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Lila Bollen, fern der Heimat: zwischen Schwarzwaldhut und fernöstlicher Anmut

Pflanze der Woche, 19.–25. Mai 2025

Es war ein Vormittag, wie man ihn aus alten Zeiten kennt. Im ehrwürdigen Büro der Pflanzenredaktion hing der Duft vergangener Expeditionen. Der kühle Holztisch glänzte matt unter dem schwachen Licht, das durch bleiverglaste Fenster fiel. Der Chef, in würdevoller Haltung, legte das nächste Thema auf den Tisch: „Heino“, sagte er mit ernster Stimme, „die nächste Pflanze der Woche muss etwas Besonderes sein. Du kannst ja Nixi dann als Modell nehmen – deine Freundin macht das doch gern?“

Heino schluckte. Das war ihm höchst unangenehm. Denn erstens: Nixi war nicht seine Freundin – jedenfalls nicht im romantischen Sinne. Auch wenn er es sich vielleicht wünschte. Aber trotz aller Bemühungen kam von ihrer Seite nichts zurück. Zweitens: Die Fotografiererei war ihr lästig. Sie empfand das Vor-die-Kamera-Gezerrte als unangenehm und fühlte sich dabei auf ihr Äußeres reduziert. Heino hatte ihren stillen Widerstand stets gespürt, wenn er sie um solche Gefälligkeiten bat.

Zögernd verließ er das Büro, das Bild der mächtigen lila Kugeln vor Augen, die bereits im Studio warteten.

Er versuchte es trotzdem. Der Auftrag war nun einmal erteilt. Im Flur fasste er sich ein Herz. „Nixi, das ist mir jetzt unangenehm. Ich weiß, du hältst nicht viel von dieser Fotografiererei. Aber der Chef will. Könntest du vielleicht … würdest du für die neue Pflanze posieren?“

Sie sah ihn ruhig an, ihre Stimme klar und bestimmt: „Du weißt, wie wenig mir das liegt, Heino. Aber ich habe eine Idee.“

Ein feines Lächeln trat in ihre Züge. „Meine Freundin Dora Ji aus Korea würde gern einspringen. Sie kennt sich mit Zwiebelgewächsen aus und bringt die nötige Ruhe mit. Sie sieht gut aus, und wir könnten damit zeigen, wie international wir arbeiten.“

So kam es, dass im Scheinwerferlicht nicht Nixi, sondern ihre koreanische Freundin Dora Ji in einer ungewöhnlichen Schwarzwaldtracht stand – zumindest, was die Kopfbedeckung betraf. Die Idee stammte vom Direktor. Er hatte erklärt, dass man durch kulturelle Verfremdung die botanische Besonderheit unterstreichen könne. Heino verstand nicht recht, was das mit dem Schwarzwald zu tun haben sollte.

Statt der flauschigen Bollen eines traditionellen Huts thronte auf ihrem Haupt ein Gewimmel purpurner Blütenbälle – imposante, kugelige Blütenstände, die wie kleine Firmamente an Stielen schwebten. Heino durfte zusehen, durfte aber nicht eingreifen: Nixi führte Dora durchs Set und fing mit sicherem Blick das Zusammenspiel von Licht und Blüten ein.

Nach der Aufnahmesession versammelte sich das Team vor dem frischen Druck. Der Direktor nickte zufrieden, während der Chef leise sagte: „Ein starkes Bild. Als hätte der Schwarzwald selbst violette Sterne hervorgebracht.“

Und dann – wie in jeder guten Redaktionsrunde – entspann sich eine muntere Debatte: „Kann man diese Bollen essen?“ fragte jemand. „Die oberen machen sich gut als Deko auf dem Salat.“ „Und untenrum sind sie ziemlich scharf und lecker“, bemerkte ein anderer.

Fragen an unsere Leserinnen und Leser:

  • Welche Pflanze verbirgt sich hinter den prunkvollen lila Kugeln des Bildes?
  • Welche „Bollen“ kann man essen? Und was sind Bollen eigentlich?
  • Woher stammt das Wort „Bolle“?
  • Das mit dem Schwarzwald ist so eine Sache: Am Bild hat nicht nur Nixi, sondern auch KI mitgewirkt. Verfluxt noch mal – welche, und ergibt das einen Hinweis in den Schwarzwald?
  • Die Pflanze stammt aber weder aus dem Schwarwald, noch aus Korea? woher denn eigentlich?

