Elfriede und Heino schlenderten durch die Säle des Museums, Kopfhörer auf den Ohren, während der E-Guide sie von einem Meisterwerk zum nächsten führte. Plötzlich standen sie vor einem Bild, das ihre Aufmerksamkeit fesselte: Ein junges Paar, ein Mann und eine Frau, die Frau nur halb bekleidet. „Das sieht nach einem ungleichen Verhältnis aus“, murmelte Elfriede, als sie den Titel des Gemäldes las: „Der Maler und sein Modell“. Darunter stand der Name des Künstlers, den sie sofort nachschlugen.
Sie erfuhren, dass der Künstler ein bedeutender flämischer Maler des 15. Jahrhunderts war, bekannt als einer der Begründer der altniederländischen Malerei. Besonders berühmt war er für seine innovative Maltechnik, die es ihm ermöglichte, außergewöhnliche Detailtreue, leuchtende Farben und weiche Tonverläufe zu erzeugen. Eines seiner bekanntesten Werke war ein Mehrteiliges Altarbild, das er gemeinsam mit seinem Bruder Hubert geschaffen hatte.
„Der Genfer Altar?“ fragte Elfriede neugierig, als Heino, der mal wieder seinen eigenen Weg durch das Museum gefunden hatte, endlich zu ihr stieß. „Nein, nicht Genfer Altar. Du musst schon genau hinhören“, plauzte Heino, der die Unterbrechungen nicht leiden konnte. Während Elfriede dem E-Guide treu folgte, war Heino derjenige, der schnell durch die Säle eilte, um dort stehen zu bleiben, wo etwas seine Neugier weckte. Diese unterschiedlichen Stile führten oft zu kleinen Streitigkeiten zwischen den beiden.
„Ob du einen Altar in Genf kennst? Wohl kaum“, antwortete Heino schmunzelnd, während sein Blick auf die Brüste des Modells wanderte. „Maler müsste man sein.“ Empört schnappte Elfriede nach Luft. „Pfui! So haben die doch immer nur einen Vorwand gehabt, nackte Frauen zu malen“, schimpfte sie.
„Besonders wenn man gar keine nackten Brüste malt. Diese ganzen Heiligenbilder sind doch immer züchtig bekleidet“, erwiderte Heino spöttisch. „Ha, angeblich wegen der Proportionen“, fügte er lachend hinzu.
Aber plötzlich fiel Elfriede etwas anderes ins Auge: „Sag mal, das ist doch viel interessanter: Was bedeuten denn die blauen Blumen hier auf dem Gemälde?“
Vergeblich suchten sie im E-Guide nach einer Erklärung, doch nichts wurde erwähnt. Heino, der sich nicht so leicht geschlagen gab, versuchte ein Foto von dem Bildausschnitt zu machen. Doch kaum hatte er den Auslöser gedrückt, kam ein Wärter angerannt: „No photo, please!“ Aber Heino war schneller gewesen.
Im Museumscafé lud Heino das Foto hoch und betrachtete es genauer. „Klick, jetzt weiß ich, was es mit der Blume auf sich hat“, verkündete er triumphierend. „Ohne dieses Gewächs hätte der Künstler nichts zu malen gehabt. Keinen Grund und auch keine seiner berühmten Farben.“
„Welche Farben?“ fragte Elfriede neugierig. „Blau?“
„Alle möglichen“.
„Farben die er angeblich erfunden hat, wie ältere Kunstgeschichtler behaupteten“, sagte Heino grinsend. Aber tatsächlich hat er diese Technik wohl perfektioniert“.
„Ach übrigens, wenn ich das Bild genauer betrachte, sehe ich die Pflanze dreimal. Sie steht für die drei Dinge: den Grund, die Farbe und…“
„Das Modell“, ergänzte Elfriede lachend. „Denn ohne die Pflanze wäre das Modell splitterfasernackt.“
Heino schmunzelte. „Wenn ich an diese Pflanze denke, erinnere ich mich an etwas Ekliges. Ich war mal bei einem Kumpel in der Lausitz eingeladen. Da gab es ein Gericht, das so widerlich nach alter Lackfarbe gerochen hat. Ich konnte es kaum runterwürgen. Und dabei habe ich sonst nichts gegen Pellkartoffeln.“
Während Elfriede und Heino weiter im Museumscafé plauderten, blieben ein paar Fragen offen:
- Welche Pflanze ist auf dem Gemälde dargestellt?
