Pflanze der Woche hat schnabelförmige Fruchtstände mit sensibler Samenschleuder

3. September 2018 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Die gesuchte Pflanze ist in Deutschland weit verbreitet und kaum gefährdet, aber eher selten. Sie wächst auf feuchten Wiesen, Gräben, an Ufern, auf moorigen Wiesen und in Gebüschen und lichten Wäldern in halbschattiger bis schattiger Lage, z.B. in den Saaleauen in Halle. Ausreichender Nährstoffgehalt und ausreichende Feuchte ist ideal. Sie ist eine mehrjährige, krautige Staudenpflanze von ca. 50 cm Wuchshöhe. Die aufsteigenden, rauhaarigen Stängel verzweigen sich gabelförmig. Die siebenteiligen, handförmigen, gegenständigen Stängelblätter besitzen bis zur Mitte grob und unregelmäßig gezähnte Lappen. Auffallend sind die drüsenlosen Haare an Stängel und Blättern. Die etwa 2,5 – 4 cm großen, hellrot-violetten Blüten sitzen meist zu zweit am Ende der rau behaarten Blütenstiele. Diese zwei Blütenstände blühen nacheinander auf. Die Blüten besitzen fünf freie rotviolette Kron- und fünf Kelchblätter. Die Blütenblätter sind verkehrt eiförmig und vorn rund. Die 10 Staubgefäße sind in zwei Reihen angeordnet. Der Fruchtknoten besteht aus fünf verbundenen Fruchtblättern. Daran befinden sich fünf sterile Fortsätze (Grannen). In jedem Samenfach finden sich zwei Samenanlagen, von denen eine zur Reife kommt. Die Frucht mit Griffelrest ist etwa 3 cm lang. Der Name der Pflanze, sowohl der botanische als auch der volkstümliche leitet sich von den vogelschnabelförmigen Früchten her.
Die Samen besitzen eine Art Schleudervorrichtung. Bei der Fruchtreife lösen sich die Fruchtklappen mit den Grannen und rollen sich blitzartig spiralig ein; die eingespannten Samen werden dabei bis etwa 2,5 Meter weit herausgeschleudert. Das Fruchtfach bleibt zusammen mit der Granne an der Mittelsäule hängen. Dieses Aufspringen der reifen Früchte wird oftmals durch Wind oder Berührung ausgelöst.
In der Wurzel der Rätselpflanze befinden sich größere Mengen Gerbstoffe. Sie wurde in der Volksmedizin gegen Magenbeschwerden, Durchfall und Nasenbluten verwendet. Heute dient sie als dekorative, voll frostbeständige Gartenpflanze.

(H.J. Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Mannesfrucht“): Kornelkirsche, Cornus mas

Rugby scheint sich nicht nur in Fußball auszukennen: er hat alle Fragen beantwortet. Es ging um die Kornelkirsche, die in diesen Tagen zu reifen beginnt. Man findet sie gelegentlich in Parkanlagen und in Hecken. Mit ihren knallroten Steinfrüchten bietet sie nicht nur einen hübschen Blickfang und eine herbstliche Nahrungsquelle für Vögel, sondern durchaus auch für Menschen.

 

Dabei ist erstaunlich, wie wenig die meisten Menschen Kornelkirschen als Obst kennen. In vielen Regionen Eurasiens ist das anders. Das Gehöz gehört zu den Hartriegelgewächsen, (Cornaceae). Und da wäre auch schon die Superlative, nach der wir gesucht haben: das Holz gehört zu den härtesten und zähesten unter den mitteleuropäischen Hölzern. Lange, bevor man die Geschlechtlichkeit in der Botanik wissenschaftlich erkannte (also die Geschichte mit Bienchen und Blüten, ähem, Ihr wisst)  hatte man Pflanzenarten männliche und weibliche Formen zugedacht. Und so war die Kornelkirsche der männliche, weil härtere Part des  verwandten roten  Hartriegels (Cornus sanguinea). Den nannte man früher  Cornus femina (= weiblicher Hartriegel) weil sein Holz weicher ist. Komische Welt, denn die Früchte des maskulinen (daher kommt Cornus mas) werden in süddeutschen Landen „Dirndl“ genannt. Noch weiter südlich in Europa macht man aus den Früchten einen recht angenehmen Likör, so in Griechenland den „Liker Krana“.

 

Print Friendly, PDF & Email
2 Kommentare

Kommentar schreiben