Muss man schon mögen, sonst gefällts einem nicht.

9. Januar 2017 | Bild der Woche | 13 Kommentare

Zunächst wieder die Auflösung der letzten Pflanze der Woche:

Hadschihadschihad! Die Nieswurz war´s

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Das Blümlein das ich meine…. Die schwarze Nieswurz war Pflanze der Woche vom 2.-8. Januar

Leser Einbeck kam gleich drauf, dafür hatten wir die Geschichte doch so schön verpackt. Also: Die „gemeine“ Nieswurz war es, die übrigens jetzt, bei Schnee und Eiseskälte, in einigen Halleschen Gärten blüht.

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Protoanemonin

Was für ein allerliebstes Blümelein. Wegen seiner ungewöhnlichen Blütezeit „mitten im kalten Winter“ wird es auch Christrose genannt. Helleborus niger ist der wissenschaftliche Name,  die Pflanze gehört zu der artenreichen Gattung Nieswurze in der Familie der  Hahnenfußgewächse.

Der Gattungsname  „Helleborus“ ist alt, und war so schon in der Antike geläufig  (`ελλέβορος= helleboros), wohl von `ελειν = αιρεω (helein), griechisch: töten und βορά (bora), griechisch: Essen. Eine tödliche Speise also. Man wußte, dass die Nieswurz, insbesondere ihre Wurzeln, stark wirksame Gifte enthalten. Unter anderem findet man darin Protoanemonin und mehrere digitalisähnlich wirksame Glykoside, wie etwa das  Helleborin. Es gehört zu den Bufadienoliden und ist ein starker ATPase-Inhibitor.

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Helleborin, ein antiker Kampfstoff. (Bild: Wikimedia)

Schon um 600 v. Ch soll schon der Athener Politiker, Philosoph und Militärstratege auf die Idee gekommen sein, das Wasser eines Baches mit Helleboros zu vergiften. Die Bewohner des gegnerischen Städtchens tranken von dem Wasser und wurden kampfunfähig.

An Sonsten war das Gift auch als Mittel gegen Geisteskrankheiten so sehr in Gebrauch, dass das Wort „helleborus“ im Lateinischen sogar die allgemeine Bedeutung für „verrückt“ oder „irre“ erhielt.

Der Deutsche Name, Nieswurz, führt dagegen hin zu einer lange geübten, praktischen Anwendung. Die Inhaltsstoffe sind stark schleimhautreizend, und lösen schon in geringtser Konzentation Niesreiz aus, wenn sie in die Nase gelangen. Gepulverte, getrocknete Nieswurzwurzeln wurden Niespulver- und Schnupftabackmischungen beigegeben. Besonders berühmt war das Schneeberger Pulver, es blase ordentlich  Verstand und Gedächtnis frei, heisst es in etlichen Ruhmesschriften.  Leider musste der letzte Produzent, ein Apotheker in Schneeberg, die Produktion des beliebten Pulvers einstellen. Der Grund waren toxikologische Vorschriften und eine neue Apothekenbetriebsordnug. Das hatten wir schon bei der Vorstellung unseres Rätsels letzte Woche so erzählt, und mehr dazu dazu gibt es auch im  Schneeberger Tageblatt

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Helleborus niger, Nieswurz.

Das Spektrum-Versuchslabor wollte eigentlich diese Nieswurzelpulverwirkung austesten und das Ergebnis mitteilen.  Doch leider ist der Gartenboden derart hart gefroren, dass an die Wurzeln nicht so einfach heran zu kommen ist. Und wir wollten unsere Leser nicht noch zu Unfug anstiften. Dass  allein die Dosis das Gift mache, wissen wir ja schon vom alten Parazelsus, aber wer kennt schon die wirksame, aber nicht tödliche Dosis so genau?  Zudem hätte unaufhörliches Niesen auch als Aufruf zu religiösem Terror verstanden werden können. Hadschihadschihad…

Lieber nicht. Niesreiz läßt sich auch ohne „Chemie“ auslösen. Manchen reicht da schon, sich einen Grashalm in die Nase zu stecken. Einige Menschen fangen sogar schon unwillkürlich an zu niesen, wenn sie plötzlich in die Sonne blicken. Wieso eigentlich? Das wäre jetzt noch so eine Frage der Woche, aber wir wollen ja bei Pflanzenrätseln bleiben:

Pflanze der Woche 9.-15. Januar

Der eine mags, der Andre nicht.

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Die „Samenkapseln“ der zu bestimmenden Pflanze der Woche.

Bei dieser Kälte wird es langsam eng um die halleschen Wochenpflanzen, wenn wir nicht gerade ans Eingemachte gehen wollen. Doch gibt es auch Draußen noch spärliches Grün, das der Eiseskälte trotzt. Unsere neue Wochenpflanze gehört, mit einer gewissen Einschränkung allerdings, auch dazu. Im Beitragsbild zeigen wir die Samen der Pflanze und ihre Samenhülle.  Sind das jetzt eigentlich Hülsen oder Schoten? Jedenfalls wurden sie schon im Sommer eingesammelt, getrocknet, und werden in wenigen Wochen ausgesät. (Na ja, so an die 12 Wochen sind es noch, aber Gärtner werden im Winter ungeduldig). Daraus werden dann bis zum Herbst stattliche Pflanzen, und wenn die Winter milde sind, überleben sie den, treiben Blüten und Samen, und der Kreislauf schließt sich. Manche Exemplare können aber auch – je nach Pflege und Witterung-  3 bis 4 Jahre alt werden.

Leider können wir hier nicht, wie wir das bei einigen Pflanzen tun, „Herbarexemplare“ zeigen. Warum nicht? das ergibt sich aus der fraktalen, dreidimensionalen Struktur der Blätter. Sie lassen sich nicht einfach in der Pflanzenpresse ohne erheblichen Informationsverlust flachquetschen.

Was können wir noch preisgeben?  Dass es eine Nutzpflanze ist, Mensch und Tier teilen sich oft die Ernte. Dass die Meinung über ihren Speisewert sehr widersprüchlich sind, sie reichen von „Superfood“ bis hin zu „mag ich nicht, widerlich“. Muss man eben mögen, sonst gefällts einem nicht. In manchen Regionen spielt unsere Pflanze eine  gewisse Rolle in traditionellen Volksfesten.

So, das reicht. Unsere Fragen:

Name (Artname)
Unterart / Zuchtform ?
Herkunft?
Rezepte oder Verwendungsbeispiele?
Traditionelle Volksfeste?

(Red)

 

 

 

 

 

 

 

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