Pflanze der Woche: Reizende Wurzel fürs Roastbeef

9. November 2020 | Bild der Woche | 5 Kommentare

Die Pflanze hat viele volkstümliche Namen, z.B. Pfefferwurzel, Bauernsenf, Rachenputzer und Fleischkraut. Der gebräuchliche deutsche Name hat nichts mit Gewässern zu tun, sondern leitet sich dem Wort für ein altes Pferd ab. In Österreich verwendet man einen Namen, der slawische Wurzeln hat. 

Unsere Pflanze gehört wie der Senf, die Kapuzinerkresse und Kohl zur Familie der Kreuzblütler. Die Pflanze stammt aus Ost-Europa, Süd-Russland und der Ukraine und war schon in der Antike bekannt: ein Wandgemälde das in den Ruinen des 79 n. Chr. verschütteten Pompeji entdeckt wurde, zeigt Flora, die römische Göttin der Blüte, mit einem blühenden Exemplar unserer Rätselpflanze. Sie wird in Mittel-Europa kultiviert. Sie kommt aber auch verwildert an nährstoffreichen Standorten, auf Schuttplätzen und an Wegrändern vor. Anbau-Hochburg sind die USA. Im Umland am Mississippi werden 85 % des weltweiten globalen Marktvolumens produziert. 

Obenrum, also was die oberirdischen Teile angeht, hat unsere Pflanze nichts Spektakuläres zu bieten. Von Mai bis Juni erscheinen die kleinen duftenden weißen Blüten, die doldenartig angeordnet sind. Die Grundblätter sind ziemlich groß. Untenrum, also im Wurzelbereich, hat die Pflanze es in sich. Eine möhrenartige, weißgraue Pfahlwurzel von ca. 30cm Länge findet in der Heilkunde und Küche Verwendung. Roh gerieben oder geraspelt reizt sie zu Tränen, riecht und schmeckt scharf und beißend. Mit Apfel und/oder Sahne gemischt wird sie gern zu kurzgebratenem oder gekochtem Rindfleisch serviert. In der Küche verwendet man die Pflanze noch nicht sehr lange. 

Die ätzende Substanz wird im Tagebau gewonnen.

Lange Zeit diente unsere Pflanze lediglich als Heilpflanze. Schon im alten Ägypten und in China war sie als Heilmittel bekannt. Im Mittelalter war sie ein bewährtes Mittel gegen Nierenkrankheiten, Darmparasiten und Atemwegserkrankungen. Die besonderen und wirksamen Inhaltsstoffe sind die ätherischen Senföle, die Glucosinolate  Sinigrin und Gluconasturtiin. Sie entstehen durch das Enzym Myrosinase. Die stechend-riechenden, scharf-schmeckenden Senföle haben eine breite antibakterielle Wirkung und sind dabei gut verträglich. Im „New Kreütter Buch“ von Hieronymos Bock aus dem Jahre 1539 heißt es: “Der safft eingenommen etlich tag/ heilet die versehrte lungen/ un ist ein besunder artznei den abnehmenden lungen süchtige mensche“. In der modernen Medizin ist die Pflanze Bestandteil von Arzneimitteln gegen Katarrhe der oberen Atemwege, gegen grippale Infekte und Harnwegsentzündungen. Willkommen ist auch die verdauungsfördende, appetitanregende, schleimlösende und harntreibende Wirkung.

Welche Pflanze ist gesucht? Wie nennt man sie in Österreich? Zu  welchem österreichischen Gericht reicht man sie?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Grüne Spaghetti mit Porzellanblüte“) : Hoya linearis, Porzellanblume.

Hoya linearis, Porzellanblume

Ja, Elfriede lag vollkommen richtig: EINE Porzellanblume war gesucht, in unserem Fall Hoya linearis, auch als Hängende Porzellanblume bezeichnet. Porzellanblumen gehören zur Familie der Hundsgiftgewächse. Unser „Belegexemplar“ kommt auf knapp 2 m Länge und passte damit nicht komplett ins Bild. Gegenüber der von Elfriede beschriebenen Pflanze blüht sie ohne „Geruchsbelästigung“ und hält sich auch mit klebrigen Absonderungen zurück. Das Lied war bei den Comedien Harmonists geborgt und es gibt sicher Pflanzen, bei denen seine Nutzung zielführender wäre.

(F.H.)

Lust auf mehr Grünzeug? In unserem Archiv findet Ihr alle Pflanzen der Woche, seit Juni 2016.

Archiv: alle „Pflanzen der Woche“ von 2016-2020

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