Zunächst zur Auflösung der letzten „Blume der Woche“: die meisten Leser hatten eigentlich schnell erkannt: bei der gesuchten Pflanze handelte es sich um einen Kreuzblüter, einen gelb blühenden. Das ist vertrackt, das geben wir zu. Denn gelbe Kreuzblüter gibt es zu Hauf, als „Unkraut“, als „Nutzpflanze“ gleichermaßen. Zu letzteren gehören Raps, Rübsen, aber auch Senf und viele Sorten von Kohl (Brassica).
Schieres Durcheinander, und da half der redaktionelle Hinweis auch kaum, dass wir eine alte Kulturpflanze suchen. Das war schlichtweg gemein. Denn irgendwie wollte so alles nicht im Detail passen: die glatten Blätter beipielsweise. Zumindest zwei unserer Leser kamen dann doch drauf. Des Rätsels Lösung: Isatis tinctoria, Färberwaid. Ursprünglich stammt die Pflanze wahrscheinlich aus Asien, wurde aber schon in der Antike im mediterranen Raum kultiviert, und in der Eisenzeit, ca. 600 v. Ch, läßt sie sich als Kulturpflanze auch schon diesseits der Alpen nachweisen: nicht nur im antiken Rom und in Griechenland, auch hierzulande pflegte man die Pflanze: die Blätter enthalten eine Vorstufe des Farbstoffs Indigo, und es bedurfte großer Mühe, diesen begehrten Farbstoff daraus zu gewinnen: man muß die zerstampften Blätter mit Urin zusammen vergären, es entsteht eine stinkende Brühe, in die man die zu färbenden Textilien tauchte. Man holte sie aus dem stinkenden, braunen Sud heraus, hängte sie an die Luft: der Sauerstoff erst sorgte dafür, dass der blaue Farbstof Indigo auf der Faser entstand. Um Erfurt herum wurde die Pflanze angebaut, aber auch in Halle. Erfurt schöpfte seinen Reichtum aus dem Handel mit Waid.
Aber schon im 17. Jahrhundert ging die Waidwirtschaft in Mitteldeutschland darnieder: Aus Indien imporitierten die Kolonialmächte den Indigo der farbstärkeren Pflanze Indigofera tinctoria, und Mitte des 19. Jahrhundert hatte es die chemische Industrie geschafft, den Farbstoff sogar billig aus Teerprodukten zu synthetisieren. Das bedeutete das Ende der mitteldeutschen Waidbauern, aber den Anfang der chemischen Industrie. Noch heute ist das das Blau der Jeansstoffe der „naturidentische“ Farbstoff Indigo. Unser Waid aber verwilderte, und manchmal finden wir ihn noch heute an Straßenrändern.
Nun aber zu unserem neuen Fall. Eine Leserin bemängelte, sie möchte doch gerne „deutsche“ Pflanzen sehen, und sie liebe „Unkräuter“. Über beide Begriffe kann man ja vortrefflich streiten, aber die Pflanze, die eine unserer Redakteurinnen am Saaleufer fand, ist nun wirklich keine „Kulturpflanze“, aber sie ist hier heimisch. Die Pflanzenbücher verorten sie zwar eher in den Mittelgebirgen, aber die Saalefluten haben wohl ihre Samen an hallische Gestade verschleppt. Hübsche violette Blüten trägt sie, und sie stachelt ein wenig, wenngleich auch das kein deutsches Alleinstellungsmerkmal ist. Wenn nun die gesuchte Art erraten wird, gibt das einen Pluspunkt. Aber wir wollen auch etwas wissen über die Gattung der hier gezeigten Pflanze, deren einzelne Vertreter eine medizinische Funktion haben, und sogar „Wappenblume“ einer europäischen Region sind…
16 comments on “Pflanze der Woche”
Da beginne ich gleich mal.
Diestel xyz
Bergdiestel
Schottische Distel. (ohne ie!)
Nationalblume von Schottland.
Wir haben in der Schule noch Gedichte lernen müssen.
Das folgende ist eines davon, das war in der 3. oder 4. Klasse. Ich fand und finde es schön. Alles hat 2 Seiten, auch in der Natur. Neben Nutzpflanzen existieren auch Unkräuter, sie nützen ja auch zu etwas, die Samen z.B. als Nahrung für Vögel.
Ich habe vorhin die ersten Stiele Lichtnelken oder nickendes Leimkraut geerntet, ich bn mir nicht ganz sicher, wie es heißt, aber in einer passenden Vase sieht es so bizarr und grazil aus.
Der Bauer und sein Sohn
Der Bauer steht vor seinem Feld
und zieht die Stirne kraus in Falten.
