Rankend zum Lichte empor: Pflanzenrätsel nicht nur für Erbsenzähler

23. Mai 2022 | Bild der Woche | 5 Kommentare

Unsere Such-Pflanze ist eine häufig genutzte Futterpflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Das bis zu 80 Zentimeter hohe Kraut findet man außer im Anbau selten verwildert auf mäßig frischen Schuttplätzen. Funde belegen, dass die Pflanze wohl schon in der Jungsteinzeit genutzt wurde. Sie wächst einjährig. Die liegenden und aufsteigenden runden Stängel sind mit wechselständigen Blättern besetzt, die zwei- bis achtpaarig gefiedert sind mit einer geteilten Ranke am Ende und kleinen gezackten Nebenblättern am Blattgrund. Die einzelnen Fiederblättchen sind verkehrt eiförmig bis linealisch geformt.

In den Blattachseln stehen einzeln oder zu zweit die 10-30 Millimeter langen Schmetterlingsblüten mit einer hellrotvioletten bis rosafarbenen kahlen Fahne und dunkel karminfarbenen Flügeln. Als Früchte werden Hülsen gebildet. Selbstbestäubung ist die Regel. Trotzdem finden sich hier zahlreiche Bienen, Hummeln und Schmetterlinge ein. Die Pflanze gilt als gute Bienenweide. An den Nebenblättern sind kleine extraflorale Nektarien zu finden; sie locken Ameisen herbei, die im Gegenzug die Pflanze vor Fressfeinden schützen. Wie andere Leguminosen bildet sie Gemeinschaften mit Knöllchenbakterien und reichert mit deren Hilfe den Boden mit Stickstoff an. Daher ist sie auch zur Bodenverbesserung und Gründüngung geeignet. Zudem erstickt sie alle unter ihr liegenden Unkräuter mit ihrem dichten Grün und lässt sich später untergraben. Als Grünfutter baut man sie meistens zusammen mit Hafer, Roggen oder Klee an. An den Nachbarpflanzen kann sie dann besser in die Höhe klimmen und bildet so mehr Blüten und Samen. An den Blattspitzen hat sie dafür Rankorgane oder Ranken, mit denen sie sich selbstständig an hervorstehenden Unterlagen wie festhalten kann. Dieses stufenweise Klettern ermöglicht der Pflanze ein Wachstum in die Höhe, ohne sich selbst dabei stützen zu müssen. 

Platt gefragt: Welche Pflanze wird gesucht?

(Hans Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Junkerland in Bauernhand: Ananas im Saalekreis“): Asphodelus lutea L, gelber Affodill, gelbe Junkerlilie.

Dass es sich nicht um eine Ananas handelt, war klar, auch wenn die knospenden Blütenstände zunächst entfernt an diese Südfrucht erinnern.  Nach wenigen Tagen hat sich die „Ananas“ gestreckt und präsentiert ihre intensiv gelben, sternförmigen Blüten an einem kerzenartigen Schaft. Der gelbe Affodill gehört zur Gattung Asphodill, auch „Junkerlilien“ genannt. Streng genommen sind das keine Lilien, auch wenn man das einkeimblättrige Gewächs früher zur Familie der Liliengewächse geordnet hat. Nun wurden sie der Familie der Grasbaumgewächse zugeordnet.

Gelbe Junkerlilie

Mit dem Begriff des Junkers verbindet man heute nur noch Negatives – adlige Großgrundbesitzer, die das Landvolk ausbeuteten, und denen man zu Recht mit der Bodenreform ein Ende bereitete („Junkerland in Bauernhand“).

Mit Junkern (von junger Herr) bezeichnete man im Mittelalter noch wertfrei Zugehörige des Adels, manchem fällt vielleicht noch „Junker Jörg“ ein, Tarnname für Martin Luther, als er sich auf der Wartburg versteckte.

Ganze Pflanze mit knospenden Blüten

Wie kam die Gattung der Junkerlilien zu ihrem Namen?   Diese und einige verwandte Arten fanden sich schon im Mittelalter an Adelshöfen als Schmuckpflanze. Viele von ihnen sind heute als Gartenpflanze beliebt (richtig, @Agricola). Wild kommen sie im Mittelmeerram vor.  Junkerlilien wurden schon im 8. Jhdt v. Ch. von Hesiod beschrieben. Die Pflanze war der  Persephone geweihte und wurde als Totenblume angesehen. Nach griechischer mythologischer Vorstellung wuchs sie in der Unterwelt und war die Nahrung des Todes. Allerdings: giftig ist sie nicht. Die Wurzeln der Todesblume wurden früher gekocht verzehrt, die Blüten sollen süßlich schmecken.

Noch viel mehr Pflanzen findet Ihr in unserem Archiv. Seit 2016 jede Woche ein neues Gewächs in unserem Lustgarten.

 

Print Friendly, PDF & Email
5 Kommentare

Kommentar schreiben