Pflanze der Woche: Blühfreudige unterkühlte immergrüne Schönheit

1. Juni 2020 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Unsere nicht zu den einheimischen Gewächsen zählende Pflanze tauchte im 18.Jhdt. in englischen Gärten auf. Sie gehört zwar zu den Teesträuchern, war aber nicht zur Teegewinnung gedacht. Möglicherweise brachten sie schon im 16. Jhdt. portugiesische Seefahrer aus China mit. In Gartenanlagen mit Gewächshäusern konnte die etwas frostempfindliche immergrüne Pflanze ihre üppige Blütenpracht im zeitigen Frühjahr entfalten und wurde zum Liebling in Orangerien. In einem erfolgreichen 1848 erschienenen französischen Roman, der als Bühnendrama Erfolge feierte und G.Verdi zu seiner Oper La traviata anregte, spielen die Blüten dieser Pflanze eine wesentliche Rolle.
Die Pflanze ist eine unterkühlte Schönheit. Ihre großen, üppigen weißen, rosafarbenen oder roten Blüten sind eine Attraktion im Garten. Die immergrünen Blätter sind ledrig und dunkelgrün. Als Strauch oder Kübelpflanze lässt sie sich gut kultivieren. Im Freiland sind allerdings Schutzmaßnahmen vor allzu großer Kälte und intensiver Wintersonne notwendig. Ein bisschen zu warm oder zu trocken und schon fallen Knospen und Blüten ab. Beim Verblühen rieseln die roten Blütenblätter nacheinander ab und wirken wie Blutstropfen im Schnee, weshalb die Pflanze in Japan auch als Symbol für Vergänglichkeit angesehen wird. Sie blüht im Wintergarten von Januar bis April bei niedrigen Temperaturen (unter 10°C). Fürs geheizte Zimmer eignet sie sich nicht. Wie häufig bei unterkühlten Schönheiten braucht man Einfühlungsvermögen und ein sensibles Händchen, um die Pflanze erfolgreich durch den Winter und zum Erblühen zu bringen. Meist sind es Pflegefehler, die ihr zu schaffen machen und Schädlinge wie Läuse und Pilzkrankheiten begünstigen.
Die Pflanze bildet holzige, kugelige, dreifächerige Kapselfrüchte aus. Jedes Fruchtfach enthält nur ein oder zwei Samen. Die braunen Samen haben einen Durchmesser von 1 bis 2 cm. Die Früchte reifen zwischen September und Oktober. In ihrer Heimat gewinnt man aus den Samen ein wertvolles, beliebtes Öl. Das Öl gilt als Geheimnis der Schönheit der Asiatinnen. Es kann sowohl in der Gesichtshaut- als auch Haarpflege angewendet werden. Es enthält u.a. Vitamine A, B und E sowie Öl-, Palmitin-, Linol-, Stearinsäure. Samurais verwendeten das Öl dazu, um ihre Schwertklingen zu pflegen und vor Korrosion zu schützen. Es ist für den Schutz von Messern deswegen so gut geeignet, weil es einen extrem hohen PH-Wert besitzt, gleichzeitig aber einen niedrigen Säuregehalt hat. Samurais gibt es ja nicht mehr; Öl für die Haut ist sowieso besser als zur Schwerterpflege.
In Sachsen stehen die mit über 200 Jahren wahrscheinlich ältesten Exemplare unserer Pflanze nördlich der Alpen. Auf dem Schloss Pillnitz bei Dresden gibt es ein berühmtes, etwa 230 Jahre altes, einfach blühendes Wildform-Exemplar, von dem alljährlich Ableger gewonnen werden. Die Blüten erstrahlen in einem leuchtenden Rot. Ein verschiebbares Gewächshaus schützt im Winter die 9m hohe Pflanze, die einen Kronendurchmesser von ca. 11m hat und bis zu 35.000 Blüten trägt.
Welche Blütenpflanze wird gesucht?
(H.J. Ferenz)

Auflösung der Letzten Pflanze der Woche („Die deflorierte Flora“): Gewöhnliche Akelei, Aquilegia vulgaris.

Unser Pflanzenfreund und -detektiv NhuDeng kam der „deflorierten Flora“ auf die Spur:“Francesco Melzi ist der gesuchte Künstler, er war der Lieblingsschüler von Leonardo da Vinci und dessen Erbe. Flora hält im Original eine Akelei in der Hand“. So ist es. Und hier ist auch das Originalbild, dem wir die Akelei wegretuschiert hatten:

Die Akelei ist eine heimische Pflanze, deren Zuchtvarianten vielerorts Eingang in unsere Gärten gefunden hat. Insofern stellt sie eine Ausnahme unter den vielen Zierpflanzen unserer Gärten, die ja überwiegend „Zuwanderer“ anderer Weltregionen sind.  Die Wildform der Akelei ist allerdings selten, wächst gerne in halbschattigen bis lichten Gebüschen und Wäldern, sie ist kalkliebend. Die Art gehört zur Gattung der Akeleien, und die wiederum zu der  Familie der Hahnenfußgewächse.

Als Zierpflanze trägt sie nicht nur ihre natürlichen blauen Blüten, es gibt auch dunkelpurpurfarbige Sorten, weiße, rosafarbene und mehrfarbige Spielarten. Ihre Blütezeit ist Mitte April bis Mai. Wer die kurzlebige Staude einmal im Garten hat, wird sie übrigens nicht so schnell wieder los. Die senkrecht in Büscheln stehenden Samenkapseln platzen bei ihrer Reife auf, und verschleudern tausende kleine Akeleisamen im Garten.   Für Nachkommenschaft dieser schönen frühsommerlichen Farbtupfer braucht der Gärtner also nicht zu sorgen.

(CHW)

Alle „Pflanzen der Woche“ im Überblick, seit 2016, findet man hier im Archiv. 

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