Im Delta des Evros an der türkischen Grenze

4. September 2016: Alexandroupoli, Evrosdelta, Feres, Stavroupoli:

Die Fähre bringt uns von Samothrake ohne Zwischenfälle zurück nach Alexandroupoli. Es ist die reine Neugier, die uns noch die letzten Kilometer bis an die türkische Grenze lockt. Und das ist  kein Fehler:

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Das Evros-Delta. eine nNcht-Landschaft auf den ersten Blick.

Der Fluß Evros bildet die Grenze zur Türkei, und bevor er sich östlich von Alexandroupoli ins Meer ergießt, macht er sich noch mal so richtig breit. Schon kurz hinter Alexandroupolis sehen wir vor uns im Osten die Berge, die schon zur Türkei gehören, davor breitet sich eine Ebene aus, durchsetzt mit wenigen Wasserflecken. Hinter Alexandroupolis gibt es ein bescheidenes Tourismusinformationszentrum, der diensthabende Zivildienstleistende erläutert uns, dass wir zur falschen Zeit gekommen seien: viele Vögel seien schon ausgeflogen, andere noch nicht da. Er beschreibt uns den Weg, den  wir fahren sollen: „Stellen Sie sich dieses Naturschutzgebiet nicht so romantisch vor, wie sonst in Europa“, sagt er, man könne getrost mit dem Auto hindurch fahren. Und Müll läge auch überall herum, warnt er uns. Auf dem Weg in das Delta passieren wir noch das Hinweisschild „Thermes“, also wieder heiße Heilquellen, außerdem gibt es, an einem Ausläufer des Evros gelegen, ein mächtiges Gebäude mit einem Tonnengewölbe, angeblich aus byzantinischer Zeit, das aber als  „Chana“ (Χανα, Han, türkisch für Haus, Gästehaus,) bezeichnet ist, es soll noch aus vorosmanischer Zeit, also dem 14. Jhdt, stammen. Die Architektur ist merkwürdig, „Han“ waren meistens nicht mit derart massiven Gewölben erbaut.

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Das „Chana“,“ Han“, Gästehaus?

Die Mauertechnik könnte zur behaupteten Zeitstellung passen, aber es sieht mehr nach den Relikten eine öffentlichen Therme aus. In der Umgebung gibt es mehrere Badehäuser aus den 1970er und 1980er Jahren, einige Senioren sitzen dort auf den schlichten Terrassen und scheinen sich in der spätnachmittäglichen Sonne von den Strapazen der heißen Anwendung zu erholen. „Frage nie einen Pomaken nach dem Weg, er wird Dir immer eine Antwort geben, auch wenn er keine Antwort kennt“: diesen Rat gaben uns griechische Freunde aus Thessalien mit auf den Weg. Der Rat scheint auch auf Zivis zu zutreffen. Dessen Beschreibung passte jedenfalls nicht zu unserem eingeschlagenen Weg, wir quälen uns lange durch Staubwüsten, vertrocknetes Schilf, quadratkilometerweise.

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Man schießt gerne in Griechenland, und wenn der Jäger keine anderen Zielobjekte hat, dann ballert er gerne auf Verkehrsschilder oder Infotafeln.

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Queller, Salicornia ssp.

sdim2084-delta-evros sdim2081-delta-evros sdim2066-delta-evros Beim Versuch, umzukehren, finden wir dann doch die Sümpfe des Evros-Deltas. Hier ein brackiger Tümpel, dort Wasser, am Horizont Meer, darüber, irreal schwebend, unser Samothraki, das selbst von hier zum Greifen nah erscheint. Schildkröten kreuzen den Weg. Ihr Panzer ist mit feuchtem Algenglitsch überzogen, wieder eine Bildungslücke geschlossen: Die Schildkröten sehen so aus, wie diese Griechischen Landschildkröten, die wir als Kinder im Garten hatten, als der Artenschutz noch nicht so streng war. Wahrscheinlich sind diese offenbar schwimmfreudigen Tiere orientalische Bachschildkröten, wir haben keine Ahnung.  Komische Wasservögel geifern sich an, Graureiher in Massen, und zwei komplett schwarze Störche stelzen umher. Es ist vieles  merkwürdig hier, das Land geht langsam ins Meer über, natürlich entstandene Kanäle mäandrieren durch komische Pflanzen, Queller (Salicornia) zum Beipiel, dessen Geschmack salzig und etwas zitronig ist. So kann man sich Venedig vor seiner Gründung vorstellen. Es ist ein wunderbares Gemüse, aber aber einst verbrannte man die Pflanze, um aus ihrer Asche Soda für die Glasindustrie zu gewinnen. Etwas verwahrloste Hütten stehen herum, ebensolche Boote, kleine Ecclissiakia, Minizementkirchen auf Pfeilern zu Irgendwessen Andacht. Und jede Menge Abfall, der vom Fang einer der beliebtesten Leckereien in Griechεnland zeugt: Kavouria, Flußkrebse.

Noch ein Stück weiter, einen Steinwurf ( nicht böse gemeint, Herr Erdogan) zur Türkei liegt der kleine Ort Feres. Er hat eine byzantinische KKK (Kreuzkuppelkirche) zu bieten. Auf ihrem erhöhten Platz wehen griechische national- und byzantinische Kirchenflaggen mit Doppeladler, der Regel folgend, dass die Flaggendichte mit Näherung der Staatsgrenzen zunimmt, bis sie diejenige deutscher Kleingartenkolonien erreicht hat. Die Kirche Panagia Kosmosotira (Allerheiligste Mutttergottes, die Erretterin der Welt) wurde 1152 geweiht, sie gilt als nicht unbedeutendes Beipiel der komnenischen Architektur, deren Ausstrahlung mit ihrer vertikalen Betonung und Mehrschaligkeit der Innenarchitektur bis in die westeuropäische Spätromanik wirkte. Im 14. Jahrhundert wurde die Kirche zur Moschee umgenutzt: dadurch bleib ihr das Schicksal der Zerstörung erspart.