Auflösung zur Pflanze der Woche vom 12.–18. Mai 2025 (Ein Spiel von Luft und Wurzeln)

Die letzte Pflanze der Woche führte uns kulinarisch nach Ostasien und botanisch in ein kleines Reich der Blütenpoesie. Gesucht war die Ballonblume (Platycodon grandiflorus), die im Koreanischen als „Doraji“ bekannt ist.

Wir danken unserem Leser NhuDeng, der den richtigen Riecher hatte und in seinem Kommentar nicht nur die Pflanze erkannte, sondern auch ihre kulturelle Bedeutung erläuterte. Er schrieb:

„Da winkte wieder mal Heino aus einem Ballon! Einfacher war die Suche, wenn man sich bei Dora Jis umsieht, nicht in ihrer Küche im Mühlwegviertel, sondern im Namen, Dorajis. Doraji ist der koreanische Name sowohl für die Glockenblume (Platycodon grandiflorus) als auch für deren Wurzel. In der Chinesischen Traditionellen Medizin wird die Wurzel frisch oder getrocknet als Heilmittel verwendet. Kosten kann also nicht schädlich sein. Doraji Taryeong wird mit Sicherheit nicht mein Einschlaflied, aber wem es gefällt!!! Die Ballonglockenblume habe ich in meinem Garten.“

Die Ballonblume ist eine ausdauernde Staude aus Ostasien. Ihr botanischer Name bezieht sich auf die ballonartig aufgeblasene Knospe, die sich später zu einer sternförmigen Blüte entfaltet – meist in einem kräftigen Blau bis Violett. Als Zierpflanze erfreut sie sich auch in Deutschland großer Beliebtheit, da sie pflegeleicht ist und sowohl im Garten als auch im Kübel gedeiht. Ihre Wurzeln aus dem Topf zu reißen und sie in der Küche zu verwenden – darauf kommt hier allerdings niemand.

Ihre Wurzel hingegen hat es in sich: In Korea wird sie roh oder eingelegt als Gemüse verzehrt. Unter dem Namen „Doraji“ ist sie auch in Liedern, Mythen und Volksbräuchen präsent. Das Volkslied „Doraji Taryeong“ besingt die Blume mit melancholischer Zärtlichkeit:

Doraji, doraji, doraji!
In den Tiefen der Berge ist weißer Doraji!
Obwohl ich nur eine oder zwei Wurzeln ziehe,
wird mein Bambuskorb voll.

Refrain:
Eheyo! Eheyo! Eheaeya!
Eoyeorananda! Jihwaja, gut!
Dort, am Fuße der Berge, bewegt sich Doraji hin und her

Doraji, doraji, doraji!
Eunyul Geumsanpos weiße Doraji!
Eine Wurzel, zwei Wurzeln, die ich aufgesammelt habe,
im Gebirgstal mit reicher Doraji-Ernte

Refrain

Doraji, doraji, doraji!

Kann man sich beispielsweise hier anhören: https://www.youtube.com/watch?v=ZTTgQlE_rvw
(Muss man mögen – sonst gefälltst einem nicht)

Weitere „Pflanzen der Woche“ findet Ihr in unserem Archiv – alle, seit 2016.

8 comments on “Lila Bollen, fern der Heimat: zwischen Schwarzwaldhut und fernöstlicher Anmut”

  1. Der Sternkugel-Lauch Allium cristophii wird gesucht, obwohl ich die sternförmigen Blüten auf dem Bild nicht erkenne. Später mehr, denn ich gehe jetzt in meinen Garten.

  2. Wenn Du in Deinem Garten bist, mal mein Foto von Deinem Sternkugel-Lauch und stell es hier rein. Ich mache dann eines von meinem Lauch, dann können wir vergleichen. Für das Bild mit den Hutbollern ist der Sternkugellauch schon zu groß, denke ich.

  3. Nun habe ich zwar die Fotos von meinem Allium christophii, aber keine Ahnung , wie ich sie hochladen kann?

  4. Am einfachsten ist es, Du gehhst auf diese Seite: https://de.imgbb.com/, dann lädtst Du die Bilder hoch. Du bekommst dann so einen Link-Code, den postst Du einfach hier rein.

  5. Wunderschön und die Sternenblüten sind so gleichmäßig geöffnet. Eine sehr angenehme Art um Fotos auf Webseiten einzufügen, die Möglichkeit war mir nicht bekannt.

  6. In Deiner Kugel sind die Sternchen deutlicher ausgeprägt, es ist also eher eine durchbrochene Kugel. Meine Kugel ist insgesamt dichter, die Sterne haben kürzere Zacken, so dass sich eher der Eindruck eines Bommels ergibt. Andere Art?

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