Ein Scherz zum April? Keineswegs.

27. März 2017 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Anfang März: Bärlauch (Allium ursinum) bricht durch die Laubschicht unter den Bäumen durch.

Einen richtigen Volltreffer gab es nicht – die gesuchte Pflanze war  Allium ursinum, zu deutsch Bärlauch, oder einst auch Waldknoblauch genannt. Das heute wieder beliebte Wildgemüsegehört der Gattung „Allium“ (Lauch) an – die wiederum in die große Familie der Amaryllisgewächse gehört. Vieles, was man so aus der Küche kennt, ist mit unserem Bärlauch verwandt: Porree, Zwiebeln, Knoblauch, Schnittauch, Schalotten. Bärlauch ist einer der weniger dieser Arten, die „schon immer“ in unseren Breiten zuhause war. Zumindest im Süden und der Mitte Deutschlands ist er stellenweise häufig. Beispielsweise in den Auwäldern bei Leipzig. Bärlauch ist ein typischer Begleiter alter Buchenbestände, hier liebt er besondres basischen, kalkhaltigen Boden. Die Pflanze ist nicht unbedingt häufig – wenn man sie aber findet, dann in ausgedehnten Beständen. Im sehr zeitigen Frühjahr, oft schon in der zweiten Februarhälfte, bohrt der Waldknoblauch seine Triebspitzen aus dem Waldboden, ernährt von der kleinen, länglichen Zwiebel, mit der er überdauert. Schon ab März hat er seine an langen Stielen stehenden, lanzettlichen Blätter ausgebildet, bis sich dann ein Blütenstand aus einer eiförmig, spitzen Hüller heraus öffnet. Die dreizähligen, sternförmige, Blüten sind reinweiß.

Bärlauch, Blüte

Spätestens Ende Mai verchwinden die Blätter und Blüten wieder – denn nun hat sich der Wald belaubt, unsere Lauchpflanze ist jetzt zu sehr beschattet und zieht ein. Die verwelkenden Blätter verströmen jetzt noch einmal einen penetranten Knoblauchduft, als letzter Schwanengesang. De Pflanze zieht sich in ihre Zwiebelchen zurück, aus der heraus sie sich dann im nächsten Jahr vegetativ vermehrt. Aber sie hinterläßt auch dreizählige, kleine Samenkapseln mit schwarzen Samen, die abfallen und sich – beispielsweise durch Hochwasser im Auwald – verbreiten. Die warten dann geduldig den Herbst und Winter ab, sie brauchen Frost, um die Keimruhe zu durchbrechen.

Bärlauch war schon immer in der Küche beliebt. Sein knoblauchariges Aroma, da in den Blättern, aber auch in den Zwiebelchen und sogar den Blütenknospen steckt, verdankt der „Waldknoblauch“ einer organischem Schwefelverbindung, dem Allicin, sowie seiner Vorstufe, dem Alliin. Allicin ist eine scharf schmeckende Substanz – der typische Knoblauchgeruch, den Menschen verströmen, die viel „Knofie“ oder erst recht viel Bärlauch verzehrt haben, stammt aber nicht aus dem Allicin, sondern seinen Umsetzugsprodukten, einer ganzen Reihe von Thiolen (organische Schwefelprodukten), die im Körper bei der Verstoffwechselung des Allicins entstehen. Dass man nach Genuß von Bärlauch nicht riecht, ist eine Mär. Es legt nur an den meist geringeren Mengen, die einem Bärlauchgericht innewohnen.

Allicin

Und damit wärn wir beim Thema Küche. Da Bärlauch -im Gegensatz zu dem von den Römern importierten Knoblauch und Zwiebeln – ein heimisches Gewächs ist, wurde er wohl schon früh konsumiert, später galt er als das Gewürz des einfachen Volkes. So richtig „hip“ ist Bärlauch aber erst vor einigen Jahren geworden. Es begann in der gehobenen Edel- und Biogastronomie, von wo die Bärlauch-Mode, transportiert von Zeitschriften wie „Meine Familie und ich“ alle Bevölkerngsschichten penetrierte. Es ging ihm da nicht anders als Mozarelle-Tomate-Basilikum. Mindestes 1385  Bärlauch-Rezepte verzeichnet beispielsweise die beliebte Hobbykochseite „Chefkoch.de“. Da gibt es dann Pasta mit Bärlauch, Bärlauchpesto, Bärlauchsalz und vieles mehr.

Unserem Bärlauch bleibt zu wünschen, dass der Lauchfimmel bald auf ein Normalmaß zurück geht. Denn auch, wenn er zuweilen an bestimmten Plätzen in Massen daher kommt: vielerorts gilt die Pflanze als gefährdet. Je nach Region ist es nicht gestattet, mehr als 200 Gramm Blätter aus dem dem Wald mitzunehmen. Dabei git es aber auch in vielen Supermärkten frisches Material zu kaufen: leider immer noch häufig aus unkontrollierten Wildsammlungen. Wer einen Garten hat, kann Bärlauch auch zu Hause anpflanzen: einfach eine der käuflichen (teuren) Töpchen mit Pflanzen im Baumarkt kaufen, unter Gebüsch oder Bäumen und auspfanzen (er mag keine pralle Sonne) und dann vergessen. Für etwas Düngekalk ist er sehr dankbar, dann kommet er jedes Jahr wieder und verbreitet sich – oft sogar so viel, dass man ihn kaum noch los wird. (red)

„Bio“-Bärlauch auf einem Halleschen Baumarkt. Knapp drei Euro – stolzer Preis für eine Wildpflanze, die in den Wäldern riesige Teppiche bildet. Dennoch: besser, als Selbstbedienung im Wald mit Schippchen und Eimer.

Mit den Wildsammlungen ist es übrigens so eine Sache: auch wenn man das sich kaum vorstellen kann: unsere charakteristisch duftende Pflanze wird leider hin und wieder verwechselt, offenbar meistens von älteren Menschen, deren Geruchssinn eingeschränkt ist: wir berichteten schon einmal darüber. Hier droht zuweilen tödliche Gefahr.  Deshalb, liebe Leser: aufgepaßt. Und bitte nicht die Bestände plündern. Denn gerade in Halle ist Bärlauch nicht sehr häufig. Oder doch? dann behaltet es für Euch.

Pflanze der Woche, 27. März bis 2. April

Ein Scherz zum April? Keineswegs. Wir suchen wieder etwas Neues, und zwar

Ein per Computer verfälschtes Exemplar, das einen sehr regelmäßigen Blütenumriss zeigt.

…eine Rose, sie wächst mal groß, oft nur klein.

Einen Duft hat sie nicht, als wäre sie aus Stein.

Ihre Kelchblätter leuchten im Sonnenlicht,

jedoch auch bei UV-Licht versteckt sie sich nicht.

Das Wachstum steigt wenn sie verdunsten kann,

dem Rosettenwerk sieht man das nicht an.

Bei reichlich Wasser verwelkt sie und stirbt,

des Sommers Hitze kaum Gefahren birgt.

Mag Sonne, mag Schatten bei Regenschutz,

auch als Dünger und Farbe ist sie uns zu Nutz.

Das Substrat sei sehr sandig, so lebt sie fort.

Ihre Heimat ist fern,   doch sie blüht auch vor Ort.

 

Unsere Fragen:

Wie heißt die Pflanze der Woche?

Wo ist sie in Halle zu finden?

Wofür wird ihr „Innerstes“ medizinisch genutzt?

(AS)

 

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