Märchenstunde am Feldrand

24. Oktober 2022 | Bild der Woche | 6 Kommentare

„Seht, wie gut die Gerste im Saft steht“, rief B2B und wies auf die sich sanft wogenden Getreidefelder inn der Ferne, die in der sich senkenden Oktobersonne golden glänzten. „Erzähl doch keine Russenmärchen“, fuhr ihn die Nixe an.  „Wo unser Obermeister regiert, gedeiht alles“, stellte Redhall klar. „Wir sind aber nicht in Halle, sondern im Saalekreis“, stellte Geraldo mit der ihm innenden Ernsthaftigkeit und Strenge fest.  „Und Gerste ist das auf keinen Fall“, meinte Rati:  „Die wächst nicht mehr im Oktober“. „Ich habe Hunger“, quäkte jetzt „Stadt für Kinder“ dazwischen. „Dann geh an den Herd und koch halt was“ fuhr sie jemand aus der Jungsrunde an.

„Es ist schon schwierig, mit diesen Kindern“, seufzte die alte Elfriede, als sie die Meute endlich wieder beisammen hatte. Klassenausflüge waren für sie immer eine besondere Herausforderung, denn eigentlich hatte sie schon genug zu tun, die schludrigen Klassenarbeiten auf Rechtschreibfehler zu korrigieren.  Als die alte Tante endlich am Rand des Feldes die wild streitenden Kinder wieder eingesammelt hatte, versuchte sie, der Meute ein Märchen vorzulesen. „Es war einmal“, fing sie an, und die lieben Kleinen saßen alle nun brav im Gras und hörten der betagten Dame zu. Tatsächlich wurde alles still und andächtig, als sich die Wundergeschichte in den Ohren der Kinder ausbreitete. Klein SfK hatte sich indes aber in das Kornfeld geschlichen, nichts hörte man von ihr, bis auf das rascheln, als die Körnchen in den Topf fielen, man hörte ein leises  blubbern, und als die Märchentante mit ihrer Erzählung fertig war, war Stadt für Kinder verschwunden. Komplett weg. Sie war von einem gewaltigen, wabernden Haufen einer klebrigen Masse begraben worden, und der wuchs und wuchs immer mehr…

Liebe Leser, es ist Montagmorgen, dies ist wieder die Pflanze der Woche. Hintergrund des „Märchens“ sind ärmliche Verhältnisse der vergangenen Jahrhunderte, in denen ein großer Teil der Bevölkerung ständig hungerte. Die Sehnsucht nach wenigstens einem nahrhaften Brei – Brot war bereits Luxus – war gewaltig, und so entstanden Träume, wenigstens einmal in einem Nahrungsmittel, und sei es noch ein so einfaches, regelrecht baden zu können.

Die Pflanze, die die Grundlage für eine solchen einfachen, preisgünstigen Brei lieferte, sieht man heute nur noch sehr selten auf den Feldern stehen. Manchmal aber schon. Bei dem Feld, was wie hier bei Angersdorf entdeckt haben, scheint es sich wohl eher um einen Versuchsanbau zu handeln. Vielleicht vor dem Hintergrund des Klimawandels: denn die Pflanze ist sie ist sehr Trockenheits-resistent, kann mit wenig Wasser schon sehr effizient Photosynthese betreiben und Energie sammeln.

  • Um welche Pflanze geht es hier?
  • welche effiziente Art des Stoffwechsels beherrscht sie ?
  • Die Vignette, die wir im Beitragsbild zur Collage mit verwendet haben, stammt von einem bekannten Jugendstilkünstler. Von wem?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Brennt mit blauer Flamme und auf der Haut“): Diptam, Dictammnus albus

Nu Dheng lag richtig – wir suchten den Diptam, Dictamnus albus.

Bei der leicht entzündlichen Pflanze handelt es sich um den „Gewöhnlichen Diptam“, Dictamnus albus. Mit dem biblichen Brennenden Dornbusch hat der Diptam nichts zu tun. Wegen seines auffälligern Duftes und seiner Inhaltsstoffe fand der Diptam lange als Heilpflanze Verwendung. Heute wird er wegen seiner attraktiven, dekorativen Erscheinung gern als  Gartenpflanze kultiviert. Doch wegen seiner Giftigkeit und phototoxischen Wirkung ist Vorsicht angebracht.

(Hans Ferenz)

Noch viel mehr Pflanzen findet Ihr in unserem Archiv. Seit 2016 jede Woche ein neues Gewächs im unserem  virtuellen Wildwuchs.

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