Skip to content
HalleSpektrum.de – Onlinemagazin aus Halle (Saale) Logo

Total real. Himmelsbeobachtung im 18. Jahrhundert in der Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen

  • LAST MINUTE: Die kulturhistorische Ausstellung »Total real. Die Entdeckung der Anschaulichkeit« hat noch bis zum 2. Februar 2025 Di–So 10–17 Uhr geöffnet.
  • ZUM MITMACHEN UND AUSPROBIEREN: Passend zur dunklen Jahreszeit gibt sie unter anderem einen Einblick in die Himmelsbeobachtung an den Schulen der Franckeschen Stiftungen und lädt Erwachsene und Familien zum Mitmachen und Ausprobieren ein.
  • OBJEKTE ZUM STAUNEN: Der ausgewiesene Spezialist und Leiter des größten und modernsten Planetariums in Sachsen-Anhalt, Dirk Schlesier, erklärt den Himmel des 18. Jahrhunderts, die historischen Instrumente und Hilfsmittel zur Himmelsbeobachtung in kurzen Filmen.
  • NEU Camera Obscura vor dem Aufgang auf den Altan zeigt den illuminierten Lindenhof
  •  Im oberen Mansarddach des Historischen Waisenhauses ist nach originalem Vorbild eine Camera Obscura für die Besucherinnen und Besucher geöffnet. Das Abbild des Lindenhofs entsteht nur durch den Einfall des Tageslichts durch eine speziell für den Ort nach historischem Vorbild angefertigte Linse.

ÖFFNUNGSZEITEN: NOCH BIS 2. FEBRUAR 2025, DI–SO 10–17 UHR, EINTRITT 8 EURO, ERM. 5 EURO, BIS 18 JAHRE FREI

Bis zum 2. Februar 2025 ist die Jahresausstellung »Total real. Die Entdeckung der Anschaulichkeit« geöffnet. Besucherinnen und Besucher lernen an selten gezeigten historischen Objekten und Quellen des 18. Jahrhunderts sowie an vielen Mitmachstationen das erstaunlich moderne Lernumfeld an den Schulen August Hermann Franckes (1663–1727) kennen und werden zum Nachdenken und Austausch über das Lernen heute angeregt.
[Foto: Falk Wenzel]
 
Das Realschulwesen in Deutschland erhielt um 1700 einen entscheidenden Impuls aus Halle. Erstmals öffnete hier eine Lehranstalt mit dem Namen »Realschule«. Mit Unterrichtsthemen aus Natur und Technik, zukunftsweisenden Praktiken der Vermittlung (Exkursion, Beobachtung, Experiment) und handwerklich-gestalterischem Tun begründeten August Hermann Francke und Christoph Semler (1669–1740) um 1700 innovative Schulen. Die neuen Lehrmethoden in der frappierend modernen Bildungstopographie der Glauchaschen Anstalten, den heutigen Franckeschen Stiftungen, ermöglichten es den Schülern des Königlichen Pädagogiums und der Lateinschule, mit größtmöglicher Anschaulichkeit neuestes, nützliches und praxisorientiertes Wissen zu erlangen. Dazu zählte auch das Verständnis des Sternenhimmels durch gezielte Beobachtungen. »Hierfür kamen selbst gebaute Fernrohre, Lehrbücher, Globen und mechanische Weltenmodelle zum Einsatz, die Position, Bewegung und Umlaufgeschwindigkeit der Planeten im richtigen Verhältnis des damaligen Wissensstandes wiedergeben konnten.«, erläutert Tom Gärtig, Kurator der Schau, die heute sehr wertvollen und zum Teil sehr seltenen historischen Hilfsmittel, die in der Ausstellung gezeigt werden. Der Leiter des Planetariums in Halle, Dirk Schlesier, erläutert in kurzen Filmen die Funktionsweisen und den Erkenntnisgewinn solcher Instrumente und Materialien.  https://www.francke-halle.de/de/ausstellung/total-real-die-entdeckung-der-anschaulichkeit
 
Die Beobachtung des Sternenhimmels hat jetzt im Winter Hochkonjunktur. Bei wolkenlosem Himmel lassen sich die hellsten Himmelskörper bereits am späten Nachmittag ausmachen. Im Raum 5 der Jahresausstellung leuchten die Objekte zur Himmelsbeobachtung in den Vitrinen in abgedunkelter Umgebung wie am Nachthimmel die Sterne. Darunter befinden sich echte Seltenheiten, wie das kopernikanische Tellurium von Willem Janson Blaeu (1571–1638) aus dem Jahr 1634. Es stellt den Lauf der Erde um die Sonne dar und erklärt so die Entstehung der Jahreszeiten. Das Tellurium ist besonders wertvoll, da es zu den wenigen erhaltenen Objekten zählt, in dem die Himmelkörper mit einem mechanischen Uhrwerk angetrieben werden. Ein Novum der Zeit sind auch die Holzschnitte der Sternbilder von Christoph Semler, die erstmals auf einem schwarzen Hintergrund gedruckt wurden, der den Nachthimmel simuliert.
 
In der Werkstatt im zentralen Bereich der Ausstellung können die Handfertigkeiten und Techniken ausprobiert werden, die den Schülern am Königlichen Pädagogium vermittelt wurden. Hierzu zählen das Drechseln, das Schleifen optischer Linsen und der Umgang mit Papier und Pappe, um Gehäuse für optische Geräte zu fertigen. Ein ganz besonderes Highlight ist der Nachbau einer begehbaren Camera Obscura aus dem frühen 18. Jahrhundert im oberen Mansarddach des Waisenhauses. Sie gilt als ein Meilenstein auf dem Weg zur Fotografie und erklärte den Schülern und Besuchenden seit 1720 die Funktionsweise des Auges. Für den Nachbau wurde von Spezialisten eigens eine Linse mit historischen Techniken hergestellt, die das Abbild des Lindenhofs zu jeder Tageszeit gestochen scharf auf der gegenüberliegenden Leinwand zeigt. Besucherinnen und Besucher der Jahresausstellung können sich eine Camera Obscura im Handtaschenformat basteln und zuhause ausprobieren.   
 
 JAHRESAUSSTELLUNG
Total real. Die Entdeckung der Anschaulichkeit.

  1. März 2024 – 2. Februar 2025
    Di–So 10–17 Uhr
    Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro, bis 18 Jahre frei
     
    WISSENSCHAFTLICHER BEGLEITKATALOG
    Total real. Die Entdeckung der Anschaulichkeit.
    Hrsg. im Auftrag der Franckeschen Stiftungen von Tom Gärtig, Claus Veltmann und Holger Zaunstöck unter Mitarbeit von Philipp Wille. Halle 2024 (Kataloge der Franckeschen Stiftungen, 41). 224 S., 140 Abb., € 28,00; ISBN 978-3-447-12158-3
     

Schreibe einen Kommentar