Spaß bei den Skythen im Partyzelt

12. Februar 2018 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Unsere gesuchte Pflanze im Jugendstadium

Klein ist unser Pflänzchen, das hier gerade das Licht der Welt erblickt hat. Dabei ahnt man nicht, dass unser kleiner Sprössling noch in diesem Jahr ziemlich groß wird – mehrere Meter sind schon drin. Ein richtiger Tausendsassa, der es „in sich“ hat. Ja, was hat er denn? Es ist vor allem eine gewisse Stärke, die ihm innewohnt. Während des langen Sommers sorgen die grünen Blätter für viel Photosynthese, und bei ausreichend Wasser und viel Sonnenschein zieht unsere Pflanze viel von diesem bösen CO2 aus der Luft, wandelt es in Glucose, also Traubenzucker, um, den sie zu endlos langen Ketten verknüpft. …

Das ist der wichtigste Inhaltsstoff unserer Pflanze

Unsere grüne Wunderfabrik produziert davon  derart viel, dass man diese Substanz als den Hauptbestandteilder Pflanze ausmachen kann, wenn man mal vom Wasser absieht. Und das hat der Mensch, der sich gerne Pflanzen zu seinem Nutzen hält, früh erkannt. Um an den begehrten Stoff heran zu kommen, mäht er dann unser armes Pflänzchen nieder, schlägt es brutal mit Knüppeln, wirft sie ins Wasser, um sie dort scheinbar achtlos faulen zu lassen. Warum nur? Dabei ist unser Pflänzchen zu besserem geboren, als so brutal behandelt zu werden. Der alte griechische Geschichtsschreiber Herodot beispielsweise berichtet, dass das geheimnisviolle Volk der Skythen, das in der Antike östlich des schwarzen Meeres lebte, fröhliche Rituale feierte. Dazu errichteten die Reiternomaden kleine Zelte, krochen gemeinsam hinein. Auf einen glühenden Stein warfen sie nun ein paar Samen unserer Pflanze, man muss sich das ganze wie eine Art Gemeinschaftssauna vorstellen. Den Skythen schien  das jedenfalls gefallen zu haben, denn Herodot schrieb, sie hätten sogar geheult vor Freude.   Eben diese Samen verwenden wir dazu nicht (obwohl es vollkommen legal wäre) . Kann man also machen, aber außer einem Hustenanfall würden wir nichts besonderes erleben. Herodot hat sich nämlich geirrt, der alte Grieche.

Wir wissen es heute natürlich besser. Also:

Wie heißt unsere Pflanze?

Was ist der erwähnte Inhaltsstoff?

Warum läßt man die Pflanze faulen?

Worin hat sich Herodot geirrt?

Welche interessanten Stoffe stecken sonst noch in unserer Pflanze?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („der Mohnkuchen hatte einen Haken“) : Anacampseros dispersa

Das war die Gesuchte: Anacampseros dispersa

Erleichtert lehnte sich Georg Bauer zurück. Wenn auch nicht alle seine Probleme gelöst waren, so hatte sich der Hinweis von Gondwana doch als heiße Spur erwiesen. Die Dickblattgewächse (Crassulaceae) hatten zwar einen „crassen“ Namen, Sukkulentenblätter und mit einigen Vertretern erfolgreich Wohnbereiche der Region besiedelt, passten so aber garnicht zu dem Pflanzenstecker. Mit Blick auf die „Anacampserotaceen“ stand dort höchstwahrscheinlich „Anac(ampseros) dispersa“ und tatsächlich gab es zumindest einen ebay-Händler, der für Anacampseros sp. nov. dispersa Saatgut anbot und auch ein Foto bereithielt. Perfekt passte es nicht, aber an lange „Haare“ konnte sich Georg erinnern, auch wenn sie auf seinem ersten Foto nicht zu sehen waren. Die „langen Haare“ stellen Nebenblätter dar, die als wichtige Bestimmungsmerkmale gewertet werden. Generell kommen Pflanze der Gattung in Süd- und Ostafrika, Australien sowie in Argentinien und Bolivien vor. Als er las, dass der Gattungsname möglicherweise aus „zurückbringen“ und „Liebe“ zusammengesetzt war, musste er mit Gedanken an die „böse Alte“ und die „nette Nachbarin“ lächeln und fragte sich kurz, ob er vielleicht schon am Haken hing.

Wenn „unsere“ Vernutungen und Schlussfolgerungen stimmen, handelt es sich bei der Pflanze wohl eher um eine Seltenheit in hiesigen Wohnzimmern, die auch noch keinen deutschen Namen hat. Georg und der Autor sind damit aber erstmal ein Stück weiter und zufrieden, würden sich aber über weitere zweckdienliche Hinweise freuen.

(F.H.)

 

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