Skip to content
HalleSpektrum.de – Onlinemagazin aus Halle (Saale) Logo

Die Debatte über die Bezeichnung „Mohr“

In Zeiten der verstärkten Zuwanderungen von Menschen unterschiedlicher Kulturen und auch Hautfarben nach Deutschland ist eine Debatte über Rassismus und unseren Umgang miteinander wichtiger denn je. In diesem Zusammenhang wird unter anderem auch über die veraltete deutschsprachige Bezeichnung „Mohr“ häufig öffentlich diskutiert. Ist der Terminus eine rassistische Unzumutbarkeit, herabwertend und nicht mehr zeitgemäß? Oder ist es nur ein aus der Vergangenheit stammender Begriff, der heute höchstens noch zur Namensgebung von Gebäuden oder Straßen dient und keinerlei Wertung mehr beinhaltet?

Auch in Halle ist diese Debatte seit Langem angekommen, gibt es hier doch sowohl eine „Mohren-Apotheke“, wie auch den Gasthof „Zum Mohr“. Während erstere bereits mehrfach mit Eiern und Farbe beschmiert wurde, wird auch die Gaststätte heftig kritisiert und über eine Umbenennung beider Gebäude nachgedacht.

Ein weiteres Beispiel stellt auch die „Mohrenstraße“ in Berlin dar, die nun den Namen von Dr. Anton Wilhelm Amo erhalten soll, welcher der erste promovierte afrikanische Philosoph in Europa war und im 18. Jahrhundert unter anderem in Halle studierte, forschte und lehrte. Ihm zu Ehren steht in der Nähe des Universitätsplatzes gar ein lebensgroßes Abbild, wenngleich es hier bisher keine Straße gibt, die nach ihm benannt wurde.

Und dies, obwohl es in der Vergangenheit oft schon Bemühungen gab, beispielsweise die Emil-Abderhalden-Straße offiziell nach Amo zu benennen, da der jetzige Namensgeber Mitglied im NS-Lehrerbund war und eine „rassisch reine“ Gesellschaft ohne „Ballastexistenzen“ forderte.

Gerade auch Deutschland sollte also ein Interesse haben, sich auf sein historisches Erbe zu besinnen und sich zumindest über die Wirkung solcher Namen in der heutigen Zeit klar werden. So ist die Bezeichnung „Mohr“ zwar ein historisch gewachsener und sogar vorkolonialer Begriff, dessen Ausgangswort umstritten ist und mit Sicherheit viele hundert wenn nicht gar tausend Jahre zurückliegt. Und dennoch ist es ein geschichtlich meist äußerst abwertender und negativ konnotierter Begriff, der – und das ist wichtig! – wie so oft eine Fremdbezeichnung für Menschen ist, die von diesen nicht selbst gewählt wurde. Wenngleich es für Europäer also nur schwer nachvollziehbar sein dürfte, bringt auch „Mohr“  eine oft bis heute in aller Welt und allen Bereichen präsente eurozentrische Sichtweise zum Ausdruck.

5 comments on “Die Debatte über die Bezeichnung „Mohr“”

  1. Wer bezeichnet denn heute noch einen andersfarbigen Menschen als Mohr?
    Hat das was mit dem Sommerloch zu tun?
    Weshalb plötzlich diese Aufregung?

  2. Wohl niemand. Und im historischen Kontext überwiegend (aber nicht nur) nicht abwertend. Anders als der Autor des Artikels bin ich schon der Ansicht, dass die Wortherkunft vom griechischen „Mavros“ nicht abwertend ist, und später auf den hl. Mauritius überging, dem Stammheiligen der Ottonen. Und die erste Darstellung eines solchen „Schwarzen“ in Rüstung im Magdeburger Dom, als Schutzpatron des erszen deutschen Kaisers, dürfte wohl kaum abwertend gemeint sein.

    Das Problem ist, dass jede Bezeichnung irgendwann ins Abwertende rutschen kann. Nicht die Worte sind böse, sondern der Sprecher, der sie absichtlich abwertend benutzt und umdeutet. Gerade bei „Mohr“ ist das bislang nicht passiert, weil das Wort gewissermaßen fossilisiert ist. Bei Ausdrücken im aktuellen Sprachgebrauch fürchte ich, kann das schneller passieren. “ People of Colour“ halte ich für einen solchen gefährdeten Begriff, weil er pauschalisierend Menschen zusammenfasst, die nur eine Gemeinsamkeit haben, eben nicht schweinchenrosa zu sein.

  3. „Das Staatsballett Berlin setzt den „Nussknacker” ab – weil die Darstellung der Chinesen und Orientalen darin rassistisch sei. Für wie dämlich hält man das Publikum?“ (FAZ)

Schreibe einen Kommentar