Namenstreit: warum benennen wir das Planetarium nicht nach ihr?

16. November 2020 | Bild der Woche | 3 Kommentare

Der Streit um die Namensgebung des Neuen Planetariums wird die Stadträte wie auch die erregte Öffentlichkeit wohl noch einen lange Zeit weiter beschäftigen. Armstrong-Planetarium, Sigmund-Jähn,- Stadtgas-Planetarium, Belka und Strelka – Planetarium. Dabei haben nicht nur Menschen und Hunde, sondern auch Pflanzen den Kosmos erobert. Gewiss, mit Nachhilfe. Aber dennoch wäre es mehr als gerecht, beim Blick in den nächtlichen Abendhimmel auch einmal an unsere grünen Freunde zu denken. Seit Altersbeginn werden Pflanzen in den kosmischen Heldengeschichten sträflich vernachlässigt. Liebe Leser, Ihr kennt die vielzähligen Sternbilder: da tummeln sich menschliche Halbgötter wie Orion und Cassiopeia, Perseus und Andromeda, und an Tieren gibt es da oben einen ganzen Zoo: nicht nur den großen und kleinen Bären, da tummeln sich Schwan und Pfau, eine Giraffe, Fische, es gibt einen Löwen, Luchs und Fuchs. Und dazwischen klötert allerlei unbeseeltes Gerümpel umher: ja, es gibt ein Mikroskop am Firmament, eine Waage, einen Kompass, eine Pendeluhr und sogar eine Luftpumpe. Wer braucht so was da oben im Vakuum?

Aber eine Pflanze sucht man am Firmament vergebens.

Das muss sich ändern. Denn es gibt mindestens eine Pflanze, die in der Raumfahrt eine Heldenrolle spielt. Unter allen Blütenpflanze hält sie den Geschwindigkeitsrekord, indem sie es schaffte, die Erde in 93 Stunden zu umrunden. Verständlicherweise gelang ihr das nicht ganz ohne menschliche Hilfe, zumal sie dabei auch noch einen Höhenrekord gewann: Nach etlichem guten Zureden blühte sie eines Tages in 400.000 Meter Höhe über dem Meeresspiegel auf. Das schafft nicht mal das Edelweiß.

Zu verdanken hat sie das ihrem Gärtner Scott Kelly. Sie war Teil des „Veggie-Programms“, dem Versuch, essbare Pflanze zur Versorgung künftiger menschlicher Abenteurer in ziemlich entlegenen Gegenden aufzuziehen. Anfangs war Kelly kein Gärtnerglück beschert: er versorgte die Pflanze nach Anweisung seines Auftraggebers nach einer bestimmten Pflegeanleitung. Aber die Pflanzen wurden krank, schwitzen förmlich vor sich hin und verhielten sich überhaupt ziemlich sonderbar. So nahm er die Versorgung auf eigene Faust, änderte den Gießrhythmus, und fummelte eigenmächtig an der Einstellung der Luftfeuchte herum.

Der Erfolg stellte sich ein: als sein Schützling eines Tages (oder Nacht?) sich herabließ, seine Blütenkelche zu öffnen, lief die Nachricht noch schneller um die Welt, als unsere Pflanze fliegen konnte.

Dabei ist die Pflege unserer Pflanze unter Normalbedingungen eigentlich gar nicht so schwer. In ihrer warmen Heimat wächst sie geradezu von allein, bei uns hält sie es aber auch leidlich aus. Jedoch nur, bis die ersten Nachtfröste kommen, dann ist es vorbei. Als Bestandteil bunter Sommerblumenmischungen findet man sie immer wieder in den Gärten, auch jetzt noch, zu Ende des kühlen Oktobers, erfreut sie uns noch mit ihren frischen Blüten, die mal gefüllt, mal ungefüllt daherkommen, und in allerlei Farben von weiß über gelb, rosa pink und knallrot in Erscheinung treten.

Und hier sind die Fragen:

Um welche Pflanze handelt es sich?

Wo stammt sie ursprünglich her?

Wann war das spektakuläre Blüh-Ereignis in so „luftiger“ Höhe?

Woran leiden die meisten Pflanzen dort eigentlich?

In welcher Farbe blühte unsere Rekord-Blume?

Unser Gärtner hat noch einen weiteren Rekord zu verzeichnen: welchen ?

Und warum gibt es keine pflanzlichen Sternbilder?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche: („Reizende Wurzel fürs Roastbeef“):Armoracia rusticana, Meerrettich.

Gesucht war Meerrettich, bei unseren Ötzi-Nachfahren auch als Kren bezeichnet. Mit Meer hat die Pflanze nichts zu tun. Vielmehr leitet sich der Name von Mähre für Pferd ab, was im Englischen (Horse reddish) noch erkennbar ist, Er ist u.a. eine beliebte Beilage zu gekochtem Rindfleisch (Tafelspitz). Mit Sahne vermischt reizt er weniger zu Tränen.

(Hans Ferenz)

 

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