- Warum war der Maler in zweierlei Hinsicht auf die Produkte dieser Pflanze angewiesen?
- Warum trocknet die Farbe eigentlich nicht, kann aber nach ein paar Tagen dennoch berührt werden?
- Auf welchen Maler wird hier angespielt?
- Ist das Bild wirklich von ihm? Gibt es tatsächlich Bilder, die er gemalt hat, mit nackten Brüsten?
- Was für ein merkwürdiges Gericht gibt es da in der Lausitz?
Auflösung der letzten Pflanze der Woche: („Fischerman´s Friend“): Vielsamiger Gänsefuß, Fischmelde, Chenopodium polyspermum, Lipandra polysperma.
Da half selbst der dickste Zaunpfahl nicht weiter: Wenn man die Google-Suche nach den Stichwörtern „Fisch“ und „Melde“ laufen lässt, stößt man auf Anglerseiten, die sich damit beschäftigen, welche Fischfänge gemeldet werden müssen und so weiter. Fügt man das Wort „Pflanze“ hinzu, wird die Suche schnell übersichtlicher und führt einen zum Vielsamigen Gänsefuß (Chenopodium polyspermum): Voilà!
Aber immerhin: „Nhu Dheng hat uns endlich erklrärt, was hinter dem merkwürdigen Modell namens Lora steckt, das unserer Elfriede schon zwei Folgen hintereinander zu Eifersuchtsszenen veranlasst hatte: „LoRA ist eine Methode, um große KI-Bildgeneratoren schnell und effizient an neue Aufgaben anzupassen, ohne sie komplett neu trainieren zu müssen. Statt das gesamte Modell zu verändern, wird nur ein kleiner Teil angepasst, was Zeit und Rechenpower spart. So kann man die KI schneller an spezielle Bedürfnisse anpassen“. Und mit so einer „LoRA“, hier eine speziell auf Bilder Jan Bruegel den Älteren (1568-1625) trainierten, hatten wir auch unser Fischerbild erzeugt. Da der Künstler auch viele Winterbilder geschaffen hat, bei den Menschen zu sehen sind, die über zugefrorenen Seen Eis laufen, hat Fräulein Lora da halt einen kleinen Fehler eingemischt.
Nun aber zum vielsamigen Gänsefuß (Chenopodium polyspermum): ist eine einjährige Pflanze aus der Familie der Amaranthaceae, die in Europa, Asien und Nordafrika verbreitet ist. Der Vielsamige Gänsefuß kann eine Höhe von bis zu 60 cm erreichen. Die Pflanze hat grüne, eiförmige bis lanzettliche Blätter und kleine, unscheinbare Blüten, die in dichten, ährenartigen Blütenständen angeordnet sind. Sie wächst bevorzugt auf nährstoffreichen, feuchten Böden, oft an Wegrändern, auf Äckern oder in Gärten. Die Pflanze kann als Unkraut in Gärten und auf Feldern auftreten.
Der Name „Vielsamiger Gänsefuß“ stammt aus dem Lateinischen und Griechischen und beschreibt die Pflanze treffend: Die feinen Samen rieseln in großer Menge aus den Fruchtständen. Wer das Unkraut ausreißt, verteilt die Samen noch weiter im Garten – eine wahre Herausforderung für jeden Gartenbesitzer. Historisch wurden diese Samen zum Anlocken von Fischen verwendet, was zu dem Namen „Fischmelde“ geführt hat. Es gibt allerdings eine andere Pflanze, den **Stinkenden Gänsefuß** (Chenopodium vulvaria L.), der auch als „Fisch-Gänsefuß“ bezeichnet wird, jedoch aufgrund des unangenehmen Geruchs ihrer Blätter nach altem Fisch. Bäh!
6 comments on “Der Maler und sein Modell: Eine schmierige Angelegenheit”
Zu dieser Pflanze will ich seit über 60 Jahren mehr wissen, weil , als ich mit ihr in körperliche Nähe kam, bekleidet natürlich, nichts von ihr wusste und auch heute nicht mehr als damals, außer das mit den Fasern natürlich und von dem Öl, das man aus ihhr gewinnen
kann. Nun werde ich gezwungen, etwas von ihr zu erfahren und bin darüber froh, dass es noch zu meinen Lebzeiten ist, denn später ginge das nicht mehr.
