Verträgt sogar Rasenballer

2. Mai 2017 | Bild der Woche | 5 Kommentare

Auflösung der Pflanze der Woche 24. – 30. April

Börsencrash durch Tulpen?

Unsere Pflanze der letzten  Woche soll einen der ersten Börsencrashs Westeuropas verursacht haben.

War es schwer? Offensichtlich. Aber Redhall hat dann den richtigen Riecher. Natürlich. „Tulpen aus Amsterdam“ trällerte er in die Runde.  Die Pflanze der letzten Woche zu den am meisten bekannten „Blumen“, sei es nun als Schnitt- oder Rabattenpflanzen.

Jacob van Hulsdonck, Blumenbouquet, um 17oo

Wir suchten nach Tulipa gesneriana, und damit den tausenden von Hybriden, Zuchtformen und Verwandten unserer ganz herkömmlichen Gartentulpe. Die Gattung der Tulpen umfasst ungefähr 150 Wildarten; richtig einig sind sich die Forscher dari9n nicht. Der größte Teil dieser weit verzweigten Gattung lebt in Zentralasien, Kleinasien und Nordafrika. Die Tulpen, die wir als Garten- und Schnittblume kennen, sind im ganz Überwiegenden Teil Nachfahren der Zuchtformen Art Tulipa gesneriana; die aber kennt man nicht einmal als Wildform, sondern glt schon als Ergebnis persischer Züchtungen, angeblich sei sie aus den Arten Tulipa armenii oder Tulipa schrenkii, andere Autoren vermuten Tulipa lanata, T. Aitsinonii zu ihren Stammeltern. Erstaunlicherweise kommen Tulpen in der Litaratur der Antike überhaupt nicht vor. Erst im 9. Jahrhundert n. Ch. ziehen unsere Tulpen in den Palastkärten der Perser ein, wo sie „Lale“ genannt werden. Begeistert sind dann auch die Osmanen von den wunderschönen Lales, nehmen sie mit in das von ihnen eroberte Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, wo sie als Prunkexemplare Adels- und Herrschersitze schmücken, wie etwa die Gärten des Topkapi Serai.

Lange scheint der westlichen Welt die Schönheit dieser von Menschenhand gekreuzten, und zu mannigfaltigen Blütenformen vermendelten, imposante Fühjahrsblüher verborgen geblieben zu sein. Noch 1554 soll der Gesandte des Kaiserlichen Botschafters Ghislain de Buusbec über eine Blume im opulenten Gesteck sich geundert haben, dass ihm auf einem Staatsbesuch bei dem Türkischen Sultan Suleiman (II) überreicht wurde: „“quos turcae tulipan vocant“ („die die Türken Tulpe nennen“.

„Tulipa turcorum“, aus Gesner, gedruckt 1661

Narcissus und die Taliban?

Das Wort Tulipa stammt aus dem Persischen,  dulband, und bezeichnete wohl ursprünglich einen Turban. Genau weiß man das nicht, jedenfalls hat es mit „Taliban“ gar nichts zu tun, wenn es auch in einem Lied der Barockzeit, das den Frühling besingt, heißt, „Narzissuns und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an, als Salomonis Seide“.

Der Arzt, Naturforscher und Alchemist Conrad Gesner hat jedenfalls 1559 eine blühende Tulpe im Garten de Johann Heinrich Herwarth gesehen. Sie war eine der ersten Exemplare, die über Gesandtschaftsreisen in mitteleuropäische Gärten gelangt war. Wegen dieser erst6en Beschreibung der Pflanze in Gesners Werk 1561 gedruckt, einer Gesamtausgabe des längst verstorbenen Alchemisten und Botanikers Valerius Cordus, nannte dann der Systematiker Carl von Linne diese >Zierpflanze „Tulipa „gesneriana“.
Gesner selbst hatte die Tulpe, die er in einem Holzschnitt abbildet, „Tulipa turcarum (türkische Tulpe) genannt.

Aber immernoch ware es einzelne Raritäten in den botanischen Gärten. Doch langsam trat das Gewächs seinen Siegeszug durch die europäischen Gärten an. 1577 schrieb der Gelehrte Camerarius bereits schon, die Tulpe sei „in den Gärten gemein geworden „

1653  dichtete Paul Gerhard das bekannte Kirchenlied, „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“. Die eingängige „barocke Melodie stammt allerdings erst von August Harder (1775–1813 ) .

„Die bäume stehen voller laub /
Das erdreich decket seinen Staub
Mit einem grünen kleide.
Narcissus und die Tulipan,
Die ziehen sich viel schöner an /
Als Salomonis seyde.

