Unvergessen in den Farben des Himmels

25. Februar 2019 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Blumen dienen oft als Symbole, so auch unsere heutige Rätselpflanze. Sie ist ein Symbol für zärtliche Erinnerung sowie für Abschied in Liebe. Ihre Blüten dienen in stilisierter Form der Erinnerung an die deutschen Kriegstoten des 1. Weltkriegs. Die Pflanze trägt in vielen Sprachen einen Namen mit derselben Bedeutung. Verschiedene Legenden wollen ihren Namen erklären. So z.B. diese: „Als Gott die Blumen schuf, durften Engel sie mit vielen bunten Farben bemalen. Als letztendlich ein unscheinbares Pflänzchen dran war, waren die Farbtöpfe der Engel leer. Das traurige Pflänzchen beklagte sich beim Schöpfer. Der beauftragte zwei Engel, ihre Pinsel einmal in das Himmelblau und einmal in das Gold der Sonne zu tauchen und damit das kleine Pflänzchen zu bemalen. So wächst es bescheiden, aber doch selig weil es ja die Farben des Himmels trägt.“ „Einer alten Sage nach gibt man in der Walpurgisnacht etwas Erde auf einen Stein und pflanzt darauf zwei der Pflänzchen. Wenn die Blüten beider Pflanzen aufeinander zuwachsen, so bleibt der Geliebte treu oder es steht sogar eine Hochzeit ins Haus.“
Früher nannte man diese Pflanze “Blauer Augentrost” oder “Blaues Mausöhrlein”. Der botanische Name dieses ausdauernden, krautigen Gewächses stammt aus dem Griechischen. Myós bedeutet Maus und Otis Ohr also das Mäuseohr. Tatsächlich sind die Blätter aber nicht im Stil von Mausohren. Ihre blauen Blüten sind mit 10-15 mm Durchmesser relativ klein. Aber auf geeigneten Wiesen oder auch angepflanzt bilden zahlreiche ca. 30 cm hohen Pflanzen einen hübschen Farbenteppich. Es gibt weltweit mehr als hundert verschiedene Arten der Gattung, die sich ziemlich ähnlich sind, aber verschiedene Standorte bevorzugen. Je nach Art ist das Raublattgewächs ein- oder zweijährig. Im Frühjahr wachsen zunächst lanzettliche, behaarte Blätter. Sie sind weich und hellgrün. In Bodennähe wächst dann eine Blattrosette. Die hellblauen Blüten erscheinen zwischen April und August. Sie haben fünf Blütenblätter mit einer weiss-gelben Mitte und wachsen in Büscheln. Die Bestäubung der Pflanze übernehmen Insekten wie Fliegen, Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge. Auch Selbstbestäubung ist möglich. Die Verbreitung der Samen geschieht vorwiegend durch Ameisen. Die Samen haben nämlich ein nahrhaftes Anhängsel, welches die Ameisen veranlasst, die Samenpakete in ihren Bau einzutragen und die Samen später zu entsorgen.
Als Gartenzierpflanze wurde unsere Rätselpflanze ab circa 1830 in England und Deutschland gezüchtet. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden etliche Sorten. Als Heilpflanze machte sie keine bemerkenswerte Karriere. Als Symbol zu erhobenem Zeigefinger allerdings schon.
(Hans J. Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche (Wund(er)-Kallus): Das Usambaraveilchen, Saintpaulia ionantha

Bei soviel Verunsicherung oder Nebelkerzen der kommentierenden „Ratefüchse“ oder eben dem perfektem Rätsel kann uns wohl bloß das „Ausgangsfoto“ helfen. Dank des großzügigen Engagements der Vertriebsabteilung des Hallespektrums (hinter vorgehaltener Hand hörte man etwas von einem Zweijahres-Abo) zum Erwerb der Bildrechte kann dieses hier präsentiert werden.

Aus dem angeschnittenen Blatt des Usambaraveilchens wächst eine neue Pflanze

Und richtig, da wächst ein Usambaraveilchen in der Mitte eines Blattes. Diese Pflanze kann unsere gute Hildegard von Bingen nicht gekannt haben, der namentliche Bezug zu einem Gebirge in Tansania legt es nahe. „Ihre Veilchensalbe“ ist aber immer noch im Handel und wird zur Unterstützung der Wundheilung genutzt (ganz indirekt wollte Agricola wohl auf sein Wissen um das Grundwort hinweisen, mit den Veilchen hat unsere Pflanze botanisch aber nicht viel gemein). Um das Wunder dieses „Brutblattes“ zu erleben bedarf es allerdings einer recht rabiat handelnden Person. Dem Blatt müssen (in der Regel mehrere) tiefe Schnittverletzungen zugefügt werden – im Original deutlich zu sehen (Wir hoffen mal zu hei-wus Gunsten, dass er es bei seinem zahlreichen Nachwuchs eher mit dem unten noch zu erörterndem Brutblatt zu tun hatte.). Diese Wunden können, wie bei Obstbäumen an der Veredlungsstelle zur Bildung eines „Gewebehaufens“, eines (Wund-)Kallus (eigentlich lat. Schwiele) führen. Der wiederum führt bei einigen wenigen Pflanzen dann auch zur Ausbildung einer neuen Pflanze. Der in Gärtnereien übliche Weg der Vermehrung des Usambaraveilchens führt aber über Blattstecklinge.

Usambaraveilchen, blühend. Wiki-Commons, Fotograf Wildfeuer [CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Die Vermehrung der „Goethepflanze“, einer Kalanchoe, die freiwillig auf jedem Blatt am Rand geschätzt 50 bis 60 Jungpflanzen hervorbringt und damit auch zum regelmäßigen Abfegen/Reinigen des Fensterbrettes zwingt, ist dagegen eher ein Selbstläufer. Im Gewächshaus möchte man sich so etwas gar nicht vorstellen. Einen lesenswerten Artikel dazu fand der Autor bei „Rühlemann‘s“ nach wenigen Tastenanschlägen.

(F.H.)

 

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