Nur Adulte haben Stehvermögen

15. Januar 2019 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Nein, hier geht es nicht um Sex, obwohl schon klar ist, dass Pflanzen sexuelle Wesen sind, sich doch überwiegend gerne sexuell vermehren (Bienen und Blüten, ihr wisst schon) und natürlich nur dann Sex haben, wenn sie reif sind. Das sind sie,  wenn sie zum ersten Mal blühen. Manche Pflanzen blühen dann immer wieder, sie haben dann ein langes Erwachsenenleben vor sich. Sie tragen dann Früchte, sonst ändert sich in ihrem Leben nicht viel. Manche sterben sogar ab, wenn sie das erste Mal Früchte getragen haben. Aber ganz wenige, und dazu gehört unsere gesuchte Pflanze, ändern im Erwachsenalter, das etwa mit sieben Jahren beginnt, mit der Reife komplett ihre Eigenschaften. So dass man meint, eine vollkommen andere Pflanze vor sich zu haben. Sie bildet dann dicke Stämme aus, auf denen sie notfalls selbstständig stehen kann. In jungen Jahren kann sie das nicht, da ist sie auf die Unterstützung anderer angewiesen, und räkelt sich dafür ausgiebig in der Gegen herum.  Auch kleiden sich die Erwachsenen anders: die mehrjährigen Blätter haben eine komplett andere Form als die der jugendlichen Pflanze.  Man kann die Alten auch nicht verjüngen: schneidet man einen kleinen Ableger ab, wächst aus ihm wieder ein Erwachsenen- Exemplar hervor. Gut für Bonsais.  Ihr kennt die Pflanze sicher. Eigentlich ist sie die Wahrzeichenpflanze von Halle schlechthin. Man findet sie dort, wo auch Touristen gerne hingehen: Sie bevölkert die Burg Giebichenstein, die Moritzburg, vom Stadtgottesacker wäre sie nicht weg zu denken, und auf der Peißnitz lebt sie besonders gern. Notfalls nimmt sie aber auch mit ein paar Müllcontainern in Halle-Neustadt vorlieb. Vögel lieben sie, für Menschen ist sie jedoch (tödlich) giftig, wird aber auch als Arznei gebraucht.

Und nun unsere Fragen:

Wie heißt unsere Pflanze?

Wie nennt man das, wenn die Blätter im Alter die Form ändern?

HW

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Maria hilf! wenn die Leber streikt“): Mariendistel, Silybum marianum

Unserer Elfriede ist eine Schlau-Laus über die Leber gelaufen, sie hat die gesuchte Pflanze richtig erkannt: Silybum marianum, die Mariendistel. Es ist  ein-bis zweijähriger Korbblüter, dessen breite Blätter stachelbewehrt sind, weshalb das Gewächs „Distel“ genannt wird. Die Samen sehen ein bisschen aus wie Sonnenblumenkerne, in ihnen sind flavonoide Wirkstoffe enthalten, deren Gruppe man Silymarin nennt. Sie sollen gegen Lebererkrankungen wirken, beispielsweise werden sie auch als letzte Hoffnung bei Knollenblätterpilzen verabreicht. Heimisch ist die Pflanze im Mittelmeerraum, kam aber schon im Mittelalter über die Klostergärten nach Mitteleuropa.
Die Pflanze ist gelegentlich in Gärten als Zierpflanze zu finden (von wo sie auch schon mal verwildert). Hier schätzt man besonders die großen Blattrosetten, aus denen Später der bis zu 1,5 Metern hohe Blütenstängel schießt. Die Blätter haben auffallend weiße, breite Blattnerven, was sehr dekorativ aussieht. Diese Streifen erklärte man sich der Legende nach damit, dass die Pflanze aus Milchtropfen der Jungfrau Maria aus dem Boden entsprungen sei.

 

 

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