Unsere Omi liebte Scherzfragen, mit den sie uns an der Nase herumführen wollte. Das gelang nicht allzu oft, weil manche einen ziemlich langen Bart hatten. Eine handelte von einem Pferd, in dessen Fellfarbe eine Pflanze blühe, um die es in dieser Woche hier geht. Beim ersten Mal protestierten wir, denn die „typische“ Farbe der Blumen jedenfalls assoziierten wir eher mit Schokoladenkühen. Jedenfalls duften die Blüten ganz hervorragend, egal in welcher Farbe. Die Pflanze gilt als giftig, aber nicht für alle Tiere gleichermaßen. Kaninchen verschmähen die Blätter schon wegen der Bitterkeit, aber Pferde vertragen sie gut, sie sind sogar richtig versessen darauf. Deshalb umzäunen Reiterhöfe auch gerne die Koppel mit den Sträuchern. In der Pflanze sind eine Reihe von Inhaltstoffen drin, die auf Menschen eine geringe toxische, aber auch pharmazeutische Wirkung haben. So soll er eine leicht fiebersenkende Wirkung haben. diese geht wahrscheinlich auf einen Stoff zurück, der in der Rinde und den Blättern enthalten ist. Als Reinsubstanz wurde er der 1844 entdeckt wurde, und nach dem lateinisch-/griechischem botanischen Namen benannt. Der wiederum hat seinen Namen wiederum von der Klistierspritze, mit der man Patienten Einläufe verpasste. Aus den hohlen, verholzten Stängeln kann man nämlich prima Pfeifen oder eben auch Spritzen basteln. Der heute bei uns in Zieranlagen, aber auch in wilden Hecken- und Buschzonen verbreitete Strauch gilt übrigens als „invasiver Neophyt“. Mitgebracht wurde er 1562 von einem Habsburger Diplomaten, der mit dem Sultan Suleiman für den Abschluss von Friedensgesprächen nach Istanbül gereist war. Suleimann war anfangs nicht besonders an Gesprächen interessiert, und wimmelte den feinen Wiener Diplomaten mit den Worten „schön, schön“ („güzel, güzel“) ab. Nach längeren Versuchen (und einem sechsjährigen Aufenthalt) soll er übrigens doch noch erfolgreich gewesen sein. Als er nach langen Jahren Wien zurück kehrte, gab ihm Suleimann als Geschenk Tulpen- und Hyazintenzwiebeln mit. Und einen Ableger unserer gesuchten Pflanze.
Unsere Fragen:
Nach welcher Pflanze suchen wir?
Und wer war der habsburgische Diplomat?
Die Rätselpflanze der letzten Woche: („Nicht zum Verpacken geeiget“): Schleifenblume, Iberis sempervirens.
Wenn man etwas um die Ecke dachte, wie in der Rätselüberschrift formuliert, konnte man die Pflanze schnell erraten. Gesucht war die immergrüne Schleifenblume Iberis sempervirens. Wie der Name schon andeutet, stammt sie aus dem Mittelmeerraum und wird bei uns in Steingärten kultiviert. Sie wird gern von Insekten besucht. Deshalb sollte der Bodendecker nicht im naturnahen Garten fehlen.
Pflanze verpasst? Alle weiteren Pflanzen der Woche, von 2016 bis heute, finden Sie hier
8 comments on “Wie man mit dem Geschenk des Sultans Einläufe verpassen und etwas vom Pferd erzählen kann.”
Ogier Ghislain de Busbecq auch bekannt unter der latinisierten Form seines Namens Augerius Gislenius Busbequius, war ein Humanist, Diplomat und Botaniker. Er reiste als Gesandter Habsburgs zu Süleyman I. . Er sollte einen Waffenstillstand mit den Osmanen aushandeln. Von Süleymann bekam er Tulpenzwiebeln,Hyazinthenzwiebeln und Fliederpflanzen. Auf dem merkwürdigen Bild überreicht der Sultan Flieder.
Nach Busbecq fehlt ein Komma, dafür das 2.N von Süleymann bitte streichen.
„Der Flieder riecht lila, auch wenn er weiß blüht.“
Alfred Polgar
Allerdings nicht für unsre Honigbienen als Futterpflanze interessant, denn auch der Nektar enthält Bitterstoffe.
Deshalb hab ich unterm Flieder eine Kräuterspirale angelegt.
Da könntest Du den Honig doch als Anti-Fiebermittel verkaufen?
Ich hätte es nicht gewusst. Aber die Artikel lese ich immer gern. Und ich musste über Istanbül im Artikel schmunzeln. Die Türken lieben den Buchstaben Ü augenscheinlich sehr. Erfreut habe ich mich immer vor Jahren bei der Fahrt vom Flughafen ins Hotel über einen Wegweiser, der die Richtung nach Gümüldür anzeigt. Und das Wort Müdürlügü bedeutet Polizeistation. Die gibts bestimmt auch in Istanbül.:-)
Ach und ein Witz ist mir eben noch eingefallen. Er stammt aus der Zeit, da man in Textilgeschäften noch persönlich bedient wurde.
Ein Mann möchte ein fliederfarbenes Oberhemd kaufen. Die Verkäuferin bedauert. Der Käufer verweist auf eines im Schaufenster. Die Verkäuferin sagt, das wäre doch weiß!! Darauf der Kunde:“Na und- es gibt doch auch weißen Flieder!“
Liebe Elfriede, ich habe es auch nicht gewusst. Ogier Ghislain de Busbecq habe ich nur durch langes Suchen gefunden und dabei viel über den Herrn erfahren.m Hat sich gelohnt.
Liebe Elfriede, ich habe es auch nicht gewusst. Ogier Ghislain de Busbecq habe ich nur durch langes Suchen gefunden und dabei viel über den Herrn erfahren. Hat sich gelohnt.