Ich / wir, im Hauptbuchhalterbereich der MTS Prenzlau
beschäftigt, mussten zum Ernteeinsatz auf irgend ein Dorf. Dort lag der
L e i n,
schon abgemäht, auf einem Acker umher. Trockene raue , braune Stiele von ca. 50 cm Länge waren zu einem Strauß zu bündeln und mit 2- 3 Stielen zu umwickeln und dann zu Hocken aufzustellen.Blüten warern daran nicht, die waren sicher vorher dran in der Blütezeit.
Auch hier in Halle habe ich öftert von älteren Menschen gehört, was das für ein feines Esssen sei. Pellkartoffeln mit Leinöl und Quark, wo der ahle Hallenser, ich nun auch, Matz sagte. Inzwischen höre ich das Wort nicht mehr und spreche auch von „Quark“.
Als sich die Gelegenheit ergab, dieses Leinöl zu kaufen und das Gericht auf den Tisch zu stellen als Mahlzeit war es für mich so, wie es Heino für sich beschreibt. Eklig, wirklich. Dieses Öl ist für meine Geschmackspapillen eine Beleidigung,.
Anderen schmeckte es. Und es bewahrheitet sich der Ausspruch:
Die Geschmäcker ind verschieden.
Das andere, was gefragt wird, ist für mich heute weniger von Interesse, aber Nu Dheng, Rati und,, und werden es schon rauskriegen. Man musss ja nicht aqlles wissen.
Na so ein „Quark“- ich hatte L e i n in die Mitte balanciert.
🙁
Wenn ich schon genannt werde, werfe ich mal Jan van Eyck in die Runde.
Das schöne Bild stammt von den leider ungenannten Redaktionskünstlern. Jan und Hubert van Eyck stellten auf dem Genter Altar Adam und Eva nackt dar.
Lein verwendeten die Maler für ihre Gemälde auf zweierlei Arten, der Gewebehintergrund könnte Leinwand gewesen sein und Leinöl fand als Farbverdünner Anwendung. Bedauerlicherweise taugen die schönen blauen Blüten nicht als Farbpigment. Warum die Farbe so eine eigenartige Art zu trocknen hat, weiß ich nicht.
Bei Farben auf Leinölbasis findet keine Verdunstung des Lösungsmittels, hier also Leinöl, und somit Trocknung statt sondern eine chemische Reaktion, welche den Pigmentträger verfestigt. Das dauert etwas …
Da ich einige Jahre meines Lebens in der Niederlausitz verbracht habe, kenne ich Quark mit Leinöl und Pellkartoffeln zur Genüge. Dazu gab es öfters auch warme bzw. heiße Leberwurst und einen Klecks Butter. Ich find`s lecker.
Die Erfindung der Ölmalerei wurde in der älteren Literatur eben diesem Van Eyck zugeschrieben. Der Kunsthistoriker, der das tat, war sogar der „ erste Kunsthistoriker in der Geschichte der Kunst“, ein gewisser Giorgio Vasari (1511 -1574). Er lag falsch, und das stellte erst jemand fest, den man heute nicht gerade als Kenner der historischen Technologie kennt, sondern als einen der bedeutendsten Vertreter der Aufklärung: kein Geringerer als Gotthold Ephraim Lessing entdeckte während seiner Dienstzeit in der Bibliothek Wolfenbüttel die Handschrift des Theophilus Presbyter aus dem 12. Jahrhundert. In dem praktischen Handbuch über diverse Künste fanden sich Anweisungen zu Ölmalerei. Lessing publizierte dann 1774 eine Schrift „über das Alter der Ölmalerey“. Seit dem ist klar, dass die Kenntnis der trocknenden Öle älter ist, heute kann man ihre Anwendung in der Malerei bis in die Spätantike zurück verfolgen. Tatsache ist aber: Erst Im Spätmittelalter wurde die Malerei mit Öl als fast alleinigem Bindemittel allgemein. Über die Gründe kann man genau so spekulieren wie darüber, warum die Römer keine Dampflokomotiven bauten, obwohl die grundlegenden Prinzipien bekannt waren.