Es war nicht geplant, so weit in den Osten Griechenlands vorzurücken: nun haben wir gute zwei Stunden Fahrt vor uns, durch die Nacht, denn jetzt im Herbst wird es ab halb acht schlagartig dunkel. Wir müssen die reservierte Unterkunft in Stavroupolis bei Xanthi erreichen.
Dort empfängt uns Pandelis, „a Friend of one of my best Friends“: Er hat sein Elternhaus zu einem „Xenonas“ einer Art betreutem Hotel, umgebaut. Seine Familie, das erzählt er uns noch an jenem kühlen, sternenklaren Abend in dem über dem Nestostal gelegenen Ort, sei einst nach der kleinasiatischen Katastrophe (Zwangsumsiedlung nach dem Vertrag Lausanne 1923) hier gelandet. Das aus Bruchsteinen gefertigte Haus haben sie ausgebaut, und sowohl Eltern und Sohn haben, so wie sehr viele in dieser eins wirtschaftlich benachteiligten Region, den Weg nach Deutschland gesucht, der Arbeit wegen. Pantelis, unser Wirt, spricht Deutsch mit leicht schwäbischem Akzent, und Griechisch, alles geht durcheinander, wie es nun mal so geht, wenn sich Gemischtsprachler treffen, Pantelis, der die Stelle eines Försters hier im Bezirk hat, hat ein großes Sendebewusstsein. Er beschreibt die Wälder, welchen Waldbezirk wir unbedingt sehen sollen. Er macht uns ein Programm, uns schwirrt der Kopf vor Ausflugsvorschlägen, die er unterbreitet. Es würde wahrscheinlich mindestens ein halbes Jahr dauern, um die Ausflüge in seine Wälder, deren Ausdehnung weit über seinen eigenen Forstberitt hinausgehen, halbwegs abzuarbeiten. Pantelis ist ein wunderbarer Mensch, selten erlebt man solche, die von ihrer Sache derart begeistert sind. „Entscheidet Euch heute Nacht, wir sehen uns morgen früh unter der Tanne zum Frühstück“, sagt Pantelis, der Oberförster, als er uns spät in der Nacht verabschiedet. 

 

 

 

 

 

Ziegen und Kokoretsi essen bei Prof. Elias

Samothraki, den 3.-4. September

Wenige Kilometer entlang der Uferstraße in Richtung Osten stößt man auf die Anseidlung „Therma“, die ihren Namen von warmen Quellen hat, die unterhalb des Ortes entspringen sollen. Oberhalb des Ortes, der einst eine „Hippiemetropole“ war, befindet sich im Wald ein Gebirgsbach, dessen Strudel tiefe Becken in den Fels geschliffen haben, die Gria Vathra“. Diese Becken sind eisigkalt, laden aber so manchen zum Baden ein. Auch heute noch ist Therma und  die umliegenden Wälder, ein Pilgerort der Nachfahren europäischer „Hippies“, deren gemeinsames Verbindungs- und Erkennungszeichen verfilzte Dreadlocks sind. Sie siedeln in Zeltlagern in den umliegenden Wäldern. Irgend jemand klimpert auf einer Gitarre, ein anderer fiepst auf einer Blockflöte herum.  Die in den Becken zu tausenden umher schwimmenden Kaulquappen stört es nicht.

Südlich von Kamariotissa, oberhalb von Lakkoma, wendelt sich eine Strasse am Fuß des Saos hinauf, sie führt auf den hoch gelegenen Ort Profitis Ilias.

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Blick herab von Profitis Ilias, Samothraki.

 

Die steilen Berghänge sind von den in Massen gehalten Ziegen abgefressen, und wir wiederum suchen den Ort auf, um eben diese Ziegen essen. Profitis Elkias ist berühmt für seine zarten Zicklein, die hier in einigen Psistaries (Grillstuben) angeboten werden. Fast noch genialer als die frisch gegrillten kleinen Ziegen sind ihre Innereien: Vorwiegend Leber, aber auch Herz, Nieren und Kutteln, werden auf Spieße gesteckt und mit feinem, frischen Darmschnüren fest umwickelt. Dann kommt das ganze auf den Grill.“Kokoretsi“ heisst dieses wahnsinnig lecker schmeckende Gericht, das fast überall in Griechenland gerne, insbesondere zur Osterzeit, gegessen wird. Als die EU dieses Nationalgericht um die Jahrtausendwende aus lebensmittelrechtlichen Gründen per Verordnung verbieten wollte, kam es im ganzen Land zu Aufständen – das Ergebnis des gescheiterten Verbotsversuches liegt verführerisch duftend auf meinem Teller.

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Kokoretsi

Der Hauptort der Insel, Chora, oder einfach, wie die gesamte Insel, „Samothraki“ genannt, liegt etwas abseits des Meeres in Hanglage.  Wie Samothraki selbst, ist auch der Ort glücklicherweise von den zweifelhaften Segnungen des Massentourismus verschont geblieben. Kein einziges „Yes Please“, nur erträglich wenige, harmlose Souveniershops, ansonsten ist der Ort so, wie es sich für griechische Kleinstädtchen gehört: ein paar Tavernen, eine Kirche, Schlachter- und Käseläden und Geschäfte, in denen Trockenfrüchte, Honig etc. verkauft werden. Auf einem Felsen thront ein venezianisches, in osmanischer Zeit umgestaltetes Kastell.

 

 

 

 

 

 

 

Im Legoland der Großen Götter

Samothraki ist klein, und verfahren kann man sich nicht, das Heiligtum der „Großen Götter“ liegt etwa 3 Kilometer östlich an der Uferstraße von Kamariotissa. Die Topografie entspricht der Vorzugslage antiker Heiligtümer: Im Hintergrund der große Berg, Blick aufs Meer, nicht zu steil hinauf.

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Das Heiligtum der großen Götter auf Samothraki

Die „alten“ Griechen waren Seefahrer, nicht Bergsteiger. Und man war nicht auf unbequeme religiöse Streitigkeiten erpicht. Die namenlosen „Großen Götter“, die die Thraker einst verehrten, die „Kabiroi“, wurden mit der Hellenisierung Thrakiens einfach uminterpretiert, im Olymp gibt es viel Platz für große Mächte, und erst recht auf dem Saos, an dem sich ständig die Wolken stauen, mühsam den Weg über den Gipfel überwinden, um sich über dem Heiligtum wiederum in wirbelnden Kringeln aufzulösen. Tagtäglich das selbe Spiel.

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Wolkenumspielt: der Götterberg Saos

Zum Heiligtum führt ein schattiger Weg durch krüppelige Olivenbüsche hinauf, nicht weit, dann erreicht man das mit EU-Mitteln neu errichtete Museum auf der rechten Seite, das leider wegen fehlender Folgefinanzierung nicht eingerichtet und geschlossen ist.

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Weg zu den Großen Göttern: durch Olivenhaine

Zum Ausgleich für den entgangenen Museumsbesuch erhalten wir am Kassenhäuschen eine wissenschaftliche Broschüre über den Verlauf der Restaurierung der verbliebenen Reste des Heiligtums der großen Götter.
Zwischen den dorischen Säulen des klassisch-griechischen  Tempels tummeln sich weiß gewandete Gestalten, die sich mit ausgestreckten Armen der Sonne zuwenden. Es sind offenbar Mitglieder einer amerikanischen Sekte, eine dicke Frau im Gardinengewand bittet uns um Verständnis, die Szene nicht zu stören, allerdings vergeblich.

SDIM1957 Heiligtum der großen Götter Samothraki

Wolken umspielen den Berg Saos, kann es hier einen besseren Standort für das Besuchs-und Informationszentum der „Großen Götter“ geben?

