Pflanze der Woche: „Fußtritt des weißen Mannes“ kann heilen

22. März 2021 | Bild der Woche | 4 Kommentare

Nicht nur auf Wiesen, sondern besonders auch an Wegrändern findet man häufig die bis zu 50cm hohe Rätselpflanze mit ihren kleinen weißen Blüten. Die lanzenförmigen Blätter stehen in einer grundständigen Rosette. Sie sind stiellos und haben 5-7 kräftige Rippen. 

Die Pflanze hat einen walzenförmiger Blütenstand und blüht von Mai bis September. Sie ist zwittrig: zuerst weiblich, dann wird sie männlich. Während der Blütezeit werden die Fruchtblätter von Insekten und durch den Wind mit Pollen von Nachbarpflanzen bestäubt.

Ursprünglich in Europa verbreitet, dann durch klebrige Samen an Pfoten und Schuhen eingeschleppt, nach Nordamerika, ja sogar nach Australien. Indianer nannten sie deshalb „Fußtritt des weißen Mannes“. Pollen dieser Pflanze in nacheiszeitlichen Sedimenten werden als warmzeitliche Siedlungsanzeiger genutzt. 

Die Pflanze ist kein Unkraut. Schon von den alten Griechen war sie als vielseitige Heilpflanze geschätzt. Hieronymus Bock lobte in seinem „Kräuterbuch (1679) “ …ihre verbreitete Nutzung … das beinahe kaum ein Mensch ist, der nit wisse, wozu (…) gut sei. Das sieht man in täglicher Übung und Erfahrung.“ So überrascht es nicht, dass die gesuchte Pflanze zur Arzneipflanze des Jahres 2014 gewählt wurde. Frischer Presssaft aus den Blättern ist antibakteriell und lindert Hautreizungen nach Insektenstichen und Brennesselkontakt. Als Aufguss wurde und wird die Pflanze gegen Bronchitis und Atemwegserkrankungen eingesetzt. Als Lungenheilpflanze ist sie schon lange bekannt. Die Kieselsäure festigt das Lungenwebe. Wirksam sind Substanzen wie Aucubin, Gerbstoffe, Kieselsäure, Schleimstoffe. Bei Husten soll ein aus der Pflanze hergestellter Sirup von Nutzen sein. Ölextrakte aus den Blättern werden bei Einreibungen verwendet. Junge Triebe kann man für einen leckeren Salat verwenden oder ein Risotto daraus zubereiten. Gekocht bereitete man daraus eine Kräutersauce. Welche Pflanze suchen wir?

(H.J. Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche: (Im Düsterwäldchen“)

Unsere Elfriede hat den märchenhaften Baum natürlich erkannt, und NhuDeng ergänzte, man könne die „Beeren“ tatsächlich essen, nur die Kerne seien giftig. Da liegt sie richtig, allerdings sollte man das Kindern nicht empfehlen, und der Geschmack lohnt eigentlich nicht: das Fleisch ist zwar süß, der Geschmack aber „nach nichts“, und da Säure fehlt, ist das eine recht fade Angelegenheit. Der ganze Baum ist übrigens stark giftig. Die Giftnotrufzahlen berichten häufig von Vergiftungsfällen, weil Kinder aus Spaß an den vermeintlichen „Tannenzweigen“ gekaut haben.

Eiben sind in ihrem Bestand stark gefährdet, in Wäldern sind sie immer seltener anzutreffen. Dabei sind es eigentlich sehr verträgliche Waldbäume: sie vertragen sogar eine Beschattung durch andere Bäume, sie kommen mit für Bäume ungewöhnlich wenig Licht aus: 300 Lux reichen schon zum Überleben.  Deshalb auch „Düsterwäldchen“. Allerdings nennt der Kindermund den kleinen „Eibenwald“, wo sie immer wieder gerne herumklettern, tatsächlich das „Düsterwäldchen“. Romantisch und unheimlich ist es dort, allerdings  auch voll mit Tretminen: es ist vermutlich Halles Ort mit dem meisten Hundekot.

Eibenholz ist in der Altsteinzeit ein wichtiges Material gewesen, da es eine außergewöhnliche Härte und Zähigkeit aufweist.  Aus der Eem-Warmzeit vor etwa 130.000 Jahren stammt die Lanze von Lehringen – gefunden nicht weit von hier, in der Nähe von Braunschweig in einer Kohlegrube. Später wurde sie sogar kriegsentscheidend: die gefürchteten Langbogen wurden aus Eibenholz gefertigt, die benötigten Mengen brachten in manchen Gegenden die Eibenbestände zum Verschwinden.

(HW)

Lust auf noch mehr Pflanzen? In unserem Archiv findet Ihr alle Pflanzen der Woche, seit 2016.

Archiv: alle „Pflanzen der Woche“ von 2016-2021

Print Friendly, PDF & Email
4 Kommentare

Kommentar schreiben