Lebensituation der Menschen, warum kommen sie nach Deutschland ? Und sollte nicht Rumänien zur Verantwortung gezogen werden, bessere Bedingungen zu schaffen. Natürlich ist es besser in Deutschland zu leben, hier muss mein Kind keinen Kot essen, weil es schon 3 Tage nichts zu essen gab. Hier wird kein Kind von der Polizei mit dem Elektroshocker misshandelt, weil es wieder Betteln war um die Familie zu ernähren. Natürlich haben Roma ihre eigene Kultur und Lebensweise, wobei durch Armut und Ausgrenzung viele kulturellen Lebensweisen verloren gegangen sind, sind sie trotzdem Mitglieder unserer Gesellschaft und wenn wir uns ihnen mit Respekt nähern, werden sie uns auch respektieren. Wenn ein Gesellschaftsbild sterbende Kinder auf Müllhalden in Kauf nimmt, müssen wir als Gesellschaft helfen und Möglichkeiten schaffen und NICHT hetzen.

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