Auch wenn die Niki in Paris steht: Architektur- und Kunsthistoriker können Samothraki keinesfalls auslassen. Die Frontseite der einst von zwei Säulenreihen gestützte Vorhalle des Tempels der „Großen Götter“ haben Denkmalpfleger theatralisch in Stand gesetzt, die übrigen Hinterlassenschaften hat man im Umfeld sortiert: In Stein gehauene Dachrinnen (Geison), Gebälkteile mit Triglyphen, und die noppenbesetzten Bausteine, die wie übergroße Legosteine herumliegen: es sind die „Guttae“ , eine Reminiszenz der dorischen Säulenordnung aus der Zeit, als man Tempel noch aus Holz baute. Es  sind  in Stein gehauene Erinnerung an die genagelten Bretter, die einst Teil der Dachkonstruktion waren.

SDIM Heiligtum der großen Götter Samothraki dorische Bauplastik

Legoland für klassische Architekturtheoretiker: Triglyphen, Guttae, alles da. (Nur für Insider: das mit dem Triglyphenkonflikt haben sie auch hinbekommen)

 

 

Überfahrt nach Samothraki

Alexandroupoli und Samothraki, 2. September 2016

Der Fährhafen für die die Insel Samothraki ist Alexandroupoli, eine Kleinstadt unweit der Mündung des Evros, nur wenige Kilometer von der türkischen Grenze entfernt.  Die Stadt ist ganz nett, hat aber nichts wirklich aufregendes zu bieten, bis auf ein durchaus sehenswertes Museum kirchlicher Kunst, das immerhin eine für griechische Verhältnisse in didaktischer Hinsicht funktionierende Ausstellung bietet. Am Hafen gibt es noch ein Denkmal für die lokalen Helden der Befreiung, wie sie jede griechische Kleinstadt zu bietetn hat. Hier: Das Ehepaar Visvisi, der Vater zog in den Krieg gegen die Türken, starb dabei, die Mutter schickte daraufhin ihre fünf Söhne nach.

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Die Erläuterung gibt es im Text, aber hier meine eigene Interpretation des Heldendenkmals. Er hält die linke Hand auf den Brustkorb, hat sichtlich Schmerzen, die Rechte umfasst den Straßenpolller aus Plaste, den er im Fall umgerissen hat: Herzinfarkt, mit sowas ist nicht zu spaßen! Sie hat deshalb den Krankenwagen gerufen, hier, rechts ran, schnell ! scheint sie zu gestikulieren

Die Fähre Saos II braucht etwa 2 Stunden, was einem merkwürdig vorkommt: Denn schon vom Hafen aus scheint die Insel wie ein Klotz handgreifbar vor dem Hafen zu liegen. Das liegt aber an dem 1600 Meter hohen Bergmassiv Saos, der die Insel beherrscht.

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Samothrake, nach Umrundung des Saos

Während der Überfahrt rückt der graue Inselklumpen nur langsam näher, und bietet genug Anlass zur Frage, was denn nun ausgerechnet an dieser Insel so besonders besuchenswert sein soll, zumal das Original der „Niki von Samothraki“, einer bekannten hellenistischen Skulptur, schon lange im Louvre in Paris weilt.

Erst kurz vor der Landung der Fähre auf der Rückseite des Felsklotzes taucht etwas flaches und sogar stellenweise grünes Land auf. Die Anlandung inm kleienn Hafenort Kamariotissa gestaltet sich jedoch schwierig. Mit an Bord war ein Bus mit betagten Naturfreunden aus Kavalla. Der Bus sprang nicht an, weil, wie der Fahrer erklärte, ein „Relais kaputt“ war. (Wenn etwas Elektrisches nicht funktioniert, ist überall auf der Welt die Erklärung, ein „Relais“ sei kaputt, meistens zutreffend, nichtssagend, klingt aber um so bedeutungsvoller: selbst im Raumschiff Enterprise war das beizeiten so). Da die Fahrzeuge packedicht auf die Fähre jongliert worden sind, konnte etwa eine Stunde lang kein Fahrzeug das Schiff verlassen. Neben dem Bus stand ein LKW, der musste warten, bis eine tonnenschwere Kühltruhe und hunderte von Transportkisten verschoben waren, andere Fahrzeuge mussten stehen bleiben, weil, wie der Kapitän erklärte, sonst das Schiff zu kentern drohte. „Alles Idioten hier, in diesem Land, diese Scheißregierung, das sind alles Irre“ brüllte ein griechischer Autofahrer, der in vorderster Reihe stand, und dessen Gegengewicht man angeblich brauche. Irgendwann war dann der Weg aber trotzdem frei.

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Es nervt: Kühltruhe muss weg, damit Laster weg kann, damit.. usw.

In der Nachsaison ist die Suche nach Hotelplätzen auf Samothraki kein Problem: das Hotel „Aiolos“ (Wind) liegt am Rand des Hafenortes Kamariotissa, Blick auf Meer, Palmen, blauer Swimmingpool (ohne Wasser allerdings),  kitschiger Sonnenuntergang inclusive. Leer schien der in den 1970er Jahren erbaute  Palast der Winde: viel Marmor, Holz,Geruch nach Chlor. Ob denn Zimmer frei seien, erschien uns als rhetorische Frage. Ja geht, aber man erwarte eine Reisegruppe aus Kavalla, die müsse alllerdings längst da sein..
–>(Reiseempfehlung:, Hotel Aiolos, Kamariotissa, preislich günstig, ausgesucht freundliches Personal, man spricht Deutsch)

Fußläufig erreicht man den Uferweg von Kamariotisssa, wenige Tavernen, in denen aber das volle Leben blüht. Da, wo wir uns niederlassen, umringt von einer Apostelschar bunter Katzen, platzt dann noch eine Verlobungsfeiergesellschaft rein, alles kein Problem, Tsipuro, Msedes, Fisch – es passt.  Auf dem Rückweg ins Hotel verpassen wir einen Weg, klettern blind in der Dunkelheit über Stacheldrahtzäune, Gestrüpp und Feigenbäume. Erst tags drauf lesen wir, dass Samothraki ein Reservat für seltene und giftige Schlangen ist. Überhaupt ist Samothraki die untypischste aller griechischen Inseln: Hier gibt es keinen Massentourismus, keine Kellner, die Fremde mit „Yes-Please“ anwanzen, keine Souveniershops, nix dergleichen. Nur Natur und ein bisschen Kultur. Die sehen wir uns morgen an.

 

 

 

 

 

Komotini

Wo heute die Autobahn E90 Autobahn verläuft, führte einst eine römischen Handelstrasse vom Hafen Dyrrachium, dem heutigen albanischen Durrës, über Thessaloniki nach Byzanz/Konstantinopel.  Von Thesaloniki bis zu unserer Zwischenstation in Thrakien, der Kleinstadt Komotini, sind es auf dieser Straße etwa 250 Kilimeter, die bequem in 2 1/2 Stunden zurück zu legen sind. Viel Sehenswertes bietet die Stadt nicht – doch ein gewisser orientalischer Flair ist ihr nicht abzusprechen. In der Region Thrakien leben sowohl türkisch- als auch bulgarischsprachige Minderheiten, letztere Pomaken genannt. Beide sind vorwiegend muslimischen Glaubens. In Komotini sind etwa knapp die Hälfte Muslime, von denen nahezu alle die griechische Staatsangehörigkeit besitzen. Noch im 19. Jahrhundert war dieses Vielvölkergemisch typisch für ganz Nordgriechenland. Der Vertrag von Lausanne 1923, der einen brutalen Bevölkerungsaustausch zur Folge hatte (Griechen mussten die Türkei verlassen, muslimische Türken wurden in die Türkei umgesiedelt), hatte eine Ausnahme gemacht: Istanbuler Griechen und Thrakischen Muslimen blieb das Schicksal der Vertreibung erspart.

