Roter Herbst, röhrend und ätzend.

8. November 2021 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Elfriede zupfte an dem Arrangement aus bunten Blättern Gegenständen herum und Heino bemerkte spöttisch:“ Da kannst Du machen was du willst, das wird nichts, es bleibt einfach nur doof.“

„Mir gefällts aber“, zickte Elfriede zurück.

„70er Jahre-Spießer-Flair, das ist es. Und musste der röhrende Hirsch vor Sonnenuntergang auch noch sein?“

„Dir muss das ja nicht gefallen, aber es gibt Leser bei uns, die mögen das“.

„Allenfalls der mit dem Ledersofa, bei dem hängt sowas vielleicht  in der Küche. Neben dem Fernseher “

Heftig fuhr Heino mit seinen Armen in die Luft, um einen röhrenden Hirsch anzudeuten. Die Essigflasche (der gute „Balsamico“, ein Industriepodukt aus Zuckercouleur, Essigsäure aus Leuna und edlen E-Nummern) ergoss sich auf den gefliesten Küchenboden, in dessen Fugen der klebrige Inhalt  zu einer schäumenden braunen Masse mutierte.

„Amerikanische Limonade haben die Ureinwohner früher da draus gebraut“, behauptete Elfriede, während sie die klebrige Masse vom Fußboden aufwischte.

„Übrigens: wieder Zeit, deine Neophyten aus dem Rasen zu stechen“, befand Heino, und machte sich über die Verandatür nach draußen. Nachdem er mit der Harke einen ziemlichen Haufen roter Blätter von der Wiese geräumt hatte, nahm er ein scharfes Messer zur Hand, stach die unzähligen Schösslinge aus dem Boden. Das war so ein Konflikt: während Elfriede die roten Blätter im Herbst einfach liebte, hasste Heino die ihm sinnlos erscheinende  Arbeit. „Jedes Jahr wieder aufs Neue“, schimpfte er, und während er die samtenen fingerdicken Stängel in den Kompost beförderte, fragte er sich, was seine Freundin eigentlich mit dem röhrenden Hirsch im Sinn hatte.

Unsere Leser wissen sicher, um welche Pflanze es hier geht, und was der Hirsch damit zu tun hat. Uns stimmt das eigentlich mit der amerikanischen Limonade? Was beispielsweise in Cola alles so drin sein soll, darum ranken sich schließlich Legenden.

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Weichholziges Symbol für Sanftheit und Gerechtigkeit„): Die Linde, Tilia ssp

Gesucht war natürlich die viel besungene und bedichtete Linde. Zur Gattung der Linden (lateinisch Tilia) zählen 20-45 Arten. Heimisch sind bei uns aber nur wenige Arten, hauptsächlich die Sommer-, Winter- und Silberlinde. Der lateinische Name Tilia leitet sich vermutlich vom griechischen tilos = Bast ab. Denn schon im Altertum gewann man von diesem Baum den Bast. Da die Linde auch der Ort war, an dem früher Gericht gehalten wurde, mit zumeist milden Urteilen – judicum sub tilia -, vermutet man den Wortursprung für subtil hier. 

Im Althochdeutschen bedeutet Linde die Schöne, die Sanfte. Linda und Lynda sind Varianten des Vornamens Linde. Er ist aber nicht häufig. Gebräuchlich sind aber Namen, die Linde enthalten: Dietlinde, Gerlinde, Herlinde, Rosalinde, Sieglinde usw.. Ein schöner naturverbundener Vorname ist Tilia, der lateinische Name für Linde. Er ist aber ziemlich selten. Der Städtename Leipzig leitet sich von dem serbischen Lipsk ab und bedeutet Lindenort. 

(Hans Ferenz)

Noch mehr Pflanzen gesucht? In unserem Archiv findet Ihr alle Pflanzen der vergangenen Wochen, seit sechs Jahren schon ….

 

 

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