„Plueme der Tugent“ gesucht

12. März 2018 | Bild der Woche | 5 Kommentare

Um die gesuchte Pflanze ranken sich diverse Sagen. Sie „sei gewesen ain frawe zart und wart irs puelen noch mit smerzen (… sie sei eine zarte Frau gewesen und warte noch mit Schmerzen auf ihren Geliebten) schreibt Hans Vintler 1411 in dem von ihm aus dem Italienischen übersetzen Gedicht „Die Pluemen der Tugent“. Die Beschreibung beruht auf folgender Sage: Die Pflanze sei eine verzauberte todtraurige Prinzessin, die ihrem geliebten Ritter nachtrauere, der zu einem Kreuzzug aufgebrochen war. Jeden Morgen hoffte sie von neuem, dass er eines Tages zu ihr zurückkehren würde. Jeden Tag hielt sie deshalb Ausschau nach ihm. Schließlich erbarmte sich der liebe Gott der Prinzessin und ihrer Zofen und verwandelte alle in schöne Blumen, damit sie am Straßenrand immer Ausschau nach ihm halten konnten. Seitdem blicken sie schon am frühen Morgen zwischen 5 und 6 Uhr nach Osten zur aufgehenden Sonne. Sie drehen ihre blauen Blütenköpfe, immer mit dem Lauf der Sonne und die Blüten schließen sich enttäuscht gegen 12 Uhr bis zum nächsten Morgen. Durch das heliotrope Verhalten hat die Pflanze im Volksmund auch verschiedene sonnenbezogene Namen. Hildegard von Bingen beschrieb das heliotrope Verhalten der Pflanze.

Die gesuchte Pflanze ist in Linnes Blumenuhr enthalten

Eigentliche Heimat des gesuchten Korbblütlers ist Vorderasien. Jetzt ist er in ganz Europa verbreitet und nicht gefährdet. Schon römische Ärzte kannten diese Heilpflanze. Aus dem Mittelalter ist die Verwendung der Wurzeln zur Teebereitung gegen Milz- und Leberleiden bekannt. Die getrockneten, gerösteten, inulinhaltigen Wurzeln der anspruchslosen Pflanze verwendet man seit dem 16.Jhdt. als auch als Kaffeeersatz. Mancher wird sich noch an diesen „Muckefuck“ erinnern. Um ihre Nutzbarkeit bekannter zu machen, wurde sie vor einigen Jahren zum Gemüse und auch zur Pflanze des Jahres gekürt.

(H.J. Ferenz)

Auflösung der letzten Wochenpflanze („Ausgewintert – Frostschaden“)

Der aktuelle Blick aus dem Fenster macht weiterhin Mut, es hat sich wohl doch ausgewintert. Die Kahlfröste haben sicher auch vielfach zum Auswintern geführt, was dort dann sicher eher entmutigt hat. Unser Georg hat aber Glück, er muss an der beschriebenen Stelle nicht nachpflanzen. Der Steckbrief sollte auf die Große Brennnessel hinweisen, was auch sofort von Gondwana erkannt und benannt wurde. An günstigen Standorten soll sie eine Höhe von drei Metern erreichen (im Vergleich dazu die ebenfalls häufige Kleine Brennnessel mit bis zu 60 cm) und im Winter „zieht“ sie sich auf/in ihr Rhizom „zurück“. Der ordentliche Gärtner sieht dann wohl auch eher ein Wurzelunkraut darin. Aktuell sollten sich auch schon wieder die ersten Blätter zeigen.

Zu den Brennhaaren braucht hier sicher nichts weiter gesagt werde, jeder Leser hat sicher so seine Erfahrungen. Insbesondere Schmetterlingsraupen – einige, wie z. B. das Tagpfauenauge, sind auf Brennnesseln als Futterpflanze angewiesen – müssen da schon über spezielle Tricks verfügen. Den häufig genannten Gebrauch der Blätter als „Spinat“ oder Pestobasis kann sich der Autor gut vorstellen. Märchenfreunde kennen sicher Brennnesselhemden aus den „Wilden Schwänen“. Das direkte Stricken/Weben mit Brennnessel hat sich wohl nicht durchgesetzt, aber das Nesseltuch wurde ursprünglich aus Fasern der Brennnessel hergestellt. Brennnesseltee gilt als harntreibend, in der Volksmedizin und Homöopathie werden auch andere Anwendungsmöglichkeiten gesehen. Das Thema „Rauchen“ haben hei-wu und Agricola aus Sicht des Autors bereits erschöpfend behandelt.

(F.H.)

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