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Zwei Pomakinnen warten auf den Bus vor dem thrakischen Kulturzentrum in Komotini

Komotini ( türk. Gümülcine, bulg. Gjumjurdschina) hat zwei Moscheen, die „Yeni Cami“ (Neue Moschee) und die Eski Cami (Alte Moschee). Letztere datiert in ihrer Substanz in die Mitte des 19. Jahrhunderts, es ist ein schlichter, zweigeschossiger Saalbau, mit holzgetäfelten Decken und marmorierten Holzsäulen. Die Gebetsnische Mihrab und die „Kanzel“ (Minbar) sind mit blau-weiß ornamentierten Fayencefliesen ausgeschmückt, der moderne Teppich in grellen Grüntönen ist Geschmackssache.

In den Gassen und Straßen der Stadt bemerkt man die Krise in Griechenland: viele der Läden, leider auch viele der vor wenigen Jahren noch bemerkenswerten türkischen Kaffeeröstereien und Süßwarengeschäfte, leider auch viele der einst phantastischen Tavernen,die erlesene Mesedes anboten, sind geschlossen.

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Kafferösterei in Komotini

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Strassenzug mit den wenigen noch erhaltenen Häusern aus osmanischer Zeit in Komotini

Als Zwischenstopp zur Übernachtung ist die Stadt aber in  Ordnung, und in einer mit einer dichten Weinpergola überdeckten Seitengasse findet man dann auch noch die gesuchten Mesedes. Und Tsipuro, der hier in einer Art großem Parfümflakon auf den Tisch kommt. Man sollte bezüglich des Tsipuro wissen: in Thrakien wird dieser Tresterschnaps nur selten mit dem sonst üblichen Anis aromatisiert, hier liebt man den Geschmack des reinen Destillates, das einer Art sehr starkem Grappa entspricht. getrunken wird es nicht pur, sondern mit etwas Wasser oder Eis gemischt.

 

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Schnapsflakon und Oktapus

 

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Unter der Weinpergola in Komotini

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Mit der Rechnung (-39,- € für ein ausgiebiges Mal) werden noch typische, mit viel Sirup und Zitronensaft  getränkte Süßspeisen serviert, eine Art Baklava.

Selfies mit Atatürk

An einem nicht bekannten Tage im Jahre 1881 kommt in einem gut bürgerlichen Haus in Thessaloniki der  kleine Muṣṭafâ zur Welt. Die Vielvölkerstadt Thessaloniki (türkisch „Selanik“) ist damals eine der wichtigsten Handelsmetropolen im osmanischen Reich und gleichzeitig auch das Tor zum Westen.  Hier wird Griechisch,Türkisch, Bulgarisch, Albanisch und vor allem auch Ladinisch, die Sprache der spanischen Juden, gesprochen. Thessaloniki ist nicht nur mehrsprachig, sondern es leben auch viele Religionen friedlich nebeneinander: Juden, Christen und Muslime. Im Hause des kleinen Mustafa wurde, so viel weiß man, türkisch gesprochen. Mustafas Vater nannte sich Kızıl Hafız Ahmed Efendi, seine Mutter Zübeyde Hanım.  Der Vater war einmal Beamter für religiöse Stiftungen, dann Zollbeamter, zuletzt war er auch als Holzhändler tätig. Der kleine Mustafa hatte es in seiner Kindheit nicht leicht – und seine Eltern wohl auch nicht mit ihm. Die Koranschule, auf die ihn seiner Mutter schicken wollte, lehnte er ab, und überzeugte  seinen Vater, ihn auf eine weltliche Privatschule zu schicken. Nach vielen Brüchen und familiärem hin und her bestand er die Aufnahmeprüfung auf einer militärischen Mittelschule in Thessaloniki, die er als Viertbester seines Jahrgangs abschloss. Es schloss sich eine ziemlich wüstes Leben als Student an einer Militärakademie an – der übermäßige Genuss von Tsipuro oder Raki (einem Tresterschnaps) soll ihn ein Leben lang gezeichnet haben, die Geheimdienstakten vermerken auch den häufigen Besuch von Prostituierten. Von wem ist die Rede? von niemand Anderem als Mustafa Kemal „Atatürk“, dem legendären, und vielfach geradezu verklärten Begründer der modernen, säkularen Türkei, dessen Vermächtnis aktuell so bedroht ist, wie wohl seit langem nicht mehr. 

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Kam mit silbernem Löffel auf die Welt: Mustafa Kemal Atatürk

Das repräsentative Haus in der Apostolou-Pavlou-Straße 17 ist frisch restauriert und gehört heute dem türkischen Staat, es befindet sich auf dem von hohen Stahlgitterzäunen gesicherten Gelände des türkischen Konsulats. Es nennt sich Museum, ist aber eher eine Art Verehrungsstätte, die vorwiegend von türkischen Touristen besucht wird.

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Mustafa Kemal Atatürks Geburtshaus in Thessaloniki: ein typisches, osmanisches Bürgerhaus aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts.

Mit vielen  vorwiegend jungen Türken und Türkinnen stehen wir Schlange vor dem Eingang, passieren Sicherheitsschleusen, lassen uns vom Wachpersonal anherrschen, unsere Namen nicht auf Griechisch in das Besucherbuch einzutragen („No Greek please, can not read that“). Eines fällt bei dem großen Andrang auf: niemand trägt Kopftuch, auch sonst gibt es nirgendwo religiösen Symbole, angesagt sind aber rote T-Shirts mit weißem Stern und Halbmond. Im Haus sind Devotionalien hinter dichten Panzerglasvitrinen ausgestellt: Kemals silbernes Essbesteck, viele Reliquien aus seinem Leben. Die Ausstellung ist schon eine sehr tendenziöse Darstellung der türkischen Geschichte.  Wachsfiguren von Kemals Eltern bereichern die Szenerie. Das  Allerheiligste ist aber der Raum im Obergeschoss, wo Kemals Wachsfigur auf einen dicken Ledersessel regiert. Hier herrscht gewaltiges Gedränge. Junge Mädels rücken ihre Frisur zurecht, ziehen nochmal den Liedstrich nach, dann zücken sie das Handy um Selfies mit ihrem wächsernen Nationalhelden zu machen: Atatürk als Facebookstar.

