Pflanze der Woche: Dekorative Samenschleuder auf der Peißnitz

17. Juni 2019 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Wie heißt die Pflanze?

Unsere Pflanze dieser Woche ist vermehrt auf Wiesen anzutreffen, aber auch anderswo findet sie ein Zuhause, z.B. an Wegrändern, in Gärten, an Bach- und Flussläufen. Aufrecht, buschig ragt sie mit ihren fünfzähligen, hellblauen Blüten und stark gelappten, behaarten Blättern. Dank von Gelenken ist der Pflanze möglich, sich auf optimalen Lichteinfall einzustellen. Ihre Blütezeit dauert von Juni bis Ende August. Nach der Bestäubung (Bienen lieben diese Pflanze) krümmen sich die waagerechten Blüten nach unten. Die langen spitzen, leicht nach unter gebogenen Früchte, wecken ornithologische Assoziationen, die zur Namengebung der Pflanze führten. Sie gehört zu den Geraniaceen. Sie ist essbar und ihre Blüten dekorieren sehr hübsch einen sommerlichen Wildkräutersalat. Die wegen zahlreicher Drüsenhaare pelzigen Blätter sind aber vielleicht nicht jedermanns Geschmack. Die Blütenpflanze macht sich auch gut in Gärten, ist pflegeleicht und unbeliebt bei Nacktschnecken. Vermehrung ist durch Horstteilung oder durch Wurzelstücke möglich.
Da sie Bitter- und Gerbstoffe enthält, fand sie als Heilpflanze fand Verwendung. Bei schlecht heilenden Wunden wirkt sie zusammenziehend und entzündungshemmend. Wässrige Extrakte sollen Blutergüsse schneller eliminieren.
Interessant ist der Mechanismus, mit dem die Pflanze ihre Samen verbreitet. Die Früchte sind Austrocknungsstreuer. Der Samen liegt lose im becherförmigen unteren Teil des Fruchtfachs. Sein vorzeitiges Herausfallen wird durch Vorsprünge oder Haare verhindert. Lösen sich dann die Fruchtfächer durch Trocknen plötzlich von der Mittelsäule ab, werden die Samen katapultartig bis über 2 m fortgeschleudert.
Das Foto entstand kürzlich auf einer der ungemähten Wiesen nahe dem Peißnitzhaus.

(H.J. Ferenz)

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche: Allium sativum, Knoblauch.

An die Lösung hat sich wohl keiner herangewagt, weil es so einfach schien? Natürlich hatten wir die Pflanze dem traditionellen Knoblauchfest gewidmet. Aber es war ja nach viel mehr gefragt:

Wie vermehrt sie sich?

Bei Pflanzen geht die Vermehrung auch ohne Sex. Die vegetative Vermehrung geht über die Brutzwiebeln („Zehen“), die man vereinzelt und im Herbst (in kälteren Gegenden im Frühjahr in den Boden steckt. Daraus wächst dann eine neue Pflanze heran, im ersten Jahr eine noch ungeteilte Zwiebel, im Zeiten Jahr teilt sie sich und bildet die typischen „Knollen“ aus. Das ist aber Sorten-abhängig. Oder: Es gibt noch Sorten, die Blütenschäfte ausbilden, einige blühen sogar. neben den Blüten entstehen kleine Brutzwiebelchen, die, in die erde gebracht, mit der Zeit sich ebenfalls wieder zu großen Pflanzen entwickeln. Aber auch die Brutzwiebeln sind aus vegetativer Vermehrung hervorgegangen. Es sind keine Samen, und mit der Funktion der Blüte hat es nichts zu tun. Also kein Sex.

Knoblauch-Ernte. Dies ist eine rotschalige Sorte, die überhaupt keine Blüten ausbildet.

Wieso gibt es so viele Sorten dieser Pflanze, wo sie doch keinen Sex mehr haben kann?

Der Knoblauch hat im Laufe der Evolution bzw. der Selektion des Menschen seine Fähigkeit zur Samenbildung durch in Folge Befruchtung verloren. Im Laufe der Entwicklung hat er sich immer weiter von der Wildform entfernt, die noch zur Befruchtung befähigt waren. Einige haben sogar die Ausbildung des Schaftes mit Brutzwiebeln verlernt. Die Wildform gilt übrigens als ausgestorben.

Kann man noch neue Sorten züchten, wo sie doch, ihrer Sexualität beraubt, in einer evolutionären Sackgasse steckt?

Man versucht es tatsächlich, indem man Sorten nimmt, die noch Blühen können, und sie an den vermuteten Ursprungsort (Mittelasien) versetzt, wo sie dann vielleicht doch Samen bilden. Zudem hat man in Mittelasien mittlerweile Sorten entdeckt, die immerhin eine geringe Fertilität aufweisen.  Außerdem erfolgen (in sehr seltenen Fällen) Sprossmutationen in der Pflanze. Gehen daraus Brutzwiebeln hervor, so tragen sie das genetisch veränderte Material in sich.

Blühender Knoblauch mit Brutzwiebeln im Blütenstand

Was hat sie mit Schwefel zu tun?

Allicin ist eine schwefelhaltige Substanz, die den typischen Knoblauchgeruch und auch die geschmackliche Schärfe der Knolle bestimmt. Es entsteht, wenn die Zellen des Knoblauchs (z.B. beim Hacken, Schneide, Pressen) zerstört wird. Dabei kommt es mit einem Enzym zusammen, das dann Allicin aus einer Vorstufe entstehen lässt.


Wer viel Knoblauch verzehrt, stinkt. Und zwar nicht nach Knoblauch. Im menschlichen Stoffwechsel wird das Allicin nämlich weiter verwurstet, und es wird Allylmercaptan gebildet, das den fiesen Körpergeruch bewirkt. Knofi ist aber sehr gesund,  das Allicin wirkt nachgewiesenermaßen antibakteriell.

Wo in unserem Land bemüht man sich um den Erhalt der Gene?

In der so genannten Kern-Kollektion der IPK Gatersleben. Auf deren Webseite man auch alles genauere über die Genetik des Knoblauchs und die Versuche zu seiner Zucht erfahren.

 

 

 

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