Zufrieden wischte sich Georg den Schweiß von der Stirn – es war nicht nur sehr warm an diesem Apriltag – auch im übertragenem Sinne hatte ihm unsere Pflanze der Woche den Schweiß auf die Stirn getrieben, aber nun war das Bild „im Kasten“. Angefangen hatte die Geschichte für Georg bei einem Spaziergang auf dem Naturlehrpfad der Heide zur Weihnachtszeit. Dort stand (eigentlich) eine Allerweltspflanze und ward gepriesen. Dichter, Denker, Komponisten, Rezitatoren, Sänger und Heilkundige hatten ihr Zeit gewidmet. Bei kultischen Handlungen spielt (e) sie eine zentrale Rolle.
Aber wer hat ihr schon mal beim Keimen zugesehen? Georg wollte es nicht verpassen und hatte damals einzelne Früchte gesammelt, die da zwischen dem Laub versteckt waren. Richtig fündig war er aber erst etwas später in einem Park geworden, wobei sich hier eine gewisse Unschärfe ergibt, da unsere Pflanze in zwei eng verwandten Arten vorkommt. Allerdings führten die Sammelleidenschaft und ihre „Fortsetzung“ trotz einiger gärtnerischer Tricks nicht zur Keimung auf dem Fensterbrett. Umso größer war die Freude, als im oben schon erwähnten Park das gezeigte Foto gelang.
Wer hat diese Keimblätter schon mal gesehen? Wer kann weitere Hinweise zur Pflanze geben?
(F.H.)
Auflösung der letzten Pflanze der Woche („machen Viren Flecken?“): die Schachbrettblume, Frittilaria meleagris

Nhu Deng kannte de gesuchte Pflanze, auch wenn wir ihr Bild etwas „verpixelt“ haben. Der Name Fritillaria, so schreibt Nhu Deng, soll auf das lateinische Wort fritillus für „Würfelbecher“ zurückgehen. „An einen Würfelbecher erinnert die Blütenform. Gemüse kann von Viren befallen werden, beschrieben werden in der Literatur der Bohnenmosaik-Virus und der Gurkenmosaik- Virus“. Das ist korrekt, und einige Viren sind im Gartenbau Plagegeister, die von Blattläusen übertragen werden. Sie führen zu verkümmertem Wuchs und Ernteeinbußen. Es gibt viele „Mosaikviren“ im Pflanzenreich. Das erste, der entdeckt wurde, ist das Tabakmosaikvirus, der viele Nachtschattengewächse befällt. 1935 wurde es erstmals isoliert. Dabei stellte man fest, dass es in der Lage ist, sich regelmäßig anzuordnen und damit „Kristalle“ zu bilden. Die Entdeckung der Proteindoppelscheibe des Virus und die Strukturaufklärung der Nukleinsäure-Protein-Komplexe (seit 1953) brachte Aaron Klug 1982 den Nobelpreis ein. Seit der Forschungen von Aaron Klug weiß man überhaupt erst, wie Viren funktionieren. (HW)

Pflanze verpasst? Hier finden Sie alle Pflanzen der Woche. Ein bunter Garten, seit 2016:
9 comments on “Vom Naturlehrpfad abgewichen!”
Eiche ist es nicht, die habe ich schon mal keimen sehen, aber gibt es da nicht was von Eichendorff?
Mich erinnern die Keimblätter an ein Kastanienblatt der Rosskastanie. Es gibt noch die Edelkastanien, die auch Maronen oder Esskastanien genannt werden. Eine kultische Nutzung ist mir nicht bekannt. Da kenne ich nur die Weltenesche, die Keimblätter sehen anders aus. Allerdings wird die Rosskastanie in der Medizin angewandt. Ich bin mir nicht sicher…
Mir egal, was da keimt, meine Petersilie im Blumenkasten KEIMT NICHT. Von den 2 Blättern aus der Tüte wurde eines weggeweht, vom andern kam auch nichts, also erneute Aussaat, wie früher üblich- ooch widder nüscht.
Dagegen sprießen auf Rasenflächen weiße Sternblumen an mehreren Stielen, nach unten zu ist es aber nur ein Stiel, Blätter jibbts keene ( eine Blume ohne Blatt, schenkt man dem, der keine Ehre hat), ca. 15 cm hoch un ich weeß nich, was das for een Jewäggs is. Kannstes mir mah verraten, Meiner? Wer weeß, velleicht isses zejar jiftch, was meensten? Mr werd doch emah frachen derfen? Wenn nich, vrjisses.Sorry.
Ich bin auch ratlos, wie Nhu-Deng. Sache glaub ich nicht, Marone hab ich mal zum Keinen gebracht, isses nicht. Sind das denn Keimblätter oder schon die „richtigen“?
Und @Elfriede: Petersilie ist zimperlich. Wenn im Kasten schon mal Petersilie gelebt hat, musst du die Erde austauschen. Ein zweites Mal an gleicher Stelle mag sie nicht.
Ich denke, dass wir (in erster Linie) die Keimblätter sehen, wobei das erste „richtige“ Blatt schon einen kleinen Schatten wirft und eine komplett andere Form hat/haben wird – wenn ich nicht irre.
Ich habe mich kundig gemacht, es wird die Sommerlinde sein, die aus der Erde die Blättchen streckt. Linden waren Gerichtstätte und wurden auch häufig besungen. Nur in der Heide sind sie sicher nicht häufig.
Da hast Du mir, Nhu Deng, eine Jugenderinnerung wach werden lassen.
Lindensamen… Lindgren…
„Und sie ging hinaus auf den Kartoffelacker und grub dort mit ihren bloßen Händen eine Grube, und da hinein legte sie die Erbse, die eine Linde werden sollte.“
Die Passage stammt aus einer der vielen traurigen Erzählungen von Astrid Lindgren: „Klingt meine Linde“. Ist halt nicht lustig wie Bullerbü und Pipi Langstrumpf. Lindgren konnte Kinder nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Weinen bringen.
Klar, bei mir kriegt alles neue Erde im Frühjahr. Vielleicht hat man mir überlagerten Samen verkauft. Und was ist mit den Sternblumen??
ABER AU WEIA, jetzt gehts los, das orientalische Zeckenschötchen, dieses gefährliche Biest, macht sich bemerkbar und fängt an zu blühen. Wenn da nicht vom Umweltamt und Naturschutz rigoros Einhalt geboten wird , werden wir unser gelbes Wunder erleben. Ich habe mal zwei , drei kleinere Pflanzen rausgerissen und ganz schön Kraft aufwenden müssen, bei größeren habe ich gar keine Chance, da muss ein Spaten her.
Wir brauchen eine Zackenschötchen-Eindämmungsverordnung!