Der Rezensent konnte es nicht lassen: hat mal wieder reingeschaut in die tägliche städtische Sitcom: das Corona-Terzett, nicht nur erfrischend wie jetzt zur Hoch-Zeit des Halleschen Karneval. Offiziell getarnt, um nicht vergnügungssteuerpflichtig zu werden, als tägliche Videokonferenz des Oberbürgermeisters zur Corona-Lage mit anschließendem Schneehöhen-Report. Heute, am 11. Februar, der fünften Jahreszeit entsprechend, ging es nach der amtlichen Verlesung der täglichen Corona-Zahlen („an Corona gestorben, mit Corona gestorben…“) um ein urmenschliches Thema: Schmunzeln.
Nach dem drögen Pflichtprogramm wurden wieder die Journalisten zugeschaltet. Sehen kann man sie nicht, ihre Stimme kommt aus dem „off“. Sehen kann man dafür mittig den Oberbürgermeister Bernd Wiegand, derzeit im öffentlichen Ansehen etwas angeschlagen: viele Medien haben über den Impfdrängler-Skandal berichtet. Wieder einmal hatte es Halle in die internationalen Medien geschafft.
In Minute 34:19 kommt Jonas Nayda , Journalist der Mitteldeutschen Zeitung, zu Wort. Serienjunkies kennen ihn schon. Um es vorweg zu nehmen: Er und der Oberbürgermeister werden in diesem Leben wohl nicht mehr Freunde. Denn Naydas Rolle ist im Drehbuch so beschrieben: Er bohrt mit seinen Fragen immer wieder nach, der OB reagiert genervt, wehrt sich gegen „Verhörsituationen“. Gerade gestern hat Nayda den sonst immer emotionsfreien Teflon-Oberbürgermeister zur Explosion gebracht. Dabei hatte er eigentlich gar nichts gemacht. Der OB war in irgend einem Gespräch mit einem anderen Medienvertreter. Plötzlich bricht Wiegand ab, und wendet sich an Nayda (den man nicht sehen konnte, sondern nur Wiegand und seine beiden rechts und links im Briefmarkenformat aus dem „Homeoffice“ zugeschalteten Sekundantinnen).
Wiegend fand nämlich das Verhalten von Nayda ungebührlich. Weil: der Oberbürgermeister will genau im Bildschirm gesehen haben, wie Nayda ob der Ausführungen des OB gegrinst hat. Nayda bekommt einen ausführlichen Anranzer, der sich geradezu wie eine Gefährderansprache anhörte. Wenn er die Worte des OB nicht ernst nähme, möge er sich doch bitte rausschalten. Großes Kino, hier zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=wa7UKIZMqI0. Bei Minute 16.56 …
Das war gestern. Aber auch heute beginnt Nayda mit einer harmlosen Frage: wie denn die gemeinsame Erklärung entstanden sei, in der alle Katastrophenstäbler sich hinter den OB stellen, und die umstrittene Entscheidung, „übriggebliebene“ Impfdosen unter anderem an den OB und Stabsmitglieder auszuteilen (hier nachzulesen) im nachhinein rechtfertigen.
„.. und dann kommt man zu einer übereinstimmenden Meinung“
Wiegand erklärt, das sei halt Wunsch der ganzen Gruppe gewesen, sich dazu zu erklären. „Man sitzt dann zusammen, diskutiert, und dann kommt man zu einer übereinstimmenden Meinung“.
„Sie als Vorstand“, fragt der Journalist listig, „müssen da dann mitgehen?“
„Wir versammeln uns alle hinter dem Text“, und „der Oberbürgermeister dominiert nicht das Gremium“ waren die Antworten.
Nayda hat noch was nicht verstanden, und fragt nach. Es scheint um eine Lappalie zu gehen: was denn der Unterschied zwischen Stab und erweitertem Stab sei, will er wissen. Angeblich habe Wiegand mal die eine Bezeichnung verwendet, mal die andere usw.. es zieht sich hin und her, und Wiegand wird sichtlich böse, hat nun ganz schlechte Laune. (Tags darauf werden wir erfahren, warum Nayda so beharrlich gefragt hat)
Da ist es wieder: das H-Wort.
( 40:47) Jetzt nimmt der OB Nayda in die Zange. „Ich frage Sie, machen Sie das in anderen Kommunen auch so?“ zetert Wiegand. „Oder wollen Sie den Oberbürgermeister in einer Hexenjagd verbrennen?“ Die folgenden Minuten steigert sich Wiegand in Journalisten-Schelte Trumpschen Ausmaßes.
