Pflanze der Woche, 20.-26. Oktober
Sie war damals eine Woche lang allein in Florenz gewesen – offiziell, um die Kunst zu sehen: Botticelli, Masaccio, die Uffizien, all die zarten Gesichter der Venusgestalten.
Aber wer die Liebe kennt, weiß: Das Schicksal lauert nicht in Museen, sondern in den schmalen Gassen, wo es nach Olivenöl, Staub und Versprechen riecht.
Und genau dort, unweit der Loggia dei Lanzi, begegnete sie Sandro.
Er war Maler – oder nannte sich so –, trug das schwarze Leinenhemd halb offen, sang wie ein junger Cherubino:
„Non più andrai, farfallone amoroso…“
und sprach sie mit dieser unverschämten Gewissheit eines Mannes, der weiß, dass er nicht fragen muss, um erhört zu werden.
Er bettelte Nixi an, Modell zu stehen.
„Ein Sinnbild der Liebe“, sagte er, „eine Blüte, so rein und zart wie Aphrodite, die aus dem Schaum stieg.“
Nixi, die eigentlich keine Lust auf plumpe Anmache hatte, wandte sich zunächst ab.
Aber irgendwie war er charmant – und Florenz tut sein Übriges.
Ein paar Stunden später saß sie tatsächlich in seinem Atelier.
Vor dem Fenster standen sie: die Pflanzen.
Ein Meer aus weißen und violetten Blüten, jede wie ein Schmetterling, der für einen Atemzug auf die Erde kam.
Es waren Orchideen.
„Was heißt eigentlich Farfallone?“, fragte sie, während er malte.
Sandro grinste. „Ach, Nixe. Liebe. Weißt doch – Blüten und Insekten, was machen die?“
Das Gemälde entstand rasch.
Botticelli hätte seine Freude gehabt: weiche Linien, helles Gesicht, und die prächtigen Blüten im Hintergrund – fast wie ein Kranz aus Licht. Der Maler peilte mit seinen scharfen Falkenaugen immer wieder an, und nur wir wissen, was in jener Nacht geschah: dass zwischen Maler und Modell sich alsbald eine nicht nur visuelle Beziehung entwickelte.
Und nur wir wissen, was in jener Nacht geschah, als das Atelier still wurde und der Wind vom Arno her die Vorhänge hob.
Vor der Abreise machte Nixi ein Foto vom fertigen Bild.
Ein kleines Andenken an diese Nacht, die besser ungeschehen bliebe – wenigstens gegenüber Heino.
Doch als sie zurück war und ihm die Urlaubsbilder zeigte, fiel sein Blick auf genau dieses Foto.
„Wow“, sagte er, „das sieht ja aus wie du!“
„Uffizien“, log sie.
Er bemerkte nichts.
Er bat nur, einen Ausdruck des Bildes zu bekommen.
Und so hängt es jetzt – groß, schön, unschuldig – in seinem Büro.
Aber wir, liebe Leserinnen und Leser, wissen mehr.
Und wir verraten es niemandem.
Aber die folgenden Fragen können wir beantworten:
Auf unserem Beitragsbild und im Text finden sich mehrere Spuren.
Dass es sich um eine Orchidee handelt – geschenkt.
Aber welche?
Der Gattungsname steckt im Lied, das Sandro sang.
Und der Artname?
Oben links im Bild sieht man den Ausschnitt aus einem bekannten Gemälde. Man sieht eine Muschel, und zwei Füße. Es zeigt die Schaumgeburt einer mythischen Dame.
Und was macht die Motte auf Nixis Hintern?
Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Marmelade aus roten Giftbeeren“): Gewöhnlichber Feuerdorn, Pyracantha coccinea M. Roem., der Gewöhnliche Feuerdorn, Familie der Rosengewächse (Rosaceae).
Klar, Gork vom Ork hatte recht: „Ich würde sage, dass es der Feuerdorn ist“.