„Ich hab den Acker wohlbestellt,
auf reine Aussaat streng gehalten;
nun seh mir eins das Unkraut an!
Das hat der böse Feind getan!“
Da kommt sein Knabe hochbeglückt,
mit bunten Blüten reich beladen;
im Felde hat er sie gepflückt,
Kornblumen sind es, Mohn und Raden.
Er jauchzt: „Sieh, Vater, nur die Pracht!
Die hat der liebe Gott!“ gemacht!“
Julius Karl Reinhold Sturm
(1816 – 1896), deutscher Dichter und Liedertexter Das also von meiner Seite zu deutschen Pflanzen und Unkräutern.
Die gesuchte Pflanze halte ich für eine nickende Distel, die zu den Korbblütlern gezählt wird. In Thüringen wirtd sie mundartlich Lusedizel und Hunnedizel gnannt.
2008 war sie Pflanze des Jahres.
Hoffentlich wird das auch so abgenickt!
Ich war wohl bei Peter-Michael 😉
„Distel“ ist schon OK. Aber das ist noch sehr ungenau, zumal sich der Begriff „Disteln“ für alles, was irgendwie stachelt, sich auf Arten unterschiedlicher Gattungen bezieht.
http://www.pflanzenversand-gaissmayer.de/article_detail,Disteln-Cirsium+rivulare+Atropurpureum+-+Purpur-Kratzdistel,281AF48D2AE44FD9807755F14076BE87,4FCB7E30AEBC4A3692B511379F9FB289,de.html
Ackerkratzdistel
Carduus crispus
Ich tippe auch auf die Gattung Cirsium,
und wage mich aufgrund des Foto-Hinweises und des Vorkommens vor auf die Art [i] Cirsium heterophyllum[/i]. Eine Heilpflanze wäre die Art [i]C. arvense[/i].
Daran hatte ich auch gedacht, @gondwana, aber dann hatte es mir carduus mehr angetan, eher personata, aber @woric hat mich dann doch überzeugt, wegen der oberen, gesägten Blätter, und seht mal auf den Stengel.
Schwierig, diese Disteln. Ich lese gerade, Carduus-Arten haben ungefiederte Pappushaare im Unterschied zu Cirsium. Sieht man hier aber nicht, da müsste man sie zerrupfen…
Aber der breit kraus geflügelte Stängel spricht doch für C. crispus und ich schließe mich gerne den Vorschreibern an.
Da es hier im weitesten Sinne um Naturbeobachtungen geht, kann es sein, das Milane in die Stadt ziehen?
hier im Süden, ehemals Gießerei der KSB, sorgt ein Grefvogel für Bestandspflege bei Tauben und Co!
Die Beobachtung ist nicht falsch. Früher waren Milane vor allem in den Feldfluren anzutreffen. Dort gibt es aber immer weniger Nahrung. Im Mais und Raps finden sie keine Mäuse, die Nagetiere werden außerdem mit Giften bekämpft. In den Städten gibt es noch genügend Brachflächen oder Wiesen, dort bleiben die Milane. Dadurch haben viele Stadtbewohner den subjektiven Eindruck, das es nicht weniger Greifvögel als früher gibt, dieser Eindruck täuscht aber leider, außerhalb von Städten gibt es einen dramatischen Bestandsrückgang.
Der Greifvogel, der im Süden die Tauben dezimiert, ist aber eher ein Wanderfalke. Ein Pärchen brütet am Handwerkerhof Nähe Thüringer Bahnhof. Deren Leibspeise sind Tauben.
Wieder was gelernt. Danke, @Woric !
Seit den 80er Jahren bis ewa vor 3 Jahren beobachtete ich einen Rotmilan über unserem Wohngebiet ( Bereich Neubauer-Str./ Vogelweide/ Murmansker Straße) der sich immer zum Frühjahrsbeginn einstellte. Einmal stürzte er sich vor den fahrendes Auto, um sich ein gerade überfahrenes Kleintier zu schnappen. Die Insassen müssen einen gehörigen Schrecken bekommen haben, das ist ja ein beeindruckend großer Vogel in der Nähe gesehen..Es ist aber alles glinpflich abgelaufen.
Vermutlich ist er in die ewigen Jagdgründe abgetaucht.
In dieser Gegend, wo es früher viele Gärten gab, sieht man öfter mal einen Hasen, ein Wildkaninchen oder einen Igel, auch Marder. Auf dem Südfriedhof Halle soll sich sogar ein Fuchs aufhalten, wie mir Friedhofsarbeiter erzählten. Brandmäuse huschen dort oft umher, auch eine Blindschleiche war auf Tour.