Eine besondere Aufmerksamkeit gewann die Tupe in den bürgerlichen Gärten der Niederlande. Allein 1596 soll der private Gaten des Gelehrten Clusius zweimal von Tulpendieben heimgesucht worden sein, die ihm an die 100 Zwiebeln stahlen.

Im 17. Jahrhundert nahm der Hype um Tulpenzwiebeln absurde Formen an. Tulpen wurden damals meistens noch über Samen vermehrt, nicht nur über Tochterzwiebeln, und gelegentlich nistete sich ein Virus ein, der die Blüten zur Entwicklung papageienschwanzartiger, skuriler Formen antrieb. Die waren besonders begehrt, und hoch gehandelt. (Angeblich wurden mit Gold aufgewogen, liest man gelegentlich in der Trivialliteratur). Es entwickelte sich eine Spekulationswelle um besonders brillante Züchtungen, die 1637 in Leyden sogar einen Börsencrash verursacht haben sollen. Tatsächlich greift der holländische Staat in diesem Jahr ein, und untersagt Spekulationen mit Tulpenzwiebeln.
Dem Siegeszug der Tulpe tat das keinen Abbruch, und noch heute sind die Niederlande der Hauptlieferant für Tulpenzwiebeln.

Weniger aufsehenerregend: unsere nächste Pflanze der Woche:

Erich ist weg!

In diesen Habitaten finden wir unseren Freund häufig.

Mir scheint, er hat etwas spitzgekriegt… Oder warum sonst ist er so plötzlich verschwunden? Bis in die Nacht habe ich nach ihm gesucht – einfach weg! Was mache ich jetzt, vor allem, wenn ich mich in die Nesseln setze? Er scheint keinerlei Spuren hinterlassen zu haben, hier.

Drüben, an der anderen Seite des großen Ozeans, ziehen sie sich dagegen wie Fußspuren entlang seiner Route. Dabei hatte ich den Eindruck, er sei enorm widerstandsfähig, auch an den Orten, wo ihn keiner haben wollte und man alles daran setzte, ihn zu verbannen. Andere wiederum sehen ihn als Heilsbringer, auch wenn teilweise der Eindruck entstehen mochte, man mache ihm einen Hexenprozess.

Hat man ihn abgesägt?

Der geneigte Leser hält unsere Andeutungen für zweideutig? Dabei sind diese Aussagen eindeutig mit der gesuchten „Pflanze der Woche“ in Verbindung zu bringen. Auf einem Foto würde man sie, bekannt wie ein König, sofort erkennen, daher haben wir uns auf verbale Tipps verlegt.

Drüben, an der anderen Seite des großen Ozeans, ziehen sie sich dagegen wie Fußspuren entlang seiner Route. Dabei hatte ich den Eindruck, er sei enorm widerstandsfähig, auch an den Orten, wo ihn keiner haben wollte und man alles daran setzte, ihn zu verbannen. Andere wiederum sehen ihn als Heilsbringer, auch wenn teilweise der Eindruck entstehen mochte, man mache ihm einen Hexenprozess.

Der geneigte Leser hält unsere Andeutungen für zweideutig? Dabei sind diese Aussagen eindeutig mit der gesuchten „Pflanze der Woche“ in Verbindung zu bringen. Auf einem Foto würde man sie, bekannt wie ein König, sofort erkennen, daher haben wir uns auf verbale Tipps verlegt. OK, erzählen wir noch ein bißchen. Aber dann ist gut:

Wg. Erich

So ein Fußballrasen muss einiges aushalten. Die armen Halme – alle trampeln rücksichtslos drauf rum. Dann werden sioe auch noch mit widerlicher weißer farbe besprüht, wenn sie Pech haben, da zu stehen, wo der Mann mit dem gelben Wagen drüberfährt und Linien zieht. Dafür werden sie aber immer mal wieder gedümgt, mit weißem Pulver bestreut, einfach widerlich. An die geschundene Vegetation denkt niemand, wenn es um Fußball geht.
Rasen muß halt vieles leiden – auch schon in der DDR. Da hat man, wegen Erich, schon mal den Rasen einfach grün gestrichen, wird jedenfalls immer wieder erzählt. Stimmt das eigentlich? Jedenfalls geht es heute gar nicht um Rasen oder Gräser an sich. Sondern ein Pflänzchen, ein häufig geschundenes, platt getretenes, dem all dies nichts auszumachen scheint, und das die ganze Trampelei offenbar auch noch zu seiner Verbreitung nutzt.

Print Friendly, PDF & Email
5 Kommentare

Kommentar schreiben