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Fische, frühes Christentum, Markthalle und die ältesten Kirchen: an einem Vormittag quer durch Thessaloniki

Thessaloniki, den 1. September

Schon im 7.Jahrhundert nach Christus, wahrscheinlich schon gegen 620 n.Ch, wurde die gewaltige Kirche „Aghia Sophia“ (αγια σοφια) in Thessaloniki errichtet. Wie ihre Namensschwester, die berühmte Kirche in Konstantinopel (Istanbul) ist sie der heiligen Sophia geweiht. Während im Westen in den „dunklen Jahren“ der Völkerwanderung kaum imperiale Architektur entstand – dies auch schon mangels entsprechender staatlicher oder klerikaler Organisation – befinden sich die Metropolen des oströmischen Reiches in einer ersten großen Blütezeit. Hier lebt die Baukunst der Antike bruchlos weiter. Die Aghia Sophia ist ein bemerkenswertes Bauwerk. Byzantinische Kunsthistoriker kommen aus vielen Gründen nicht um diese Kirche herum. Mit der Kirche, deren abweisenden Westfassade wir uns nähern, und vor deren Hof Kinder in der Mittagssonne Bälle bolzen, wurde die „Kreuzkuppelkirche“ erfunden. Dieser Bautyp ist bis heute die am meisten gebaute Form des orthodoxen Gotteshauses. Der Grundtypus lässt sich etwa so erklären: In einen quadratischen Raum werden vier Pfeiler oder Stützen eingestellt, die ein inneres Quadrat markieren. Die Säulen des Inneren Quadrates werden mit vier Bögen überspannt, von ihnen ausgehend erstrecken sich kreuzweise vier Tonnengewölbe zu den Außenwänden. Das innere Quadrat erhält zwischen den Bögen vier sphärische Dreiecksgewölbe (Pendentivs), über den sich nun ergebenden zentralen Kreis errichtet man eine Kuppel. Nun bleiben noch die kleinen Quadrate in den Ecken übrig – die werden mit kleinen Kreuzgewölben überdeckt – das Ganze ergibt dann das Raumprinzip. Im Osten baut man nun eine Apsis an, im Westen einen Vorraum, den „Narthex“. In der Aghia Sophia in Thessaloniki ist dieser Narthex hufeisenförmig um dreiviertel des zentralen Gottesdiensraumes herum gezogen, das ist die einzige Besonderheit. Was dabei entsteht: Ein Raum, der in sich ruht, keine Richtung hat, wenn man von der Apsis absieht, den Chroraum, der aber bald mit einer Schranke abgesperrt wird. Diese Bauweise hat eine besondere Wirkung: Die zentrale Kuppel scheint auf den zarten Pfeilern zu schweben, es bildet sich ein Raum im Raum,wie ein Baldachin, der von den Fenstern der Anräume „magisch“ beleuchtet wird. Das ergibt den Eindruck geradezu transzendenter Leichtigkeit, die Gesetze der Schwerkraft erscheinen aufgehoben. In den meisten späteren byzantinischen Kirchen wird dann im zentralen Kuppelgewölbe der „Pantokrator“, Christus als Herrscher der Welt, dargestelllt. In Thessaloniki folgte man einem sehr frühen Bildprogramm: Hier tragen Engel (erhalten sind die Flügel) den thronenden Christus empor: Es ist die Himmelfahrt. In einem Kranz darunter stehen, radial angeordnet, Maria und die Apostel, die dem Schauspiel beiwohnen. In den Zwickeln der Pendentivs sind Engel dargestellt – möglicherweise eine Anspielung auf alttestamentarische Beschreibungen des alten Tempel Salomons. Wir blicken hier auf die frühesten Mosaiken nach dem Bilderverbot, sie datieren wohl die Mitte des 9. Jahrhunderts.

Während sich in den Kirchen des Westens der Blick gen Osten richtet, in den Chor, orientiert sich der gebaute Raum der Ostkirche auf den über ihr schwebenden Pantokrator, den Weltherrscher, der in dem gebauten Kosmos eine Orientierung vorgibt: da kann der Pfarer noch so sehr vor dem abgeschrankten Altarraum gen Osten Zeremonien abhalten. Byzantinische Zentrallbauten sind ein Abbild des Kosmos, und der ist Oben, kennt nicht Ost und West, nicht Nord und Süd.

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Kuppelmosaik Aghia Sophia Thessaloniki

Für Kunsthistoriker, die sich der spätantiken und byzantinischen Kunst verschrieben haben, ist die Aghia Sophia in Thessaloniki ein „Leitfossil“. Auch im Detail: die Ausformung ihrer Kapitelle zeigt, wie frei man mittlerweile mit dem überlieferten antiken Formenkanon spielt: So gibt es „Windstoßkapitelle“, bei denen die Akanthusblätter des ehrwürdigen korinthischen Kapitells wie von einem Herbststurm zur Seite geweht und umgebogen sind.

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Säule mit Windstoßkapitell

Das  Äußere der Kirche erscheint dagegen unscheinbar. Frühchristliche und byzantinische Architektur ist „introvertiert“, sie entwickelt sich von innen nach außen. So zeigt die Kirche nur das rohe Ziegelmauerwerk, einst war sie wenigstens verputzt, aber es bleibt ein unscheinbarer Klumpen Steine, der Gestaltungswille würde allenfalls einem Weltkriegsbunker zu Ehre gereichen. Prachtentfaltung geschah im Inneren.

Wen Architekturgeschichte nicht anspricht, dem sei in den heißen Tagen dennoch ein Besuch der Kirche zu empfehlen. Die angenehme Frische erkalteten Weihrauchduftes ist  auch ein Argument.

Rings um die Kirche gibt es etliche Straßencafes, wo man frisch gepressten Orangensaft oder selbstgemachte Zitronenlimonade ebenso genießen kann wie kalten Kaffeesorten z.B. „Fredo“ in hunderten Varianten oder den etwa aus der Mode gekommenen Klassiker „Frappe“.
Nicht weit entfernt ist die Rotonda.

Rotonda, Aghios Georgios: Älteste Kirche der Welt.

Der gewaltige römische Rundbau mit seiner zentralen Kuppel wurde ursprünglich kurz nach 300 n. Ch. als Mausoleum für den Tetrarchen Galerius errichtet, oder aber als Tempel des Zeus, oder der kabirischen Götter (zu letzteren später mehr, auf Samothraki). So genau weiß man das nicht. Sicher ist: Schon im Jahre 326 wurde das Gebäude in eine christliche Kirche umgewandelt – es ist damit die älteste, noch funktionierende Kirche der Welt. Auch die Mosaiken, die wahrscheinlich in das frühe 5.Jahrhundert datieren, sind bemerkenswert. Im Zenit der Kuppel thront Christus der Weltherrscher (leider nur als Vorzeichnung erhalten). Er ist von einem Regenbogen umgeben, den wiederum Engel trugen (leider sind davon nur die Flügelspitzen  erhalten).  Darunter stehen Märtyrer in antik anmutenden Gewändern vor phantasievollen Scheinarchitekturen, die eindeutig noch den späthellenistischen Geist und Raumempfinden verkörpern. Gesprengte Giebel, ein räumliches Vor-und Zurück, aber die Landschaft, die man dahinter vermuten würde, ist bereits raumzeitlosem Goldhintergrund gewichen.

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In der Rotonda Thessaloniki: älteste christliche Kirche der Welt.