:„Die Beeren kann man essen, aber am besten nur im „erhitzten Zustand“. Daher gut als Konfitüre. Der Begriff „Marmelade“ wird im Übrigen für Aufstriche aus Zitrusfrüchten verwendet. Nur mal so…“ Und auch das stimmt, gilt aber nur, wenn die „Marmelade ins Ausland“ verhandelt wird. Und übrigens: ganz „richtige“ Marmelade macht man, etrhymologisch gesehen, nur aus Quitten. Aber das ist eine andere Geschichte. (Siehe hier.. und hier. in der Auflösung zur Quitte).)
„Bei dem Kind denke ich eher, dass das eine beginnende Bindehautentzündung bekommt“
Das könnte, wie heiWu andeutete, damit zusammenhängen, dass die KI Gemälde von Otto Dix als Anregung genommen hatte. Bei dem sehen Kinder oft so schwindsüchtig aus.
Botanik und Herkunft:
Der Feuerdorn stammt ursprünglich aus Südeuropa und dem westlichen Asien. In Mitteleuropa ist er seit dem 18. Jahrhundert als Zierstrauch verbreitet. Seine Beliebtheit verdankt er dem leuchtenden Fruchtschmuck und den immergrünen, dornenbewehrten Zweigen.
Die Pflanze wächst als dicht verzweigter Strauch von bis zu drei Metern Höhe. Die Blätter sind elliptisch, glänzend, lederartig; die weißen Blüten erscheinen im späten Frühjahr und duften schwach süßlich. Daraus entwickeln sich im Herbst die charakteristischen, leuchtend roten bis orangeroten Beeren – botanisch Scheinfrüchte.



Name:
Der Gattungsname Pyracantha bedeutet „Feuer-Dorn“ (griechisch pyr = Feuer, akantha = Dorn). Die Artbezeichnung coccinea verweist auf die scharlachrote Farbe der Früchte.
Giftigkeit:
Die Kerne in den Beeren des Feuerdorns enthalten geringe Mengen cyanogener Glykoside – also Stoffe, aus denen bei unsachgemäßer Verarbeitung Blausäure freigesetzt werden kann.
Für Menschen sind sie in kleinen Mengen nicht tödlich, können jedoch Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen verursachen, besonders bei Kindern. Bei der Marmeladenherstellung passiert man die aufgekochte Masse durch ein Sieb – so bleiben die giftigen Kerne zurück. Die glycoside werden zudem auch durch Kochen zerstört. Roh dagegen sind die Beeren, besonders für Kinder, giftig.
Vögel hingegen fressen die Früchte ohne Schaden – sie sind wichtige Winternahrung.
Kulturgeschichte:
Als Zierstrauch wurde der Feuerdorn in Parks, Friedhöfen und an Hausfassaden beliebt, weil er wintergrün bleibt und seine feuerroten Früchte selbst im Schnee leuchten. In der Volksüberlieferung galt er als Schutzpflanze gegen Feuer und böse Geister – ein lebender Wall aus Dornen.
Sein doppelter Charakter – Schönheit und Schmerz, Zierde und Gefahr – macht ihn zu einer typischen Pflanze des Spätherbstes: leuchtend, doch bitter.
Weitere „Pflanzen der Woche“ findet Ihr in unserem Archiv – alle, seit 2016.
One comment on “Non più andrai, farfallone amoroso…”
Wenn der Hinweis auf die Motte kommt, würde ich sagen, dass es sich hier um eine Schmetterlingsorchidee handelt. Die Blütenblätter haben oft die Form eines Schmetterlings oder einer Motte.
Das Bild mit der Muschel ist „die Geburt der Venus“. Ein Gemälde von Sandro Botticelli. Kunststil: Frührenaissance.
Es stellt die Ankunft (Anlandung) der römischen Göttin Venus an der Küste von Paphos dar. Das besagte Bild befindet sich in den Uffizien in Florenz.