Wird der Verzehr von kaltem Wintergemüse zur Erblindung führen?

15. August 2022 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Mögt Ihr Spinat? Die Meinungen über gekochtes Blattgemüse sind bekanntlich geteilt. Offenbar auch in China. Dort bereit man eine Art „Spinat“ aus einem Gewächs zu, das zu den am frühesten in China kultivierten Pflanzenarten gehört und seit über 2500 Jahren angebaut wird. Bei uns ist die grüne Pflanze, die einen bis anderthalb Meter hoch wird, allenfalls ein paar Kräuterfreaks bekannt. Obwohl sie auch hierzulande gut wächst, sich auch selbstständig ausbreitet und mancherseits sogar als „Neophyt“ eingestuft wird. In unseren Gemüsegärten ist sie noch nicht sehr verbreitet, aber das könnte sich ändern.

Sucht man nach chinesischen Rezepten zur Zubereitung der Pflanze, führt der Weg nicht an Google und Wikipedia vorbei. Man gibt einfach den botanischen Namen ein, springt dann vom deutschen zum chinesischen Wiki, kopiert daraus die „Häuschenkrakel“ wieder in die Google-Bildersuche, klickt auf die Rezeptbilder usw.  Auf einer Seite lesen wir zum Beispiel, dass dieser „Spinat“ auch in China nicht von allen geliebt wird. Der von Google übersetze Text könnte in Teilen auch einen Dada-Literaturpreis gewinnen:

Wird der Verzehr von kaltem Wintergemüse zur Erblindung führen?

Manche Leute nennen es Winteramarant oder rutschiges Gemüse. Herr Wang Zengqis „Kwai·Xie“ schrieb sehr deutlich: „Diese Art von Gericht ist glitschig im Mund, ein bisschen wie eine Wassermelone … Die Blätter sind rund wie Schweineohren, die Farbe ist grün, und die Blattstiele sind es auch grün.“ In Sichuan, Hunan und anderen Orten angekommen, las und verstand Wang Laocai „Die 15. Militärexpedition“ und verstand „das Atrium wird im Tal geboren, und das Inoue wird in der Sonnenblume geboren. Der Reis wird zum Kochen verwendet, und die Sonnenblume wird zum Kochen verwendet.
Letztes Jahr erzählte mir ein Freund aus Hunan, dass sie im Winter Sonnenblumengemüse verbrühen würden, wenn sie Hot Pot essen, was mich überraschte: Wie können so frische und zarte Gemüseblätter in Hot Pot verwendet werden? Würde man das nicht „Folter“ nennen? Ich konnte das nicht akzeptieren. Später, als ich mich mit meinen Sichuan-Freunden unterhielt, hatte ich nicht damit gerechnet, dass die Gesprächspartner denken würden, dass ich ein Aufhebens machen würde: Nun, im Eintopf kann man alles kochen, was man will.“

-Und nun seid Ihr, liebe Leser und Freunde der Suchmaschinen, gefragt: Um welche Gemüsepflanze geht es hier?

-Warum sagen  die Leute, das Gemüse sei „glitschig im Mund?

-Was bedeutet das Art-Epitheton „verticillata?“

-Hat das jemand von Euch schon mal gegessen?

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche„Unscheinbares Pioniergewächs aus dem deutschen Mittelgebirgen)  : Harzer Labkraut, Galium saxatile

Harzer Labkraut, Galium saxatile war die richtige Lösung. Der Name Labkraut geht auf seine Verwendung als Säuerungsmittel bei der Käseherstellung zurück. Auch der wissenschaftliche Name Galium (v. griech.: Gala = Milch) leitet sich davon her. Die Bezeichnung saxatile stammt von lat. „saxatilis“ (= Stein-), nach dem bevorzugtem Standort der Art. Die zusätzliche Benennung nach dem von Granitfelsen geprägten, kalkarmen norddeutschen Mittelgebirge unterstreicht leicht nachvollziehbar die Standortansprüche des Labkrauts.

(Hans Ferenz)

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