Schnittiger Fokus auf Wappenblume

24. Februar 2020 | Bild der Woche | 3 Kommentare

In stattlicher Größe (ca. 1m) säumt unsere Rätselpflanze die Ufer stehender Gewässer oder erfreut uns im Garten mit ihren riesigen und wunderschönen, leuchtend gelben Blüten. Sie gehört zu den beliebtesten Blütenpflanzen in unseren Gärten. In unserem Klima sicher winterhart und leicht zu pflegen, wird sie schon lange kultiviert. Viele Farbvarianten wurden gezüchtet. Wegen der Vielfarbigkeit der Blüten erhielt die Blendenstruktur im menschlichen Auge von der Blume ihren Namen. Und weil sie so hübsch ist, findet ihr Name auch als Mädchenname Verwendung. Allerdings welken sie schnell – die Blüten.
Ihre Blüte hat eine weit zurückreichende Geschichte als Symbol. Bekannt dürfte sie als Wappenzeichen der Bourbonen sein. Als Sinnbild der Erlösung und Reinheit kennt man sie in christlichen Darstellungen aus dem Mittelalter. Deshalb schenkt man die Blumen bei Geburt und Tod, in China bei der Heirat als „Sohnbringer“. Aber schon in der Ornamentik der Ägypter wurde sie verwendet und diente als Zeichen für die königliche Würde. Ein ägyptischer Prinz soll als Tribut vom besiegten Syrien Zwiebeln dieser Pflanze verlangt haben. Sie ist aber kein echtes Zwiebelgewächs, sondern hat ein zu einem Rhizom verdicktes Wurzelteil. In der griechischen Sagenwelt war die Vorstellung lebendig, dass die Milch der Hera, als sie Herakles nähren wollte, übermäßig quoll und ein Teil davon sich über den Himmel ergoss und die Milchstraße entstehen ließ. Ein anderer Teil tropfte auf die Erde, woraus die Rätselpflanzen wuchsen. In Märchen werden häufig Menschen in diese Blume verwandelt, z. B. in „Die zwölf Brüder“, was einerseits die Erlösung aus dem Tod bedeuten kann oder die Erlösung aus einem Unschuldszustand zum Leben.
In der Naturheilkunde fand die Pflanze vielerlei Verwendung. Besonders zur Entgiftung des Körpers, bei Gallenblasenleiden und bei entzündeten Atemwegen verwendete man die pulverisierten Rhizome. Sie enthalten Gerbstoffe. Aber auch zur Behandlung von Hautkrankheiten, Rheuma und die sexuell übertragbare Syphilis nutzte man sie. Bei den Indianern Nordamerikas war sie eine der am meisten verwendeten Heilpflanzen. Sogar als Schutz vor Klapperschlangen schätzte man sie.
Die Pflanze ist zwar nicht selten, darf aber trotzdem nicht einfach gesammelt werden. Wie heißt sie?

(Hans Ferenz)

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Friedrich merzt die grüne Pest aus“): Vogelmiere, Stellaria media.

Unser User Berthold hatte den richtigen Tip. Es handelte sich bei der gesuchten Pflanze um die gewöhnliche Vogelmiere, Stellaria media. Auch gab er den wohlmeinenden Ratschlag, wie man den Lästling aus dem Garten wieder entfernen kann: Mit Muskelfett, sprich: Jäten. Tröstlich: der „Befall“ des Bodens mit dem kriechenden Grünzeugs weist auf eine gute Stickstoffversorgeung, also einen guten Düngezustand, hin.

(Hei-Wu)

In unserem Archiv finden Sie alle Pflanzen der Woche. Seit 2016:

Archiv: alle „Pflanzen der Woche“ von 2016-2020

 

 

 

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