In den Mosaiken der Rotonda kann man so die Anfangsgründe der  byzantinischer  Kunst schlechthin entdecken. Von hier bis zu den spekulatiusartig ausgewalzten Bildnisersatzvorlagen zum Ausmalen für unbegabte Mönche im 19. Jahrhundert, deren „Malen nach Zahlen mit Eierfarbe“ wenigstens von halbbegabten Goldschmieden günstigstenfalls pietätvoll bis heute überschmiedet wird, ist es noch ein weiter Weg. Den Bildersturm überlebten die Mosaiken unter einer dicken Putzschicht, unter der sie auch überdauerten, als die Kirche um 1590 in eine Moschee umgewandelt wurde. Aus dieser Zeit stammt noch das erhaltene Minarett und die Vorhalle im osmanischen Stil.

Thessaloniki Rotonda

Rotonda mit Minarett

Die Vorliebe der orthodoxen Kirche für die Form des Zentralbaus, im Gegensatz zum Westen, wo eindeutig langgestreckte Kirchen basilikalen Schemas vorherrschen, ist viel diskutiert worden, m. E. nicht abschließend geklärt. Denn auch in Griechenland wurden Kirchen basilikalen Schemas gebaut, hohes Mittelschiff, Seitenschiffe, Trennung durch Säulen oder Pfeiler. Dieser Typ des Zweckbaus folgt der römischen Markthalle – das ist jetzt unsere  Überleitung mit der Brechstange.
Thessaloniki hat so eine typische Markthalle mit basilikalem Schema, nicht römisch, sondern aus der Zeit um 1912, aber dafür hat sie ihre ursprüngliche Funktion behalten: nicht als Kirche, sondern als Konsumtempel. Leider ist sie – im Vergleich zu unseren vorigen Besuchen, die mehr als zehn Jahre zurück liegen, mittlerweile etwas verwahrlost, viele Läden sind verwaist, aber die wenigen verbliebenen atmen dennoch den alten Flair von damals, verbreiten den Duft von Fisch, Krise, frisch geröstetem Kaffee, Gewürzen, Süßigkeiten und Obst.

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Die Markthalle von Thessaloniki: Schon von Außen erkennt man das basilikale Schema, das auch vielen anderen Zweckbauten wie Fabrikhallen oder Kirchen zu eigen ist.

 

 

 

 

 

 

 

Abend in Thessaloniki

31. August, Thessaloniki

Thessaloniki ist Ausgangspunkt einer einwöchigen Reise durch den Nordosten Griechenlands. Deshalb wird es in diesem Reisebericht so kurz angeschnitten, wie es eben in der kurzen Zeit möglich ist – eine längere Würdigung der schicksalhaften Geschichte dieser Stadt bleibt daher aus . Das muss einem Bericht einer der nächsten Jahre vorbehalten bleiben. Die Geschichte der Stadt von Antike über die byzantinische Hauptstadt zu durcheilen, die  Zeit jüdischer Hochkultur in der multinationalen Handelsmetropole am nördlichen Abschluss der Ägäis, und dabei über das Schicksal der Stadt zur NS-Zeit und die  Deportation und Ermordung von über 56.000 Juden zu stolpern, das ist in der Kürze der Zeit unmöglich.

Deshalb hier nur ein kurzer Streifzug: ein Gang durch die markante Uferpromenade mit Blick auf den weißen Turm. Zwischen den 10-stöckigen Hochhäusern aus den 1960er bis 1970er Jahre hat sich immer noch hin und wieder, eingezwängt zwischen den hochgewachsenen jungen Brüdern, die ein oder andere kunsthistorische Rarität aus der großen Zeit der Stadt vor dem zweiten Weltkrieg erhalten: französischer Jugendstil, Klassizismus, Bauhaus.

Die Thessolonicher flanieren hier gelassen in der Abendsonne, es riecht nach Gebäck aus den unzähligen „Sacharoplastia“ (Konditoreien), hin und wieder hört man zwischen Fetzen von Diskomusik aus den Straßencafes und die melancholischen Klänge des „Omorfi Thessaloniki“, einem der Klassiker des traditionellen griechischen Rebetiko: „schönes Thessaloniki“ (Text im Anhang), während an der Kaimauer die Brandung hochspritzt.

Das Lied kennt heute fast jeder in Griechenland, es ist einer der großen Klassiker. Geschrieben hat es der berühmte Komponist Wassilis Tsitsanis, der im Übrigen als einer der wichtigsten Sänger und Vertreter des aus Kleinasien stammenden „Rebetiko“ ist. Unter den vielen Liedern, die Thessaloniki besingen, ist es eines der bekanntesten, und neben der Sehnsucht einer verlorenen Heimat lässt es auch die ewige Konkurrenz zweier ungleicher griechischer Großstädte anklingen: Athen und Thessaloniki.

Man hat Thessaloniki nicht erlebt, wenn man nicht eines abends in den „Ladadika“ einkehrt, dem Viertel um den Hafen herum, wo sich einige Tavernen auf die gehobene, aber gleichzeitig traditionelle Kultur der Mesedes (Vorspeisen) spezialisiert haben. Eine Empfehlung, neben vielen anderen, das „Zythos“.

Neben dem obligatorischen Tsipuro (mit und ohne Anis, in Karaffen) und Weinen hat man hier mittlerweile eine überraschende Auswahl einheimischer Biersorten parat. Unter den Mesedes werden neben den üblichen Melintsanosalta, Tsatsiki pp. auch Seltenheiten angeboten. Empfehlung: überbackener Käse mit einer pikanten, süßsauren kretischen Tomatensoße.

Im Hotel rauscht die Klimaanlage, morgen früh wollen wir noch einmal quer durch Thessaloniki ziehen, und uns dann auf die Piste machen: Ziel: Komotini in Thrakien.

(Anhang: Omorfi Thessaloniki, Wassilis Tsitsanis, amelodische Überstzg. H.W.)

Refrain: Oh, schönes Thessaloniki, oh, deine zauberhaften Abende vermisse ich !

Du bist der Stolz meines Herzens,
schönes, süßes Thessaloniki
Und wenn ich auch in der Verführerin Athen lebe
besinge singe ich dich jeden Abend

(Refr.)

In deinen engen Gassen
habe ich die schönsten Momente erlebt
Tausende Nächte habe ich Ständchen gesungen
für all die Herzen der Boheme.

(Refrain)

du hältst mich immer in deinen Armen
mit Schmerzen ich denke ich immer an Dich
Aber auch wenn ich jetzt weit weg von Dir bin
mit der Zeit werde ich bei dir sein.

