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Der Donnerstrauch

Pflanze der Woche, 30. Dezember 2024 – 5. Januar 2025

Ob das eine gute Idee war? Berthold experimentierte immer wieder gerne mit neuen Mischungen. Ein weißes Salz hatte es ihm besonders angetan. Wer ihm verraten hatte, dass man am besten einen Teil jenes gelben Pulvers mit in den Mörser geben sollte, wissen wir nicht. Wichtig sei, so hieß es, das Holz eines bestimmten Strauches zu verwenden. Also hatte er fingerdicke Zweige abgeschnitten, als die Beeren des Strauches gerade von Rot nach Schwarz umzuschlagen begannen. Sorgfältig hatte er die Zweige entblättert und anschließend mit dem Messer die Rinde abgeschält, wobei ihm ein widerlicher, fauliger Geruch in die Nase stieg.

Die Hölzchen hatte er wohl getrocknet und dann zu Kohle gebrannt, ähnlich wie jene, die er sonst zum Zeichnen verwendete. All dies stieß er nun in seinem schweren, eisernen Mörser zu einem feinen Pulver zusammen – vielleicht eine Menge, die der Größe einer Walnuss entsprach. Ein leichter, scharfer Geruch stieg auf, und dann geschah es: Mit einem gewaltigen, höllischen Donnerschlag fuhr ein Blitz mit lautem Knall aus dem Mörser. Der Pistill schoss an die Decke der Zelle, hinterließ ein Loch, und der Putz rieselte in staubigen Flocken vom Gewölbe.

Erschrocken fuhr Berthold zurück. Seine Hand, die den Pistill gehalten hatte, schmerzte, aber die Finger waren noch dran. So verängstigt er auch war, er wusste nun, dass er eine Erfindung gemacht hatte, die die Welt verändern sollte.

Leider ist diese Geschichte nur eine gerne erzählte Legende, die häufig bemüht wird, um den technologischen Fortschritt Westeuropas gegenüber anderen Kulturen zu begründen. Tatsächlich ist an dieser Legende wenig Wahres – die eigentliche Erfindung stammt wahrscheinlich von anderen.


Und hier sind unsere Fragen:

  • Das Holz welcher Pflanze hat unser „Katastrophen-Berthold“ verwendet?
  • Wozu wird dieses Holz sonst noch verwendet? Er hat die Rinde sorgfältig abgeschält – könnte diese ebenfalls nützlich sein?
  • Aus welchen drei Substanzen bestand die eigentümliche, gefährliche Mischung?
  • Könnte sie tatsächlich, wie beschrieben, explodieren?
  • Wo verwenden wir diese Mischung heutzutage, insbesondere zum Jahreswechsel?

    Wer hat denn das Zeug wirklich erfunden, und wann?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Vorweihnachtliche Bilderschau“): Commiphora myrrha – der Myrrhenstrauch

Wir suchten nach einem der drei Geschenke der heiligen drei Könige. Gold ist es nicht, aber Weihrauch oder Myrrhe? Beides sind und waren begehrte Räucherharze. Der Weg zur Lösung konnte also nur über die Beschreibung der Pflanze führen. Während Weihrauchbäume (Verschiedene Arten von Boswellia) nicht oder allenfalls wenig mit Stacheln versehen sind, zeichnet der Myrrhe-Strauch dadurch aus, dass er bestachelt ist. Er heißt Commiphora myrrha .


Unser Leser NhuDeng hatte das alles herausgefunden. Er schrieb: „Die Weisen bringen Gold, Weihrauch und Myrrhe. Weihrauch und Myrrhe sind Harze.
Weihrauch ist ein luftgetrocknetes Gummiharz, das von verschiedenen Boswellia-Arten gewonnen wird. Myrrhe oder Myrrhenharz ist ein aromatisches Gummiharz, welches vom Myrrhenstrauch aus der Familie der Balsambaumgewächse gewonnen wird. Auf dem Bild ist ein dorniger Baum mit kleinen Blättern abgebildet, ein Myrrhenstrauch und vom Himmel fällt auch das Harz.
Das Lied “ Maria durch den Dornwald ging“ und die Moses Geschichte vom Brennenden Dornbusch erinnern mich an die Gewächse.
Im alten Ägypten nutzte man bereits vor 3000 Jahren Myrrhe zur Einbalsamierung. Das getrocknete, gelb-braune Harzgranulat wird seit Jahrtausenden vor allem in Jemen, Äthiopien, Sudan und Somalia verwendet. Myrrhe ist Bestandteil von kultischen Salbungen (altgriechisch Χριστός, latinisiert „Christus“, hebräisch „Messias“ bedeutet „der Gesalbte“). Myrrhe wird seit der Antike unter anderem als Aphrodisiakum verwendet. Frauen und Männer benutzten es früher als Parfüm, Betten wurden vor dem Geschlechtsverkehr damit beträufelt. Aus dem Myrrhenharz (gemäß Avicenna mit Aloe und Safran)[3] wurden im Mittelalter in Europa „Pestpillen“ hergestellt und diesem auch eine fiebersenkende Wirkung zugesprochen.
Die Bewertung von Kunst liegt immer im Auge des Betrachters,vor Ort fand ich die Fenster stimmig.“

Alle weiteren Pflanze der Woche findet Ihr hier in unserem Archiv.

3 comments on “Der Donnerstrauch”

  1. – Faulbaum
    – Faulbaumrinde wird pharmazeutisch verwendet (abführende Wirkung)
    – Salpeter, Schwefel, Holzkohle
    – in der beschriebenen Mange nicht
    – Pyrotechnik
    – in China, im 11. (?) Jahrhundert

  2. Klar, Menge. Nehmen wir mal eine Walnussgroße Menge, da sind wir bei zehn Gramm. Wenn sich so eine Menge im Handmörser entzündet, erfolgt keine Detonation, aber das Pistill würde ich da nicht in der Hand halten wollen. Das gibt Verbrennungen dritten Grades an der Flosse, ist also kein Spaß. Würde der Stößel des Mörsers allerdings die zerstampfte Masse in dem Mörser einschließen -oh je. Die herkömmlichen „D-Böller“ enthalten, in einer festen Papprolle eingeschlossen, etwa 1 Gramm. Das würde schon erhebliche Verletzungen bedeuten, aber die Finger bleiben dran ( besser nicht ausprobieren). Bei zehn Gramm aber heißt es: „Finger weg“ und zwar im besten Sinne des Wortes. Richtig schlimm wird es, wenn man mit anderen Mischungen herumlaboriert oder das Zeug auf dem illegalen Markt kauft. Hier sind andere Mischungen am Start, meistens auf der Basis von Perchloraten und Alu- oder Magnesiumpulver ( „Blitzknaller“, „Polenböller“). Da reicht ein Gramm, und die Finger sind weg. Bei größeren Exemplaren werden auch mal Arme und Füße weggesprengt, und wenn der Kopf getroffen wird, ist sogar der sofortige Tod nah.

    Ich lebe in der Nähe von Halle-Neustadt. Seit Tagen ist die Geräuschkulisse vom typischen Klang dieser illegalen Bomben erfüllt. Die Polizei ist offenbar machtlos.

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