(45:14) Irgendwann meldet sich Nayda- scheinbar ganz kleinlaut- zurück. “ Nein, Herr Oberbürgermeister, ich habe nicht vor, eine Hexenjagd zu veranstalten. Das wäre ja mittelalterliche Praxis, was man heute nicht mehr akzeptieren kann…“
Weiter kommt er nicht.
„Herr Nayda, Sie sehen ja, wie hier alle schmunzeln“ (Das Beitragsbild oben ist ein Screenshot von eben genau dieser Sekunde: 45:23).
„Nein, ich sehe Sie, aber nicht wie Sie schmunzeln, dafür ist mein Bildschirm zu klein… “
Warum die Mitglieder des Krisenstabes nicht mit ihrem Klarnamen unterzeichnet haben ?
..fragt jetzt Alexander Walter von der Magdeburger Volksstimme.
„der Stab hat sich so entschieden, dass es sich um eine persönliche Entscheidung handelt, sich impfen zu lassen.“
Offenbar hat Wiegand die Frage nicht verstanden. Es ging nicht ums Impfen, sondern ums Unterschreiben. Ruhig wiederholt der Magdeburger seine Frage noch einmal. Um wieder die selbe Antwort zu bekommen.
Der Autor dieser Zeilen schaltet hier ab. Geht erst einmal in die Schmunzelecke, um all das seelisch und mental zu verarbeiten.
(Die Klarnamen des Krisenstabes findet man übrigens hier)
5 comments on “„Sie sehen ja, wie hier alle schmunzeln“”
Der Imperator aus StarWars, hätte zur optischen Einschüchterung seiner Untertanen, ein gewaltiges Hologramm seines düsteren Kopfes, in mächtiger Größe des Roten Turm, auf dem Markt – mitten in Halle, projiziert und donnernd Anweisungen diktiert. ALLE Fragen wären damit im Keim erstickt worden. Wehe dem, der sich dem Widerstand anschließt.
Darf der Kriesenstab*in, bzw. erweiterte Kriesenstab*in, Abtrünnige*innen von den Impfungen ausschließen?
Ein für mich aufschlussreicher Artikel, der den Schleier
bei der Sehschärfe hebt, wenigstens momentweise, und mich zu Erkenntnissen kommen lässt. Ach, so verhält sich das, so geht Home office! Find ich gut ( wie OTTO), in der Mitte sitzt der Officier und die andern zwei sind hom, mir sachen zwar in Halle heeme, aber das sind ja Erdnüsse. Das mit der Sprache, also hom un heeme. Und warum heeme? Mit ein wenig Überlegung kann man drauf kommen, wenigstens für gestern. Herr Bock war ja wohl auch präsenstig? Für mich total klar, die beiden hatten Angst um ihre Schlipse. Ha, wär auch schade drum, ich hasse Späße, wenn dabei noch nutzbare Sachen mutwillig mit gesteigertem Lustempfinden ihres respekteinfordernden Respektes verlustig gemacht werden.
Herrn Nayda fühle ich mich verwandt. Er kann froh sein, mich nicht als Nachbarin gehabt zu haben. Als erwachsener Mensch habe ich mir Worte anhören müssen, oje! “ Fräulein Heinrich, verlassen Sie meinen Unterricht, Sie sind mir zu grün!“ ( Als ob man ernst bleiben kann, wenn der erwachsene Banknachbar im Vorbeigehen dem Dozenten einen Maikäfer angesetzt hat auf dem Rücken und selbiger Spaziergänge auf der Jackettvorderseite unternimmt). Oder kann man sich halten im Theater, wenn zwei Schauspieler in Rage geraten und der eine seine Empörung beim Sprechen so heftig zum Ausdruck bringt, dass dem anderen ein sichtbarer Spuckefetzern ins Gesicht zischt? Es war wohl Eckmond 🙂 von Göthe. ( ich lache schon wieder, ihr merkt es) . Ihr lacht hoffentlich auch. Für Onkel Bernd gebe ich einen Ratschlag meines Opas an mich weiter: „Weeßte, wenn’se dich emah auslachen in dr Schule odder so, denn musste eenfach mitlachen, umse eher heern se dadermit off!“ Stimmt.
Unser täglich Hexenfeuer gib uns heute!
Eine ganze Seite widtmete die MZ dem OB, aber unnütz, Niemand muss mehr den Ofen anheizen weil, leider würde die MZ sagen, das Heizwerk arbeitet wie Ast.
Beinlich, beinlicher, am beinerlichersten – oberbeinertichst in Gold und am Bande.
Jetzt ist klar, warum Nayda so hartnäckig nach einem „erweiterten Stab“ gefragt hat: https://www.mz-web.de/halle-saale/nach-ob-und-einigen-stadtraeten-wurde-auch-halles-kulturbeigeordnete-geimpft–38055276