Ρεφραίν:
Ώ! όμορφη Θεσσαλονίκη
ώ! τα μαγικά σου βράδια νοσταλγώ

Είσαι το καμάρι της καρδιάς μου
Θεσσαλονίκη όμορφη γλυκιά
κι αν ζω στην ξελογιάστρα την Αθήνα
για σένα τραγουδώ κάθε βραδιά

Ρεφραίν

Μέσα στα στενά σου τα σοκάκια
έζησα τις πιο γλυκές στιγμές
καντάδες χίλιες νύχτες έχω κάνει
για όλες τις μποέμικες καρδιές

Ρεφραίν

Πάντα με κρατάς στην αγκαλιά σου
πάντα σε θυμάμαι και πονώ
κι αν είμαι τώρα λίγο μακριά σου
με τον καιρό κοντά σου θα βρεθώ

Ρεφραίν

(Wassilis Tsitsanis)

Clash of culture: Unfallabwicklung in Griechenland

Thessaloniki, 31. August

Die mittägliche Rückfahrt vom Flughafen „Makedonias“ bei Thessaloniki in die Innenstadt ist ein mühseliges Unterfangen. Nach Athen ist Thessaloniki die Großstadt mit den größten Verkehrsproblemen. Auf mehrspurigen Straßen wälzt sich der Verkehr im Stop-And-Go in Richtung Innenstadt. Zwar gibt es eine Umgehungsstraße, die autobahnähnlich ausgebaute „Periferiaki“, die aber oft auch zu ist, aber auch niemanden weiterhilft, der wie wir, die Innenstadt erreichen will. Zur gleißenden Sonne, die es schwierig macht, Ampeln zu erkennen, kommen noch schlecht erkennbare Fahrbahnmarkierungen hinzu. Hier heißt es: Geduld und nochmals Geduld. Wir haben das Stadtzentrum fast erreicht, mit dem geliehenen, für den Innenstadtverkehr kaum geeigneten Geländewagen schieben wir uns durch die Straße „Odos Tsimiski“, halten vor einer roten Ampel. Der heftige Knall und ein scharfer Stoß kommen von hinten. Es dauert gefühlte lange Sekunden: alle Insassen OK, Unfall, aussteigen, eine Frau mittleren Alters ist uns mit ihrem Kleinwagen hinten aufgefahren. Die ist sichtlich geschockt, entschuldigt sich vielmals, ist sichtlich verzweifelt. Was nun, Polizei? „Nein, keine Polizei, bei so was ruft man nicht die Polizei“, rufen uns die Verkehrsteilnehmer von den Nachbarspuren rüber. „Fahrt an den Rand, ruft Eure Versicherungen an !“ Der Schaden ist beträchtlich, zumindest bei unserer Unfallgegnerin, bei uns ist anscheinend kaum etwas passiert. Wie war das jetzt mit den Versicherungen? Genau, so läuft das in Griechenland: Hier nimmt tatsächlich nicht die Polizei den Unfall auf, sondern mobile Versicherungsagenten. Ausnahme: schwere Unfälle mit Personenschaden. Der Agent unserer Unfallgegnerin ist schon nach einer Viertel Stunde da, unserer braucht etwas länger. Die Versicherungsagenten kommen mit dem Motorrad, damit schlängeln sie sich geschickt durch den dicken Verkehr. Mit einem Android-Tablett bewaffnet, tun sie das, womit in Deutschland regelmäßig die Verkehrspolizei behelligt wird: Papiere kontrollieren, Fotos machen, die Teilnehmer zum Hergang befragen. Den Rest regeln die Versicherungen untereinander – das ist dann nicht anders als in Deutschland. Nach der Unfallaufnahme fahren wir weiter – und sehen 500 Meter weiter unseren Agenten im Vorbeifahren noch einmal: am Straßenrand ist er schon mit dem nächsten Unfall beschäftigt.

(P.S: mit dem Schreiben hänge ich hinterher – mittlerweile eine Woche im Rückstand – es wird weitergehen mit: Thessaloniki – Komotini – Alexandroupoli – Samothraki – EvrosDelta – Feres- Stavroupolis(Xanthis). Das wird alles aufgeholt 🙂

Thessaloniki-Unfall

Unfallaufnahme in Thessaloniki

Zu Besuch auf dem Berg bei Prof. Elias und zum See der gemordeten Bäume

Aghiokampos und Skiti, Mavrovouni, 30.August

Von Aghiokampos aus kann man den in der Höhe liegenden Ort Skiti bequem mit dem Auto über die „normale“ Straße erreichen, oder aber – unbequem und abenteuerlich – durch den Wald. Wer den Ausflug auf diese Weise machen möchte, nimmt ein etwas geländetaugliches Fahrzeug, wir haben das auch schon mit einem normalen, alten PKW gemacht, aber man muss dann etwas vorsichtig sein, unter anderem sind zwei kleine Furten durch einen Bach zu bewältigen – der dieses Jahr im Sommer jedoch kaum Wasser führt und gut passierbar ist. Wichtig ist auch: der Handyempfang funktioniert in den Wäldern Griechenlands, weitab von Siedlungen nicht, und Hilfe kommt nur selten in Form von Traktoren oder Holzlastern vorbei. Die Strecke lässt sich natürlich auch zu Fuß machen – es sind etwa 15 km nach Skiti durch den Wald, aber bei heißem Wetter (und Mücken) kein Spaß. Und danach wollen wir ja noch weiter…

Das erste Stück folgt man einem Bach, der unter schattigen Platanen auf der linken Seite des Weges plätschert. Rechts liegen Obstplantagen, Olivenhaine, ein seit bestimmt 30 Jahren nicht bewegter Traktor, ein paar Häuser, vor denen Hunde kläffen. Dann sind wir in der Wildnis, tauchen in einen dunkeln Wald ein, der überwiegend aus Platanen und Eichen besteht. Der unbefestigte, ausgefahrene Waldweg führt plötzlich steil hinunter auf die Furt des kleinen Baches zu, der uns bislang schon begleitet hat, und irgendwo den Bergen dunklen Bergen Mavrovounis entspringt. Die Berge von Mavrovouni hat für griechische Verhältnisse viel Wasser, deshalb sind sie dicht bewaldet. Die Wolken stauen sich hier, vom Meer kommend, und regnen einen guten Teil der feuchten Last schon ab, bevor sie die dahinter liegende thessalische Ebene erreichen. Diesen Spätsommer hat der Bach aber so wenig Wasser, dass man bequem hindurch kommt. Finster ist es hier unten, trotz strahlenden Sonnenscheins ist es an der Furt kühl, dunkel und feucht wie in einer Gruft. Nach der Passage lichtet sich der Wald, es geht hinauf, und der Wald macht einer trocknen Macchia aus Hartgehölzen wie Lorbeer, Ginster und Erdbeerbäumen („Kumara“, Arbutus unedo) platz. Staubig ist die Erdpiste, wer jetzt die Fenster nicht schließt, ist anschließend genau so orangerot gefärbt, wie die Erde Mavrovounis überhaupt.

