Antwort auf den Offenen Brief vom 2.1.2018 an Matthias Brenner, Intendant des neuen theater/ Thalia Theater Halle
Sehr geehrte Damen und Herren der „Initiative gegen antisemitische Propaganda“,
voraussetzend möchte ich mich für Ihr Engagement gegen Antisemitismus in unserer Gesellschaft bedanken. Bezugnehmend auf die Vorwürfe um die angezeigte Demonstration am 16. 12. 2017 möchten wir, sprechend für die Belegschaft der Bühnen Halle, in aller Klarheit feststellen, dass auf unseren Bühnen und in unseren Räumen jede Form des Antisemitismus keinen Platz hat.
Wir sind ebenfalls auf die unduldbaren Vorgänge während besagter Demonstration aufmerksam geworden und waren von Anfang an um Aufklärung und angemessenen Umgang damit bemüht. Durch Ihren Offenen Brief bekamen die Ereignisse eine öffentliche Aufmerksamkeit.
Wir haben uns inzwischen intensiv mit Ihren Vorwürfen und Forderungen auseinandergesetzt und müssen ernüchtert feststellen, dass Ihre Vorwürfe berechtigt und das Verhalten einiger Demonstranten nicht tolerierbar ist.
Wir haben intensiv mit den Beteiligten, wie Safa und Razan Afifi sowie mit Vertretern der „Arabischen Oase“ Gespräche geführt, in denen uns Razan und Safa Afifi ihr Bedauern über ihre „Entgleisungen“ zum Ausdruck gebracht haben. Die Vertreter der „Arabischen Oase“ baten uns um etwas Zeit, um ebenfalls zu den Ereignissen offensiv Stellung zu nehmen und Wege zu finden, wie man sich öffentlich, vor allem bei den Vertretern jüdischen Lebens in Halle entschuldigt.
Heute hat es eine Pressemitteilung gegeben, in der eine gemeinsame Position des Landesnetzwerkes Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) e. V., der Jüdischen Gemeinde Halle, des Verbandes der Migrantenorganisationen (VeMo) Halle e.V. zu „Razan Afifi bittet um Verzeihung“ abgegeben wurde.
In ihr hieß es: „Die Toleranz muss täglich, hier und jetzt geübt werden. […] Das heutige Treffen soll ein neuer Beginn zur weiteren engen Zusammenarbeit der Vielfalt werden. Max Privorozki lud daraufhin die Runde zu seiner Gemeinde zur nächsten Zusammenkunft. Die Bitte um Verzeihung von Afifi wurde somit gewährt. Es müsse eine Plattform für alle Menschen unterschiedlicher Herkunft, kultureller Prägung sowie religiöser Zugehörigkeit geben, damit der Zusammenhalt gestaltet werde, so der Tenor des gemeinsamen Gesprächs.“
Über diese Verständigung sind wir von den Bühnen Halle sehr erleichtert und nach diesen Bekenntnissen werden wir die Zusammenarbeit mit den Damen und Herren der „Arabischen Oase“ und des Projektes: „Was uns bewegt“ erneut und motiviert fortsetzen. Wir laden Vertreter der Organisationen des oben zitierten gemeinsamen Gespräches herzlich ein, unsere nächste Vorstellung von „Angst essen Seele auf“ gemeinsam mit Vertretern Ihrer „Initiative gegen antisemitische Propaganda“ zu besuchen, um mit uns über die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft ins Gespräch zu kommen.
Wir akzeptieren ebenso die Entschuldigung von Razan Afifi und verpflichten uns, sehr genau darauf zu achten, dass antisemitische Propaganda und Rassismus jeglicher Art keine „Bühne“ bei uns erhält.
Meine anfängliche Annahme, nach erster Sichtung der Dokumentationen, dass Safa Afifi nicht bei der Demonstration am 16. 12. 2018 dabei gewesen wäre, korrigiere ich hiermit als Irrtum in der Sache.
Lassen Sie uns gemeinsam für ein menschenwürdiges Zusammenleben eintreten und dieses Vorhaben lebendig gestalten.
Dafür zeichnen der Geschäftsführer der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle
und der Intendant des neuen theater/ Thalia Theater
Matthias Brenner Stefan Rosinski
Intendant Geschäftsführer
Theater, Oper und
Orchester GmbH Halle
7 comments on ““Keine Bühne für Rassismus und Antisemitismus“: Matthias Brenner und Stefan Rosinski antworten auf offenen Brief: “Ihre Vorwürfe sind berechtigt“”
Die Bitte um Entschuldigung von Frau Afifi ist unglaubwürdig, wenn sie behauptet, in der emotionalen Situation hätte sie Dinge geäußert, welche sie im Innersten nicht denkt. In aller Regel ist das bei uns Menschen genau anders herum. In solchen Situationen bröckelt die Fassade.
ich finde es gut. wenn künftig miteinander und nicht übereinander geredet. Vielleicht lernt die arabische Oase etwas über jüdische Befindlichkeiten und die jüdische Gemeinde etwas über arabisch-palästinensische Befindlichkeiten.
@fractus: zumal die kulturell zu überwindenden Hürden auch nicht übergroß sein sollten. Die Hoffnung hätte ich.
@petterkotte
sehe ich auch so, gerade ihre emotionale Situation hat ihr innerstes Empfinden zum Vorschein gebracht. Der Rest könnte nämlich auch Fassade sein.
Ein guter Anfang. So geht Friedenspolitik, im kleinen wie im großen. Zwischen Deutschen und Franzosen musste es auch klein beginnen. Macht Hoffnung.
Und ganz ehrlich: bei soviel aufgestauter Wut auf beiden Seiten werden wohl noch viele harte und emotionale Worte fallen, eh man sich in die Arme fällt. Was am Ende sogar passieren kann.
Zu bewerten ist auch die Frage, ob Frau Afifi ihre Entschuldigung eigeninitiert ist, oder erst auf den öffentlichen Druck und die Gespräche der TOO-Leitung hin erfolgte.
Vielleicht auch aus Einsicht?
Traurig, dass viele nur noch an Hass und Berechnung glauben mögen.