Verwirrende Buntheit: Was ist da los, Herr Mendel?

10. August 2020 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Wir hatten ja schon einmal über Erbsen gesprochen. Und von dem Klosterbruder Gregor Mendel, auf dem die nach ihm benannten Vererbungsregeln beruhen. Das war hier und ist schon lange her. Nun ist unser Pflanzenautor aber auf ein Problem gestoßen, bei dem ihm das verblassende Wissen aus dem Schulunterricht nicht mehr weiterhilft. OK, wir kennen die Begriffe dominat-rezessive Vererbung, intermediär und kodominant.

Die Blume, über die unser Autor gerade stolpert, sät er jedes Jahr im April wieder aus. Sie stammt aus Mittelamerika und ist bei uns nicht winterhart (man kann aber ihre Knollen ausgraben, und für nächstes Jahr einlagern wie Dahlien. Was aber umständlich ist). Bei der Samenvermehrung passieren die komischsten Dinge. So standen letztes Jahr eine gelb blühende und eine pink-oder magentafarbene Pflanze nebeneinander. Schwups, kam das fleißige Bienchen, und durchkreuzten die beiden reinerbigen Pflanzen. Und aus deren Samen wuchs Merkwürdiges. Nicht etwa, wie Mendel bei der intermediären Vererbung vorhergesagt hätte, zeigten die Blüten eine ziegelrote Mischfarbe. Sondern: die Pflanze, die jetzt aus den kleinen, schwarzen, zitronenförmigen Samen entstanden war,  hat gescheckte Blüten. Und zwar in wilden Varianten. Da gibt es Blüten, die sind auf der einen Seite gelb, auf der anderen Seite rot. Wieder andere, an der selben Pflanze (!), sind nur gelb, andere nur magentafarben. Und dann gibt es da Blüten, die sind gelb-magenta gesprenkelt. Also ist schon mal klar: die Gene zur Bildung des gelben wie auch violetten Farbstoffs hat die Pflanze von ihren jeweiligen Eltern geerbt. Aber welche geheimnisvolle Macht entscheidet in der Pflanze, welches Blütenblatt plötzlich lila wird, und welches gelb? und welche Blüte gescheckt wird? Der Autor weiß es übrigens nicht genau. Deshalb freut er sich auf Antworten. Und wartet, dass sich die Blüten öffnen, das tun sie nämlich immer erst Abends, tagsüber sind sie geschlossen und uninteressant. In der Nacht aber (wo sie keiner sieht), machen sie durch ihren vanille-zitronenartigen Duft auf sich aufmerksam.

Wir fragen:

  • Wie heißt die Pflanze?
  • und wie kommt es zu den unterschiedlich gefleckten Blüten?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche: („Dolde mit fahler Pfahlwurzel“): die Möhre, Daucus carota

Gesucht war die Wilde Möhre  Daucus carota. Durch Kreuzung mit mehreren Verwandten entstand aus ihr unsere heutige Möhre oder Karotte. Das Wort „Möhre“ enthält die auch in anderen germanischen wie auch in slawischen Sprachen und im Griechischen enthaltene Bezeichnung für Wurzel. Die Begriffsableitung von Mohr wegen der schwarzen Blüte in der Doldenmitte dürfte nicht zutreffen. Erste Beschreibungen der heute angebauten orangefarbenen Karotten stammen vom Anfang des 18. Jahrhunderts.

(HFerenz)

 

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