Unscheinbares Pioniergewächs aus deutschem Mittelgebirge

8. August 2022 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Es ist nicht einfach, das kleine und unscheinbare Pflänzchen zu bemerken und zu bestimmen, auch wenn man weiß, wo man suchen muss. Hilfreich ist, dass die Art oft umfangreiche Pflanzenbestände bildet. Sie ist in Europa vor allem in West- und Mitteleuropa verbreitet. In Deutschland kommt die Art im Norden und Westen häufig vor. In Österreich und der Schweiz ist sie selten. Bevorzugt werden lichte und sonnige Standorte mit frischen, sauren, kalkarmen oder sandigen Lehmböden. Das norddeutsche Mittelgebirge scheint besonders günstige Lebensbedingungen zu bieten, was man mit der Namensgebung zum Ausdruck brachte.  

Das immergrüne Rötegewächs (Rubiaceae) hat weiße, gestielte Blüten, die Trugdolden bilden, und wird 5 bis 20 cm groß. Der Stängel ist 4-kantig. 

Der deutsche und der wissenschaftliche Name weisen darauf hin, dass die Pflanze etwas mit der Käseherstellung zu tun hatte. Das merkte bereits Adamus Lonicerus 1679 in seinem Kräuterbuch an: „Wann mans in Milch thut, so gerinnet dieselbe darvon“. Die Pflanze ist ungiftig. Verschiedene Wirkstoffe verleihen ihr blutstillende, entzündungshemmende und beruhigende Wirkung. 

Auch ohne besondere Verwendungsmöglichkeit ist die Wildpflanze ein wichtiger Teil ihres Ökosystems. Die Art ist konkurrenzstark, sowie an Trockenheit angepasst. Sie dient einer Vielzahl an Insekten, wie Käfer, Fliegen, Wespen, Bienen und Schwebfliegen als Nahrungsgrundlage. Als Pionierpflanze kann sie neue Standorte besiedeln und so Lebensräume für weitere Arten schaffen.

Welche Pflanze wird gesucht?

(H.J. Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche: „Wenn ein mitteldeutscher Beamter über ein Verkehrsschild meditiert“ : Die Pinie, Pinus pinea.

Unsere Elfriede bekam erst einmal einen Sehnsuchtsanfall nach dem Mittelmeer. Und nach bella Italia :

„Seufz…seufz..I T A L I E N…wo die Pinien wachsen, auch Mittelmeerkiefer und auch Schirmkiefer genannt… Bella Italia…Sophia Loren…Adriano Cekentano…Vittorio De Sica…Marcello Mastroianno…Toto“

Das ist eigentlich so merkwürdig, dass wir alle bei Italien so positiv reagieren. Bei so guter „Toskana-Stimmung“ übersehen wir dann auch schon mal Kryptofaschisten wie Berlusconi, Salvini oder die aktuelle Abwahl Draghis…

Egal. Pinie ist richtig. Und das hier auch:

. Holz
. Pinienkerne

Das Holz gilt nicht als besonders gutes Möbelholz, es ist harzig und ziemlich faserig.

Pinienkerne sind wirklich sehr lecker, aber auch teuer. Liegt daran, dass die Ernte so schwierig ist. Man sammelt die heruntergefallenen Zapfen auf, wartet , bis sie sich in der Trockenheit öffnen, dann schüttelt man sie raus. Viel Ausbeute ist das nicht.

Dann hatten wir ja noch nach der Lügennase gefragt. Wir dürfen hier unseren „Ratefuchs“ Nhu Deng zitieren:

„Disney verfilmte 1940″ Pinocchio“, die Geschichte der Figur, welche aus Pinien-Holz geschnitzt wurde. Daher der Name Pinocchio. Sergei Wiktorowitsch Lawrow hat, glaube ich, eher eine Knollennase“.

Und der Zapfen von Aachener Dom?
“ Ungeklärt bleibt jedoch die Frage, ob der Pinienzapfen im Aachener Dom antiken Ursprungs ist oder in karolingischer Zeit gegossen wurde“. Dazu Hei-Wu: „Bemerkenswert ist, dass die dem Zapfen heute gegenüberstehende „Wölfin“ im Dom (es ist wohl eine Bärin) sogar hellenistischen Ursprung ist, also keinesfalls zu Lebzeiten Karls entstand. Der Zapfen war wohl auch Teil eines antiken Brunnens. „

Mit anderen Worten: Nix Jenaures weiß man nicht.

Noch viel mehr Pflanzen findet Ihr in unserem Archiv. Seit 2016 jede Woche ein neues Gewächs in unserem Lustgarten.

 

 

 

 

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