Auf und ab geht es weiter, immer höher hinauf, die Ohren knacken, und manchmal gibt das trockene, harzig duftende Gebüsch den Blick auf das Meer frei, die Orte Aghiokampos und Velika liegen da unten wie eine weiße feine Kette am Meer. In der Ferne sieht man bei diesem klaren Wetter den Küstenstreifen von Chalkidiki gegenüber, und sogar den spitzen Kegel des Berg Athos.
Schon glaubt man, keine Zivilisation mehr erreichen zu können (man kann sich hier gut verirren, etliche  Abzweigungen enden irgendwo im Nichts oder in einem kläffenden Rudel verwilderter Hirtenhunde. Wichtig: in den Wäldern von Mavrovouni hilft auch kein GPS – die entsprechenden Kartendaten aus dem Internet empfängt ein normales Handy hier nicht). Nach einem weiteren Stück des Weges erscheinen aber wieder Telegrafendrähte, Plantagen und dann Zypressenbäume, die zum Friedhof von Skiti gehören. Skiti selbst ist ein hübscher kleiner Ort in den Bergen, man kann hier auf der Platia guten Tsipouro und Mesedes bekommen. Oberhalb des Friedhofs stehen Schilder, „ΠΡΩΣ ΓΥΠΕΔΟ“ (Zum Sportplatz). Das ist die richtige Richtung. Der „Sportplatz“ besteht aus zwei verrosteten Toren, der Rasen aus ein Meter hohem, vertrockneten Gestrüpp. Ab hier führt der Feldweg weiter, und es weist ein kleines, handgemaltes Holzschild „ΠΡΩΣ ΚΑΣΤΡΟ“, zur Burg. Da wollen wir hin. Man kommt an einem vermüllten Ziegenstall vorbei, um dann auf eine baumfreie Hochebene zu gelangen. Ziegen, Pferde und Maulesel haben hier alles kahlgefressen, und oben auf dem abgefressenen Schotterhügel stand einst eine prächtige byzantinische Festung, deren klägliche Reste heute nur noch aus ein paar Stummeln bestehen.

Der Ausblick ringsum entschädigt: Über Potamia und Aghia und  die von hier abfallenden Hügel in die thessalische Ebene, in die umgekehrte Richtung über die Ägäis und auf das Ossa-Gebirge. Mavrovouni hat viele Berggipfel, und etliche haben nicht einmal Namen. Zu einem kleineren, in der Nähe, weist ein Schild, wenn man wieder an die Abzweigung zum Kastro zurück fährt. „ΠΡΟΣ ΠΡΟΦ. ΗΛΙΑΣ“ – zu Prof. Elias?

SDIM1723-Prof-Elias

Zu Prof. Elias links rum

Gemeint ist der Hl. Prophet Elias (gr. „Profitis Ilias“), dem auf vielen Berggipfeln Kapellen oder sogar ganze Kloster errichtet wurden und immer noch werden. Elias ist der Schutzpatron der Berge schlechthin in Griechenland, und auf vielen Inseln heißen die jeweils höchsten Berge einfach nur „Profitis Ilias“. Dies bezieht sich auf die alttestamentliche Überlieferung, der Prophet habe sich auf den Berg Horeb geflüchtet, um sich vor der Verfolgung der Ehefrau des israelitischen König Ahab zu schützen.

Die in den 1980er Jahren am Fuße des Gipfels errichtete Kapelle ist nicht besonders sehenswert, es gibt eine neue, im traditionellen Stil angefertigte Ikonostase, sonst nichts weiteres. Der Platz  ist aber malerisch, ringsum stehen alte Eichen, ein überdachter Aussichtspavillon, und eine dazu passende Aussicht. Die eigentliche Spitze des Berges erreicht man aber erst nach weiteren ca 500 m. Hier oben steht ein merkwürdiges, quadratisches Häuschen, eine Art Wachturm, mit einer aufgesetzten Aussichtslaterne. Heute ist es verlassen und ruinös, ob es eine Art Feuerwehrturm war, oder etwas Militärisches – keine Ahnung. Eine verrostete Treppe führt zu der Aussichtslaterne hinauf, lohnt sich, 360-Grad-Panorama.

An einer anderen Abzweigung des Weges gibt es ein Schild, das zu einem See führen soll. „ΠΡΟΣ ΛΙΜΝΙ“. Die magische Aura dieses Sees hatte sich schon in meiner Vorstellung deshalb so gesteigert hatte, weil wir ihn in den vergangenen Jahren nie gefunden haben.  Jetzt klappt es. Eine weitere Strecke durch den Staub die dichte Macchia, sieht man eine Wasserfläche spiegeln – darin merkwürdige schwarze Gestalten stehend. Unten im Wald gelangt man dann direkt an den See. Es ist eine Art Stausee, den die Waldbauern hier angelegt haben, indem sie das Wasser der  im Winter spärlich fließenden, im Sommer aber ausgetrockneten Gebirgsbächlein sammeln. Dadurch ändert der nur etwa zwei Hektar große „See“ ständig den Wasserspiegel. Einst begleiteten den Bach uralte, teils ein halbes Jahrtausend alte Platanen. Das Wasser hat ihnen den Tod gebracht. Vor dem Aufstauen hat man sie nicht entfernt, sondern in Würde sterben lassen. Ihre Ruinen trotzen jedoch dem Wasser, wie klagende Geister recken sie ihre verwitterten Stämme und Aststummel aus dem Wasser in die Höhe, und mit etwas Phantasie kann man ihre klagenden und wütenden Gesten verstehen. Die Baumgeister bilden bizarre Figuren, etwas an die späten Skulpturen des Bildhauers Max Ernst erinnernd. Jetzt im Herbst ist das Gewässer fast ausgetrocknet, in den halbgetrockneten, aufgerissenen Schlamm haben unzählige Schaf-und Ziegenherden ihre Fußstapfen getrampelt, weil sie hier wohl im Sommer eine der wenigen Wassertränken im Sommer vorfinden, wenn die Bächlein längst ausgetrocknet sind.

Doch was sollte das? An dem kleinen Staudamm steht ein kleines Pumphäuschen, drinnen summt eine Elektropumpe. Schwarze Wasserschläuche führen von hier aus in die Umgebung, sich immer weiter in immer kleinere, dünnere Schläuchlein zerteilend. Dieser Teich dient nicht etwa der Bewässerung der zig-Kilometer weit entfernten Baumwollfelder in der Ebene: das Schlauchnetz versickert und verteilt sich hier oben in die Kastanienplantagen, die auf den ersten Blick gar nicht auffallen, da man die teils riesigen Bäume für einen Ende September, Anfang November, wenn auch in Griechenland der Sommer endgültig vorbei ist, werden die die in der grünen, weichstachligen Hülle verborgenen Esskastanien (Maronen, Castanea sativa) reif sein.

Heute werden sie im Handel als teure Spezialität vertrieben, denn die ernte – was man sich sicher vorstellen kann, ist mühsam. Einst sicherten die stärke- und fetthaltigen Früchte das Überleben vieler Menschen hier oben in den Bergen Griechenlands. Ein einziger, großer Baum könne eine ganze Familie durch den Winter bringen, hieß es.

Morgen werden kleine Koffer gepackt. Die Reise geht nach Thessaloniki, die Mutter abholen, dann wird der Nordosten Griechenlands erkundet. 

SDIM1727 Skiti Kastana

Kastanea sativa, Ende August, Skiti, 2016